Vergangenes Jahr wurde sie mit dem Bayerischen Dialektpreis ausgezeichnet. Beim Taubnschuster gab sie unter anderem mit kurzen, prägnanten Dialektgedichten ein Beispiel dafür, dass man mit wenigen Worten mehr ausdrücken kann als mit aufwändigen Sätzen in Hochdeutsch: Grete Pickl überzeugte ihre begeisterten Zuhörer damit, dass bayerische Dialekte nicht nur Muttersprache in ihrer ursprünglichsten Form sind, sondern auch Ausdruck von Tradition, Heimatverbundenheit und Regionalität, die ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit schaffen und Türen öffnen.
Zwei Stunden sprudelte aus ihr ein Wortschatz tiefer Verwurzelung in die Oberpfälzer Mundart vom „glustera zum furtfoarn“, übers „Wirtshaus mit an Goasbock und zwoa Hendln“, über Lautmalereien wie „is des woua, dass a Kroua übers Joua …“ bis zum „Loblied“ auf Schnecken im Garten: „Lätschat Louda schleicht’s eich furt“. Aus der „Oberpfälzer Mundartdichtung heute“ entnahm sie einen Beitrag und brillierte mit kurzen Versen zur Kirchenempore (Boua), die die besondere Kraft des Dialekts bezeugen: „Aaf da Boua, dös is woua, waxn schlächte Christn noua. Lümmln se ans Orgelghäus‘, handeln um an Kitzlpreis. Aaf da Boua, dös is woua, waxn schlächte Christn noua. Vorn, am erschtn Boua-Baam is d‘ Versuchung, (derfst as glaam) wirkle grouß zum Unteschaun aaf di Moidla – und die Leiba all der Weiba zu studiern und zu taxiern. Aaf da Boua, dös is woua, waxn schlächte Christn noua. Aaf die Boua sollt ma loua neemads unta dreßich Joua.“
In ihren Gedichten übers Essen pries sie Hullagsträibala „süiß vulla Zucka“, Spitzla vom Bäckapäita, „Zwetschgakoucha fir mei Leben“ und Erdöpfl für Suppn, Sterz, Solot, Knedla, Brei und Dotsch an. Deutliche Zustimmung erhielt Pickl für Krautvarianten wie „ins Kraut nei taugt’s“ oder „die hout ma heit scho as Kraut ausgschitt“. Sie wusste von Gaststättennamen wie „Bürstenbinder“, „Zum wilden Hans“ oder „Zum letzten Fünferl“ und zögerte bei ihrem Ausflug zu den einstigen Bezeichnungen für Krankheiten wie „Schwindsucht“ oder „Hifallad Krankat“ nicht mit der Namensgebung für Sodbrennen: „Mie seucht der Herzwurm affa.“ Mit ihren lautmalerischen Wortergüssen unter dem Motto „Es hängt niat 100 Jaoha auf oa Seitn“ brachte Grete Pickl zum wiederholten Mal beim Taubnschuster zum Ausdruck: Dialekt sollte das Normalste der Welt sein. Dieser Norm entsprechend versicherte Karlheinz Keck in seinen Dankesworten: „Uns houts taugt!“ Das Duo Gerd und Werner bereicherte den Abend musikalisch.
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