Die Stadtbibliothek Eschenbach arbeitet seit dem Frühjahr mit Juna und Gustav zusammen – zwei Hunden der Besuchshundegruppe des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Pegnitz im Landkreis Bayreuth. Die Hundeteams des ASB besuchen Menschen beispielsweise in der Tagespflege, in Altenheimen oder Kindertageseinrichtungen. Juna und Gustav wohnen zusammen mit ihrem Frauchen Bettina Götz in Haselbrunn bei Eschenbach. „Mir kam irgendwann die Idee, dass meine Hunde eine wichtige Aufgabe brauchen“, erzählt Götz im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. „Da ich voll berufstätig bin, kann ich mit meinen Tieren nicht regelmäßig Kinder in Schulen besuchen. Aber flexible Termine, wie hier in der Bibliothek oder auch im Seniorenheim, sind gut machbar.“
Bibliotheksleiterin Petra Danzer schrieb Götz auf Facebook an. "Ich wollte schon länger für Kinder Zeit mit Hunden anbieten. Und Juna und Gustav stachen mir dabei ins Auge. Dass Bettina bereits mit ihren Tieren in der Besuchshunde-Ausbildung war, wusste ich nicht. Das war wohl Schicksal."
Kein Druck von Eltern und Lehrkräften
Bereits im April waren die beiden drei- und sechsjährigen Tiere Gäste in der Kinderleseecke der Bibliothek. Als sogenannte Lesehunde sind sie da, um Kindern die Angst vor dem Vorlesen zu nehmen. Denn Juna und Gustav "verschönern nicht nur den Raum", wie Hundehalterin Götz sagt, sondern haben auch eine "positive Wirkung auf die Psyche der Menschen", ergänzt Birgit Häußler, die Leiterin des Besuchshundedienstes in Pegnitz. "Wenn Kinder Tieren vorlesen, und dabei keine Lehrer oder Eltern mit im Raum sind, können sie ungezwungen und unbefangen sein. Die Kinder stärken so ihr Selbstbewusstsein, weil sie keinen Druck empfinden."
Tierwohl geht vor
Die Hunde legen sich beim Vorlesen hin und hören zu. Die einzige Person, die neben dem Kind noch im Raum ist, ist die Hundehalterin. Sie passt auf die Kinder auf, aber auch auf ihre Tiere. "Für Juna und Gustav ist das Arbeit und somit auch anstrengend. Die Kinder dürfen die Tiere streicheln, knuddeln oder auch füttern. Wenn ich aber merke, dass es meinen Hunden zu stressig wird, muss ich die Vorleserunde frühzeitig beenden." Das Tierwohl gehe immer vor, ergänzt Häußler. "Wenn wir merken, dass sich die Hunde häufig kratzen, hecheln oder viel Speichel produzieren, brechen wir ab. Auch eine schnelle Schuppenbildung ist ein Anzeichen von Stress."
Wer darf Besuchshund werden?
Um Besuchs- beziehungsweise Lesehund zu werden, müssen die Hunde mehrere Prüfungen bestehen. "Es sind Verhaltenstests, um zu prüfen, ob die Tiere friedfertig sind", sagt Häußler. "Die Hunde dürfen ängstlich sein, aber nicht zu ängstlich. Allerdings dürfen sie auf keinen Fall in bestimmten Situationen aggressiv reagieren." Was genau in den Tests geprüft wird, könne Häußler nicht sagen. "Hundehalter sollen sich mit ihren Tieren nicht bewusst auf die Prüfungen vorbereiten", erklärt sie.
Das Alter und die Hunderasse spielen keine Rolle. Bis auf Schutz- und Kampfhunde ist jeder Hund für den „Beruf“ des Besuchshundes geeignet. „Mein Hund ist 15 Jahre alt und immer noch als Lesehund aktiv. Das Wichtigste ist, dass die Tiere nicht zu hibbelig, also zu aufgeweckt sind, da sie sich für mehrere Minuten ruhig hinlegen müssen, wenn Kinder ihnen vorlesen“, erklärt Häußler. Zudem schaut sie sich die Hundehalterinnen und Hundehalter vorab genau an. Schon beim ersten Eindruck erkennt sie, wer das Ehrenamt mit Herzblut ausüben möchte, sagt sie. „Um zu wissen, ob sie der Aufgabe gewachsen sind und ob sie ihnen gefällt, müssen sie vorab ohne eigenen Hund mit erfahrenen Hundeführern die Einrichtungen besuchen.“ Auch sind regelmäßige Schulungen Teil des Ehrenamts, beispielsweise Erste-Hilfe-Kurse für Mensch und Tier.
Die nächste Vorlesestunde in der Stadtbibliothek Eschenbach findet am Mittwoch, 13. August, von 15 bis 16 Uhr statt. Jedes Kind hat 15 Minuten Zeit, Juna und Gustav vorzulesen. "Wir bereiten eine Auswahl von Büchern vor. Da ist etwas für Mädchen dabei, etwas für Jungs. Aus dem bunten Stapel können die Kinder selbst das Buch aussuchen, aus dem sie vorlesen wollen", sagt Danzer. Anmeldungen sind noch möglich – per E-Mail an info[at]bibliothek-eschenbach[dot]de, telefonisch unter 09645/601345 oder auch über die Instagram-Seite der Bibliothek. Mitmachen dürfen ausschließlich Grundschulkinder (1. bis 4. Klasse).
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