Schlug im Kommunalwahlkampf in der Steinwaldstadt dem geplanten Schulschwimmbad parteiübergreifend zumindest Skepsis entgegen, sind inzwischen Tatsachen geschaffen. Nach der Ausschreibung ist unbemerkt von der Öffentlichkeit zu Jahresbeginn auch schon die Auftragsvergabe erfolgt.
Bauherr für das Sechs-Millionen-Projekt ist die "Steinwald Gastro Bau & Betriebs-GmbH", deren Geschäftsführer Hans Donko ist, der eine Förderung von 4 Millionen Euro ankündigt. "Das Ganze ist ein Segen für Erbendorf", freut sich der ehemalige Bürgermeister. Das Projekt ausführen wird das Bauunternehmen Aumer aus Cham. Heuer soll das Gebäude noch winterfest werden.
Im Herbst 2018 wurde die Planung für eine Schwimmhalle erstmals öffentlich vorgestellt. Die Attraktivität des Grund- und Mittelschulstandorts sollte gestärkt werden. Und regelmäßiger Schwimmunterricht für Kinder ist bekanntlich bitter notwendig. Die Erbendorfer Bürger erfuhren bei der Präsentation darüber hinaus, dass sie auch - wie im klassischen Hallenbad - ihre Bahnen ziehen dürfen, sofern keine schulischen Belange dagegenstehen.
Bei der Podiumsdiskussion zum Kommunalwahlkampf im Januar dieses Jahres im Kolpinghaus erklärten die drei Bürgermeisterkandidaten das Vorhaben nicht gerade zu ihrem Lieblingsprojekt, weil das Damokles-Schwert einer Schließung des defizitären Freibads über den Köpfen der Stadtväter und -mütter hängt, wenn eine teure Schulschwimmhalle mit nicht unerheblichen Betriebskosten hinzukommt. Der damalige SPD-Bürgermeister-Kandidat Jochen Neumann versprach: "Das Freibad wird auf jeden Fall erhalten." Dieses Versprechen kann er selbst nicht mehr halten, weil ihn die Wähler nicht auf den Chefsessel im Rathaus hievten.
Bernhard Schmidt (FW), frisch gebackener Zweiter Bürgermeister, informierte seinerzeit vor gut 350 Zuhörern, dass sich die Freien Wähler in Ermangelung von Zahlen zu den Betriebskosten schon frühzeitig gegen die Schwimmhalle gestemmt hätten. Und für den inzwischen "regierenden Bürgermeister" Johannes Reger (CSU) hatte das bestehende Objekt, sprich Freibad, eindeutige Priorität. Auch im Publikum war die Fangemeinde für die Schwimmhalle nicht sehr groß, falls dadurch die Existenz des Freibads in Gefahr geraten könnte.
"Was jemand im Wahlkampf von sich gibt, ist die eine Sache", meint Donko. Tatsache sei, dass der Stadtrat hinter dem Projekt stehe. Und es bedeute nicht automatisch, dass im Freibad der Schlüssel umgedreht werde. Wie erklärt sich aber der flotte Spatenstich? "Das war der einzige Termin, den der Regierungspräsident hatte", erklärt Donko, der sich sehr darauf freut, dass er Axel Bartelt die Hand schütteln kann.
Eigenständig für Erbendorf
Die „Steinwald Gastro Bau & Betriebs-GmbH“ agiert mit Geschäftsführer Hans Donko als rechtlich eigenständige Firma, die Projekte für die Stadt Erbendorf abwickelt wie zum Beispiel die Stadthalle oder das Aribo-Hotel. Dieses finanzielle Konstrukt von städtischem Haushalt, Stadtwerken und der „Steinwald Gastro Bau & Betriebs-GmbH“ hat sich vielen Bürgern nie so ganz erschlossen, ist aber in der Steinwaldstadt gängige und durchaus legale Praxis. Dem Stadtrat als Gremium bleibt mitunter die Zuschauerrolle. Wenn die „Gastro“ Bauanträge an den Stadtrat stellt, können weder das Gremium noch im Nachgang das Landratsamt ein Veto einlegen, wenn die gesetzlichen Vorschriften beachtet werden. Sollte allerdings einmal ein Projekt kostenintensiver als geplant werden, müsste die Stadt Erbendorf haften. Schulden der „Steinwald Gastro Bau & Betriebs-GmbH“ tauchen im normalen städtischen Haushalt aber nicht auf.
Sind zwei Bäder eines zu viel?
Im Am Montag, 17. September, 2018 stellte Architekt Richard Krauß vom Büro Rembeck & Partner in der Stadtratssitzung die Planungen für die Schulschwimmhalle vor. Laut einem NT-Artikel vom Mittwoch, 19. September 2018, zeigten sich die einzelnen Fraktionssprecher vom Projekt angetan, wobei damals noch nicht die Rede davon war, dass der Erbendorfer Haushalt zwei kostenintensive Bäder womöglich nicht verkraften könne.
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