Eschenbach
31.07.2023 - 13:18 Uhr

Eschenbach: Pflasterbelag südlich des Rathauses soll weg

Erhält die Durchgangsstraße am Stadtplatz einen durchgehenden Asphaltbelag? Der Stadtrat stimmt mit knapper Mehrheit für die Entfernung von 105 Metern Pflaster, sieht aber auch Fördergelder in Gefahr.

Das denkmalgeschützte Rathaus soll durch eine besondere Gestaltung seines Umfelds herausgehoben werden. Die SPD würde die Durchgangsstraße gerne durchgehend asphaltieren. Bild: rn
Das denkmalgeschützte Rathaus soll durch eine besondere Gestaltung seines Umfelds herausgehoben werden. Die SPD würde die Durchgangsstraße gerne durchgehend asphaltieren.

Diskussionsstoff lieferte in der Stadtratssitzung der Antrag der SPD-Fraktion. Sie will die „Auswechslung des Pflasterbelags im Bereich ost- und westwärts des Rathauses in einen Asphaltbelag im Zuge der Schaffung eines barrierefreien Fußgängerübergangs in der Innenstadt“. Im Rahmen der Aussprache ergab sich, dass der Antrag das Pflaster der Durchgangsstraße betrifft.

Fraktionssprecher Thomas Ott überließ Bürgermeister Marcus Gradl die erste Stellungnahme zum vorliegenden Antrag. Dieser hatte sich Informationen von neutraler Seite eingeholt und zitierte aus einem Schreiben von Architekten und Städteplaner Klaus Stiefler, der hervorhob. „Bei der Gestaltung des Stadtberges sollte ein möglichst einheitlich erscheinender Stadtplatz entstehen. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf den zentralen Bereich um das Rathaus gelegt werden. Gleichzeitig sollte das denkmalgeschützte Rathaus durch eine besondere Gestaltung seines Umfeldes herausgehoben werden.“

"Rathaus ein zentraler Platz"

Stiefler, der die gesamte Altstadtsanierung planerisch begleitete, betont in seiner Stellungnahme, dass neben der Gestaltung des Umfelds des Rathauses im Osten, Norden und Westen auch die südlich vorbeiführende Fahrbahn mit einbezogen und gepflastert wurde. Mit der Zonierung Karlsplatz/Rathausumfeld/Marienplatz sei das gewünschte Verdeutlichen des Rathausbereichs als zentraler Platz erreicht worden. Zudem stellt der Städteplaner heraus, dass durch die Pflasterung dem Autofahrer die besondere Situation um das Rathaus verdeutlicht und damit auch ein langsameres Fahren in diesem Bereich erreicht werden sollte. Abschließend stellt er fest: „Diese mit der Regierung abgestimmte Lösung wurde dementsprechend auch mit Städtebaufördermitteln gefördert.“

Anmerkungen aus Sicht der Denkmalpflege und Ortsbildgestaltung lagen auch seitens des Kreisheimatpflegers Hans J. Oberndorfer vor, der an eingehende Diskussionen und Anhörung vieler Fachstellen anlässlich der Stadtsanierung und der Neugestaltung von Karls- und Marienplatz erinnerte. Der Stadtrat habe damals entschieden, „den dortigen Empfehlungen zu folgen und die gestalterischen Hinweise und Vorschläge dieser Fachleute umzusetzen“. In seinen weiteren Ausführungen bezieht sich Oberndorfer auf den jüngsten Sprechtag der Denkmalschutzbehörde, bei dem er Oberkonservator Raimund Karl und den Vertretern der Unteren Denkmalschutzbehörde „die Überlegungen einiger Stadträte“ zur Entnahme des vorhandenen Pflasterbelags zugunsten eines Asphaltbelags vorgetragen hat, und erklärt: „Herr Karl lehnt eine Veränderung des Straßenbelags hin zu einem Asphaltbelag nachdrücklich ab und begründet dies in der Hauptsache mit der Notwendigkeit, die zentrale Funktion des ‚Baudenkmals Rathaus‘ als Mittelpunkt der historischen Stadtanlage zu verdeutlichen und auch im ohnehin eng gefassten Umfeld zu unterstreichen.“

Kreisheimatpfleger sieht es kritisch

Mit einer Beseitigung der gestalterischen Elemente im Flächenbelag um das Rathaus würden nach dem Urteil Oberndorfers die Bemühungen um eine Aufwertung des Ortsbilds aus der Vergangenheit zunichte gemacht und es dränge sich die Frage auf, wie beantragte Fördermittel aus der Städtebauförderung in der Zukunft einzuordnen sind, wenn abgestimmte Gestaltungselemente unbedacht dem Zeitgeist geopfert werden. Und ganz nebenbei bewirke die vorhandene Pflasterung auch eine deutliche Reduzierung der Geschwindigkeiten in der Durchgangsstraße. Der Kreisheimatpfleger räumte abschließend ein: „Eine gestalterisch und technisch angemessene Erneuerung des Fahrbahnbelags südlich vom Rathaus kann nach Überzeugung von Karl gefunden werden, ohne dabei Grundsätze des Städtebauförderprogramms in Frage zu stellen.“ Die Kosten, die durch den Umbau entstehen, bezifferte er auf zirka 160 000 Euro.

SPD-Fraktionssprecher Thomas Ott begründete den Antrag mit Lärmbelästigung bei Tag und Nacht, Behinderungen beim Winterdienst und für Radfahrer und damit, dass ihm andernorts nichts von einer Rückforderung von Fördermitteln bekannt sei. Das Entfernen der Pflasterung könne im Rahmen der Arbeiten für den vorgesehenen Fußgängerüberweg erfolgen.

FW-Sprecherin Elisabeth Gottsche erinnerte an eine Aussage ihres Vaters zu Zeiten der Altstadtsanierung;: „Die wer’n doch net so blöd sei, in Eschenbach Pflaster einzubau’n.“ Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h nannte Erwin Traßl einen Segen, zeigte sich überzeugt, dass der künftige Zebrastreifen die Fahrgeschwindigkeiten „nochmals reduziert“ und erklärte: „Ich brauche kein Pflaster“. Lina Forster wartete mit einer angeblichen Äußerung von Architekt Stiefler auf: „Die Pflasterung ist nicht der Weisheit letzter Schluss.“ Thomas Riedl sah im Rathaus nur eine „Abgrenzung des Stadtplatzes“ und wünschte sich eine „durchgehende Straße mit Teer“.

Nicht sinnvoll hielt CSU-Fraktionssprecher Korbinian Dunzer den SPD-Antrag. Er stellte die Frage nach einer Stellungnahme der Fachstellen, hielt mit dem Argument der „Pflasterung in jeder historischen Altstadt“ dagegen und sah im vorliegenden Antrag einen Schnellschuss.

An den kürzlichen Beschluss zur Schaffung von „Bühnen“ für die Außenbewirtschaftung erinnerte Jürgen Schäffler und gab zu bedenken: „Und dann wollen wir den schönen Stadtplatz asphaltieren.“ Als Robert Dotzauer - in seiner Amtszeit als Bürgermeister fand die Altstadtsanierung statt - zu einer Stellungnahme gebeten wurde, erklärte er aus dem Zuhörerbereich heraus: „Städte wie Pegnitz und Kemnath verfügen über ein durchgehendes Pflaster, die Geschwindigkeit am Stadtplatz wurde bereits von 50 km/h auf 30 km/h reduziert und ein Herausreißen des Pflasters wäre kontraproduktiv.“ Er sah im Antrag eine „Diskussion über Luxusprobleme“ und resümierte: „Die heute dagegen sind, waren vor 30 Jahren gegen die komplette Altstadtsanierung.“

Die „Gefahr, dass wir aus der Städtebauförderung herausfliegen“ erkannte Harald Neustätter und nannte als Beispiel den Fall „Rathaus Grafenwöhr“. Unter Hinweis auf die Stellungnahme von Oberkonservator Raimund Karl appellierte Bürgermeister Gradl an das Gremium, durch eine ungute Entscheidung „die Förderung der anstehenden Sanierung des Rathauses nicht in Gefahr zu bringen“. Dennoch wurde mit den Stimmen von SPD und FW dem Antrag der SPD-Faktion entsprochen (9:8).

 
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