Eschenbach
02.10.2023 - 09:14 Uhr

Nachhaltige Waldbewirtschaftung am Beispiel Birschling bei Eschenbach

Auch kommunale Wäldern brauchen eine vorbildliche Waldbewirtschaftung. Forstdirektor Gerhard Hösl und Revierförster Martin Gottsche informierten im Gebiet Birschling über die aktuelle Lage und die Pläne für die Zukunft.

Im Bereich Birschling musste der gesamte Fichtenbestand entnommen werden. Martin Gottsche zeigt (rechts) weitere gefährdete Bereiche. Gerhard Hösl (links) forderte daher eine vorbildliche Waldbewirtschaftung Bild: rn
Im Bereich Birschling musste der gesamte Fichtenbestand entnommen werden. Martin Gottsche zeigt (rechts) weitere gefährdete Bereiche. Gerhard Hösl (links) forderte daher eine vorbildliche Waldbewirtschaftung

Ort einer ausgedehnten Informationsrunde war das kommunale Waldgebiet Birschling, wo Revierförster Martin Gottsche in jüngster Zeit große, vom Borkenkäfer befallene Fichtenbestände hatte entnehmen müssen. Forstdirektor Gerhard Hösl, Abteilungsleiter Forst am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Tirschenreuth, bezog sich auf die Körperschaftswaldverordnung, die neben langfristiger Betriebsplanung eine nachhaltige Waldbewirtschaftung vorgibt. Dem in der Öffentlichkeit oft verbreiteten Vorwurf des Raubbaues an unseren Wäldern durch übergroße Fällaktionen hielt er entgegen: „Der Hiebsatz entspricht dem normalen Zuwachs.“

Es gelte ohnehin die Prämisse: „Wälder nutzen, aber nicht übernutzen.“ Als Ziel der Forstwirtschaftsplanung nannte er den Umbau der Wälder zu stabilen Mischbeständen mit mindestens vier Baumarten. Dafür suche die Forstwirtschaft auch Bäume aus wärmeren Gegenden. Er räumte allerdings ein: „Die Erfahrung wird zeigen, inwieweit diese Arten auch frostbeständig sind.“ Es gelte, die Baumarten weit zu streuen und damit Risiken zu minimieren. Als Vorgabe kündigte Hösl für den Betriebsplanungszeitraum im Kommunalwald 20 Jahre an.

Fit für den Klimawandel

„Im Bereich Waldumbau haben wir bereits viel experimentiert, auch mit Exoten wie Esskastanie oder Zeder“, ließ Martin Gottsche wissen. Eine große Rolle spielen bei dem für die Eschenbacher Wälder von zirka 500 Hektar zuständigen Revierförster jedoch heimische Arten wie die Eiche. Für vordringlich hält er es, unsere Wälder ohne anfällige Arten für den Klimawandel fit zu machen. An den Bürgermeister gewandt, hielt er einen Umbau eines großen Teils des Eschenbacher Kommunalwaldes bis in zehn Jahren für machbar. Ergänzend dazu verwies er auf die „bereits sehr bald begonnene Verjüngung“ der Bestände.

Da der Klimawandel nicht an deutschen Grenzen halt macht, sollte auch die entsprechende Forstwirtschaftsplanung nicht an deutschen Grenzen halt machen. Dies war der Wunschgedanke von Forstdirektor Moritz Neumann (Pressath), der für den westlichen Bereich des Landkreises zuständig ist. Seine Forderung: „Auch im Ausland sollte nach unseren Maßstäben gehandelt werden.“

Zuwachsrate 6 bis 10 Festmeter

„Welche Auswirkungen haben der zunehmende Brennholzbedarf und der Bau von Windkraftanlagen auf unsere Wälder?“, wollte Bürgermeister Gradl wissen. Markus Fritsch sprach von einer jährlichen Zuwachsrate von 6 bis 10 Festmetern pro Hektar, womit viel CO2 gebunden werde. Der Zuwachs sei jedoch dort höher, wo sich Bestände nach der Durchforstung gut und besser entwickeln können. Wunsch des vereidigten Forstsachverständigen war es, Kiefernbestände möglichst lange zu erhalten. Mit Blick auf die große Nachfrage von Brennholz und den Flächenbedarf für Windenergie und Industrieansiedlungen hielt Martin Gottsche einen Kompromiss für erforderlich. Es gelte, Interessenkonflikte zu lösen.

Die in den beiden vergangenen Jahren in seinem Wirkungsbereich eingeschlagenen Fichtenbestände mit einer Fläche von mehr als 30 Hektar haben nach seinen Ausführungen große Nachpflanzungen, auch mit Buchen, zur Folge gehabt. Den Klimawandel, verbunden mit mehr Trockenheit, sah er als große Herausforderung. Es stelle sich die Frage: „Wie können und werden wir in 20 Jahren mit Waldbeständen umgehen?“ Er rief dazu auf, Waldbewirtschaftern eine gewisse Freiheit zu belassen. Mahnende Worte fand Gerhard Hösl: „Im Privatwald nehmen ungepflegte Bestände zu. Die Folgen sind unter anderem Sturmschäden und Fäulnis und damit verbundene Wertminderungen.“

Eine Inventur zur Forstbetriebsplanung kündigte Markus Fritsch an. Sie werde zu einer Auflistung führen, was wo zu pflanzen sei. Vorstellen konnte er sich Küstentanne, Douglasie, Kastanie und auch verschiedene Arten von Eichen. „Bis Mitte das Jahres 2024 sollte Verbindlichkeit zur Umsetzung bestehen“, zeigte sich der Sachverständige überzeugt.

 
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