Weniger Kunden, weniger Stände: So geht es mit dem Wochenmarkt in Erbendorf weiter

Erbendorf
02.06.2023 - 09:50 Uhr
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Seit etwas mehr als einem Jahr findet jeden Freitag der Wochenmarkt in Erbendorf statt. Welches Fazit ziehen Händler und die Stadt? Fest steht: Auf einen bestimmten Verkaufswagen müssen die Kunden künftig verzichten.

Fast jeden Freitag stehen Mario Senftleben, Kajetan Merkl, Denise Stiehl sowie Gabi und Josef Rupprecht mit ihren Verkaufswagen auf dem Unteren Markt in Erbendorf. Dort findet seit gut einem Jahr ein Wochenmarkt statt. Im Angebot gibt es Fleisch, Wurst, Käse, Eier, Nudeln und viele andere Produkte - eigentlich alles, was Mann und Frau so braucht. Doch wird der Wochenmarkt auch besucht? Sind Fieranten, Kunden und die Stadt zufrieden? Ein Fazit nach dem ersten Marktjahr.

Gegen 9 Uhr herrschte am Freitag vergangener Woche Ernüchterung. "Der Markt wird aktuell nicht so gut angenommen wie wir uns das erhofft hatten", sagt Mario Senftleben aus Premenreuth, Sprecher der Marktleute, der an seinem Stand verschiedene Milch- und Käseprodukte verkauft. Nur spärlich kämen die Kunden. Meist seien es Stammkunden. Urlauber oder Neugierige seien selten dabei. Dabei habe sich der Markt laut Bürgermeister Johannes Reger "gut etabliert". "Die Kunden gehen gerne dorthin", sagt er auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.

"Wir haben das Gefühl, dass die Euphorie des Anfangs leider verflogen ist", sagt Gabi Rupprecht. Zusammen mit ihrem Mann Josef bietet sie in Erbendorf verschiedene Marmeladen und Gelees an - inzwischen allerdings nur noch alle zwei Wochen. Das habe zwei Gründe. "Zum einen verkaufen wir ein Produkt, das man nicht wöchentlich braucht, zum anderen wird der neue Wochenmarkt in Mitterteich besser angenommen", sagt Josef Rupprecht.

Konkurrenz aus Mitterteich

Seit März findet dieser parallel zu dem in Erbendorf statt. "Der Markt ist noch neu, die Neugierde der Menschen größer", sagt Kajetan Merkl vom Bioladl aus Haselbrunn. Auch er hat sich dazu entschieden, seine Fleisch- und Wurstwaren alle zwei Wochen in Mitterteich anzubieten. "Der Markt in Mitterteich hat uns Händlern in Erbendorf einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagt Mario Senftleben und erzählt, dass Stefan Grillmeier, Bürgermeister in Mitterteich, persönlich auf den Wochenmärkten in Erbendorf und Tirschenreuth Werbung für "seinen Markt" gemacht habe. Die Folge: Von fünf etablierten Verkäufern sind zwei nur noch zu den ungeraden Kalenderwochen in Erbendorf, der Fischverkäufer schaut nur am dritten Freitag im Monat vorbei. "Für die Kunden ist das schlecht, weil sie nicht wissen, wer am Wochenmarkt vor Ort ist", sagt Senftleben. Und so könne es vorkommen, dass Marktbesucher in einer geraden Kalenderwoche nur zwei Händler vorfinden.

Weniger Kunden, weniger Stände

Der Stadt wollen die Marktleute keinen Vorwurf machen. Das Verhältnis zur Verwaltung, die hinter dem Wochenmarkt stehe, sei gut. "Der Markt wird gut beworben und es fallen keine Standgebühren an", nennt Denise Stiehl aus Pegnitz einen weiteren Pluspunkt. "Das bleibt auch weiterhin so", sagt Reger auf Nachfrage. Weitere Änderungen seien ebenfalls nicht vorgesehen. Standort, Wochentag und Uhrzeit - 8 bis 13 Uhr - bleiben unverändert. "Neue Wochenmärkte haben es generell schwieriger als seit Jahrzehnten etablierte", meint Kajetan Merkl.

Was fehlt, sei das Wichtigste: die Kunden. "Es ist eine Art Teufelskreis", bringt es Mario Senftleben auf den Punkt. "Wenn das Angebot auf dem Markt nicht passt, bleiben die Kunden weg und immer weniger Kunden bedeuten schlussendlich weniger Marktleute." Das geringe Interesse ist auch für Denise Stiehl mit ihrem Laden "Das unverpackte Stiehlchen" der Grund, warum sie künftig nicht mehr zum Wochenmarkt nach Erbendorf kommt. "Das ist aber schade", sagt Annette Krodel aus Erbendorf, die gerade fürs Wochenende einkauft. "Die Strecke von Pegnitz nach Erbendorf wäre kein Problem, wenn genügend Kunden kommen würden", erklärt Stiehl. Ihre unverpackten Produkte bietet sie künftig in der Oberpfalz nur noch in Auerbach an. Bei besonderen Märkten oder Anlässen könne sie sich jedoch schon vorstellen, wieder in den Landkreis zu kommen.

Kaufverhalten entscheidend

Für ein umfangreiches Angebot würde dem Markt ein Obst- und Gemüsehändler guttun, meint Mario Senftleben. Diese Lücke füllt laut Bürgermeister Reger seit ein paar Wochen Michael Wildenauer mit seinem Bioladen "Schwammerl". Das Geschäft befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Einen eigenen Verkaufsstand wird er allerdings nicht eröffnen, sagt er auf Nachfrage. Er habe beobachtet, dass am Freitagvormittag mehr Menschen in den Laden kommen als an anderen Werktagen. "Entscheidend ist das Verhalten der Kunden", fasst es Mario Senftleben zusammen. Wer kein Interesse an einem Wochenmarkt zeige, dürfe sich nicht wundern - und nicht beschweren - wenn der Markt wieder eingestellt werde. Und das wäre schade. Nicht nur für die Attraktivität der Erbendorfer Innenstadt, sondern auch "für die regionalen Händler und Produkte".

 
 

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