Eschenbach
29.01.2023 - 11:15 Uhr

Eschenbacher Mundarttage: Wie das Moped in Opas Todesanzeige kam

Vor Jahren machte Christa Vogl in Eschenbach Abitur, jetzt ergötzte sie das Publikum mit heiteren philosophisch-realistischen Anekdoten. Die Reaktionen zeigten, wie sehr sich die Gäste der "Eschenbacher Mundarttage" damit identifizieren.

Von Christa Vogl erfuhr ein begeistertes Auditorium auch, welche Zeitung die beste von allen sei – zumindest nach Omas praktischer Meinung. Bild: rn
Von Christa Vogl erfuhr ein begeistertes Auditorium auch, welche Zeitung die beste von allen sei – zumindest nach Omas praktischer Meinung.

Im Kulturzentrum „Beim Taubnschuster“ freute sich Karlheinz Keck über einen enormen Andrang. Für die vierte Folge der Mundarttage kündigte der Vorsitzende des Heimatvereins Praktiker an. Man wolle aufzeigen „wie die Oberpfälzer so san.“ Zu dem Abend mit „satirischen Geschichten aus der Oberpfalz“ hieß er neben Christa Vogl auch den jungen Gitarristen Ferdinand Zeitler aus Kirchenthumbach willkommen. Er wird demnächst bei „Jugend musiziert“ sein Können zeigen.

Die Englisch- und Französisch-Übersetzerin Vogl stellte sich als Autorin vor, die seit 15 Jahre frei erfundene Kurzgeschichten schreibt. Sie kündigte darüber hinaus auch gelesene Witze an. Vogl stellte ihr neuestes Werk „Landfrauenwoche“ vor. Heiter, hintergründig und auch satirisch klärte sie über das Leben auf.

„Ihre flott geschriebenen Kürzestgeschichten zeigen eine fast absurde valentineske Welt der Kleinbürger, die witzig pointiert immer auch realistisch in unserer Umgebung genauso existiert oder existieren könnte“, hatte einst Bernhard M. Baron ihre Beobachtungsgabe, Fantasie und Ausdrucksfähigkeit kommentiert. Ein erstes Beispiel lieferte Vogl mit der „besten Zeitung von allen“ aus Sicht der Oma. Drei- oder viermal im Jahr kaufe die sich die Bildzeitung, um die einzelnen Seiten sorgfältig zusammenzuknüllen und mit den kleinen Papierbällen, die Fenster nach der Schwammtuchreinigung damit trocken zu reiben.

Zu den eingestreuten Witzen gehörte die Geschichte von einem „alten Wei“, deren Mann gestorben ist. Sie hat aber nur das Geld für eine Sterbeanzeige mit einer Zeile: „Oskar tot“. Als „da Ma vu da Zeitung“ ihr nach längerem Gespräch einräumt, für eine zweite Zeile keine zusätzliche Gebühr zu fordern, „denkt as alte Wei a wenig nao und sagt: Naja, wenn S unbedingt zwoa Zaaln hom wölln, dann schreiben S halt: ‚Oskar tot. Moped zu verkaufen‘.“

Mit „Shinrinyoku“ griff die erzählfreudige und pointenselige Erzählerin verschiedene Zeiterscheinungen auf und berichtete von einem älteren Mann, der entspannt auf einer Holzbank am Waldrand sitzt. Einem Passanten erzählt er von den vielen Genüssen seines Waldspazierganges. Als er erfährt, dass dies ganz modern sei und sich als japanische Stress-Management-Methode „Sinrinyoku“ nennt, habe der Schorsch geantwortet: „Gäih, suar a neimodisch Zeich, ich woar doch bloß im Wold spaziern!“

Der Faschingszeit angepasst war der Witz von einem kränkelnden Mann, den der Arzt untersucht. „Goute Frau, Sie müin genau tou, wos e aitz soch, oder ihr Ma mou sterb'n“, erklärt der Doktor der Ehefrau. Zur verordneten Medizin gehörte: „Frühstück wäi im Sterne-Restaurant, zu Mittoch kochn S a 3-Gänge-Menü, jedn Dooch mindestens zwamal massiern und am allerwichtigstn is: in da Nacht im Bett, also dou müin S nan alle Wünsche erfülln … zwölf Monata lang.“ Als sie der Mann später im Auto fragt „Wos hout denn äitz da Dokta gsagt“, zuckt die Frau mit den Schultern und sagt: „Sterbn moust, hoat a gsagt.“

Unterhaltswert hatten des Weiteren Vogls Gschichteln mit hintergründigen Pointen über Oma-Gespräche, katzengerechte Ernährung, Geburtstagsfeier mit Begleiterscheinungen und ein Oma-Rezept mit Maßeinheiten wie Spruz, Trepfl, Brise und a Driml. Mit „Eschenbacher Gschichtn“ bedankte sich Keck für den unterhaltsamen Abend.

 
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