Eschenbach
04.04.2025 - 09:59 Uhr

Heimatverein Eschenbach feiert Oberpfälzer Sprachkultur bei Mundarttagen

Die 6. Mundarttage in Eschenbach begeistern Besucher mit einer Mischung aus Dialekt und Kulturgeschichte. Buchhändler Martin Stangl zeigt auf humorvolle Weise die Feinheiten des Oberpfälzer Dialekts auf.

Mit der Eröffnungsveranstaltung zu den 6. Mundarttagen traf der Heimatverein Eschenbach den Geschmack und das Interesse von Menschen aus einem weiten Umkreis. Während Karlheinz Keck Schmankerl ankündigte, zeigte sich Martin Stangl überrascht: „Ich bin platt, dass so viele Leute da sind.“ Der Weidener Buchhändler und Autor, Herausgeber des „Oberpfälzer Wörterbuchs“, nahm die Zuhörer mit in das Thema des Abends „Weä ma da Schnobl gwachsn is“. Mit sichtbarer Freude tauchte er in die Welt des Dialekts ein und fasste zusammen: „Der Dialekt ist eine Fundgrube für Kulturgeschichte.“

Die Stammgäste des Heimatvereins erinnerten sich gerne an Aussagen des Mundartautors Dieter Radel: „Dialekt ist ein Stück Identität und Heimat … es is wei Latein, nur die Besten kinnas“, oder des Sprachwissenschaftlers Anthony Rowley: „In Eschenbach spricht man reinstes Oberpfälzisch … der Dialekt hat die Eigenschaft eines linguistischen Reagenzglases … die größte Gefahr sind die Kindergärten, weil dort die Ausdrucksfähigkeit der nachwachsenden Generation verloren geht.“

Dialekt einst verpönt

Stangl bezeichnete sich als „Bouchdantler“, der an der Auswahl des Oberpfälzer Wortes des Jahres 2024 „miechat“ mitgewirkt habe. Er bedauerte, dass in seiner Schulzeit in den 1970er Jahren der Dialekt verpönt war. Unterhaltsam war die Entstehungsgeschichte seines Oberpfälzer Wörterbuchs, dessen Inhalte er als flexibel, nuancenreich und herzensnah beschrieb.

Für das Oberpfälzer Schimpfwörterbeichl verwendete er sogar den Begriff „herrlich“. Geradezu begeistert berichtete er von einem Spracherlebnis in Santiago de Compostela und folgerte: „Man erkennt uns an der Sprache, dies stiftet Zugehörigkeit.“ Phonetische Feinheiten im „Neuen Testament auf oberpfälzisch“ kommentierte der Liebhaber von Wortspielereien genüsslich mit: „Wenn des a Breiss lest!“

Den bekannten Spruch „A Bou mou dou, wos a Bou dou mou“ ordnete er fast dem amerikanischen Sprachraum zu, in dem gerne das oberpfälzische „wou“ verwendet wird. Oberpfälzer Schläue blitzte auf, als Stangl an den japanischen Kaiser Hirohito erinnerte. Dieser hatte einst seine klügsten Köpfe ins Stiftland geschickt, um ein drängendes Problem zu lösen: „Wertvolle Zierkarpfen landeten nämlich vermehrt in den Kochtöpfen seines Volkes. Erst als die Zierteiche die Beschriftung ‚Koi Karpfen‘ (frei übersetzt: Zum Verzehr ungeeignet!) trugen, kehrte im Kaiserreich wieder Ruhe ein.“

Viele Varianten

Dass es keinen einheitlichen Oberpfälzer Dialekt gibt, zeigte er am Beispiel des Wortes „Mann“, dessen Aussprache sich von Süden nach Norden verändert: Mo, Ma, Moa. Die sprachliche Besonderheit Regensburgs – „Regensburg spricht ganz anders“ – erklärte Stangl mit dem Immerwährenden Reichstag im Alten Rathaus. Dort versammelten sich dauerhaft die Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. In dieser Art Sprachinsel tagten Vertreter von Lübeck bis Salzburg. Sein lockerer Kommentar: „Es fehlte umgangssprachlich das ‚Gscherte‘.“

Im zweiten Teil der Oberpfälzer Sprachreise nahm Stangl sein Publikum mit und animierte zu „Mitmachübungen“. Eine lebhafte Diskussion entwickelte sich über Kartoffelgerichte, Rauschstufen wie Dampfl, Seia, Zinterer und Brenestera sowie über „medizinische Fachausdrücke“ wie Oas, Wiadreckl, Kienzn, Bloudbloudern oder Depperldokta. Der Wüstenplanet wurde beschrieben mit „dou dadierta da, dou dadierte dia a“. Zu Flüchen passten Ausdrücke wie Sacklzement oder Greizbirnbaam und auch Götz von Berlichingen feierte Auferstehung.

Nach Begriffen wie Gnamperer, Wassergrandl, Oaschkritzlstaudan und Wasserganserer zeigte sich Stangl überzeugt: „Ihr seid ziemlich dialektfest“ und erklärte: „Ich möchte ein Bier!“ Zum Dank für den sprachlichen Kunstgenuss des Abends übergab ihm Keck zwei Publikationen mit dem Titel „Eschenbacher Gschichtn“. Er kündigte für den 30. April die bayerische Dialektpreisträgerin Grete Pickl mit ihrem Programm „Es hängt niat 100 Jaoha af oa Seitn“ an. Ein Bläserquintett der Stadtkapelle begleitete den Abend.

 
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