Eschenbach
28.04.2023 - 22:35 Uhr

Infoabend zu Gebäude-Energie-Gesetz: Viel Beratungsbedarf für die Bürger

Öl- und Gasheizungen vor dem Aus? Mit Informationen zu der Frage "Wie geht es weiter?" überhäuft Dipl.-Ing (FH) Matthias Rösch bei der Veranstaltung von Stadt und Volkshochschule mehr als 100 Interessenten in der Markus-Gottwalt-Schule.

Die Folgen der angekündigten Änderung des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) nahmen die Stadt Eschenbach und die Volkshochschule zum Anlass, Matthias Rösch, den Geschäftsführer des Energie-Technologischen Zentrums Weiden (ETZ) in den westlichen Landkreis zu laden. Mehr als 100 wissenshungrigen Besuchern vermittelte er auf Grundlage der jüngsten parlamentarischen Vorlagen breitgestreute Basisinformationen und bot kostenlose und neutrale Erstberatungen für ein planvolles Vorgehen zum Energiesparen an. In Kooperation mit der Verbraucherzentrale Bayern seien bei einem kleinen Kostenbeitrag auch Beratungen vor Ort mit Handlungsempfehlungen möglich.

Hybridlösung sinnvoll?

Unter Bezug auf die Hintergründe der angesagten Energiewende und den derzeitigen 75-prozentigen Anteil von Öl und Gas an den Energieträgern hielt er eine Reduzierung der Treibhausgase für erforderlich und sah mit Blick auf den zunehmenden CO2-Preis eine neue Heizanlage für finanziell lohnend. Nach Nennung der Vorgaben mit Übergangsfristen des zum 1. Januar 2024 angekündigten GEG stellte Rösch Erfüllungsoptionen vor und maß dem Anschluss an Wärmenetze künftig besondere Bedeutung bei. "In unsanierten Gebäuden ist eine Wärmepumpen-Hybridheizung zu bevorzugen", räumte Rösch ein. Es sei jedoch zu prüfen, inwieweit sie auch sinnvoll ist. Er stellte zudem die Frage, ob der Einsatz von Biomethan und Biogenem Flüssiggas ausreiche, um bis 2040 energieneutral zu werden.

Breiten Raum nahmen nicht nur seine Energiespartipps zu Raumtemperatur, Lüftung und Umwälzpumpen ein. Er empfahl Energiesparberatung durch Energie-Effizienz-Experten. Es gehe darum, wer, was und wie hoch gefördert wird. Mit Detail-Beispielen wandte sich der ETZ-Geschäftsführer der Gebäudesanierung vom Keller bis zum Dach zu und bot dazu die Übersicht "Bundesförderung für effiziente Gebäude" an.

Als aus dem hinteren Zuhörerraum spontan Vorwürfe wie "Verwendung von Steuergeldern" oder "Rodung von Wäldern für erneuerbare Energie bedeutet Verlust an Wald" kamen, hielt Rösch bei kräftigem Applaus entgegen: "Wir müssen mit politischen Gegebenheiten umgehen."

Mit seinen Informationen zu Heizungssanierung befasste er sich mit dem Funktionsbetrieb von Wärmepumpen und deren Energiebilanz und nahm Stellung zu Vor- und Nachteilen einer Sanierung. Überzeugt zeigte er sich, dass es "Biomasseanlagen noch länger geben wird", stellte solarthermische Anlagen vor und sprach sich deutlich für Nah- und Fernwärme aus.

Als "steuerlich interessant" wertete Rösch Solar-PV-Anlegen, stellte Vergütungssätze vor und bedauerte die "noch relativ hohen Kosten für Stromspeicher". Mit "Sanierung zum Effizienzhaus", das für niedrigen Energiebedarf steht, wandte sich Rösch dem letzten Themenbereich zu und sprach von Fördersätzen und Tilgungszuschüssen von 25 bis 50 Prozent.

Wie sehr der Bevölkerung das Thema Heizung und Energie auf den Nägeln brennt, war während einer 20-minütigen Pause erkennbar. Rösch war stets von ratsuchenden Hausbesitzern aus Eschenbach und Umgebung umlagert.

"Es war viel", resümierte Marcus Gradl den Informationsmarathon. "Wer soll das bezahlen? Die Gemüter schlagen hoch, und viele fühlen sich von Politikern verlassen. Man stochert im Nebel. Wie soll ein normaler Mensch dies leisten?" Er sprach von zwei Fernwärmenetzen, die für das Eschenbacher Stadtgebiet in Planung sind. Veränderungen bräuchten jedoch Zeit. Der Bürgermeister stellte zwei örtliche Energieberater vor, die mit Informationsständen vor Ort waren und rief dazu auf, "den Kopf nicht in den Sand zu stecken".

Thema im Luzerner Eschenbach

Auch in der Partnergemeinde Eschenbach im Kanton Luzern ist die Energiewende angesagt. In der April-Publikation von deren "Eschenbacher Pöstli" heißt es dazu: "Bis 2050 müssen alle Heizungsanlagen auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Auch in der Gemeinde Eschenbach. Wenn Sie Ihre Öl- oder Elektroheizung bereits ersetzt haben (Anschluss Wärmeverbund, Wärmepumpe, Holzpellet), muss das im GWR (Gebäude- und Wohnungsregister) erfasst werden. Prüfen Sie nach, ob Ihre Daten korrekt sind. Sie belegen als Gebäudebesitzer nicht nur, dass Sie Eigenverantwortung übernehmen, Sie werden künftig auch keine Aufforderung erhalten, die Heizung zu ersetzen." In diesem Monat begannen dann auch die Bauarbeiten zur Erweiterung des Fernwärmenetzes hinein ins dortige Gemeindegebiet Acherfang.

 
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