Ob in der Badewanne, in geselliger Runde oder im Chor: Ein fröhliches Lied hebt die Stimmung. Gesang macht Menschen glücklich und stärkt sogar das Immunsystem, haben Musikwissenschaftler und Mediziner herausgefunden. Und: Singen hält jung und gesund. Diese „Selbstheilungskraft“ bestätigt sich bei Hans Kohl. Noch mit seinen 90 Lenzen gehört er zu den „tragenden“ Stimmen der Liedertafel Eschenbach. Fast sein ganzes Leben widmete er in der Freizeit dem Gesang. Für den Senior des Männerchores macht Singen einfach Freude. Das war schon immer so. Auch heute, im sogenannten multimedialen Zeitalter, in dem sich die Menschheit selbst beschallt. Hätte es eines Beweises bedurft, der konnte sich bei einem Besuch zur „Corona-Unzeit“ bei der 90-jährigen Vereinslegende der Liedertafel überzeugen. Doch der Reihe nach.
Ein Tirschenreuther kommt nach Eschenbach
Am 11. April 1930 im Druckhaus Kohl in Tirschenreuth geboren, sucht der „schneidige Hans“ schon mit 15 Jahren die Gemeinschaft. Er wird zum Gründungsmitglied des Tirschenreuther Knabenchores. Bei den Augustinern in Weiden baut er schließlich sein Abitur. Schon 1950 wird Kohl aktives Mitglied der Tirschenreuther Liedertafel. Beruflich zieht es ihn in die Natur. Kohl wird Geometer. Als junger Vermessungsinspektor erhält er 1957 beim Vermessungsamt Eschenbach seine berufliche Feuertaufe. Noch heute lobt Kohl das harmonische Betriebsklima. Bis zur Pensionierung im Jahr 1994 geht seine berufliche Sprossenleiter bis zum Oberamtsrat.
Kaum in Eschenbach, sucht und findet Kohl in der Freizeit Anschluss bei Gleichgesinnten. Der Weg führt zum Eschenbacher Männerchor. Hinzu kommt das Familienglück. Doch schon bald wird der Familienvater mit den Tiefen des Lebens konfrontiert. Ehefrau Hildegard stirbt im blühenden Alter von 46 Jahren. Hans Kohl wird zum Alleinerzieher dreier Kinder. Auch ein zweites Eheglück hat keinen Bestand. Nach 24 Ehejahren stirbt Ehefrau Theres Maria. Gottvertrauen lässt ihn auch das zweite Familiendrama bewältigen.
Singen hilft über die Tiefen des Lebens
Über diese schweren Zeiten hilft Hans Kohl der Gesang hinweg. „Das Leben hat viele Werte“, sagt er und verweist auf das Singen im Chor. „Ein fröhliches Lied ist der schönste Wegbegleiter, macht glücklich und stärkt das Immunsystem.“ Da wundert es nicht, dass Hans Kohl mit seinen 90 Jahresringen immer noch zum harten Kern der Liedertafel gehört. Als „Blattsänger“ ist er im 1. Bass ein Ass. Die Sänger lauschen nach seiner tragenden Stimme, sie gibt dem Chor Halt und Sicherheit. „Ein musikalisches Naturtalent“, bescheinigen ihm, dem Senior, alle Aktiven, Vorstand Karl Ott und Dirigentin Rita Michelson.
Gerne erinnert sich Kohl an die vielen chorischen Höhepunkte der vergangenen Jahrzehnte. Bei der Liedertafel Eschenbach waren es zum Beispiel die Chorkonzerte mit den Stodtbergsaitn und der Stadtkapelle, die Konzerte mit befreundeten Chorgemeinschaften und das gemeinsame Singen mit dem Männerchor aus der Partnergemeinde Echenbach/Luzern. Auf Einladung der Feldmusik der Luzerner Vorortgemeinde war die Liedertafel schon 1978 Wegbereiter der Gemeindepartnerschaft. Auch ein besonderes „Heimatrauschen“ bleibt für Kohl unvergessen. Eingeprägt hat sich die Mitgestaltung der spektakulären „Oberpfälzer Sitzweil“ vor 1000 Besuchern im großen Saal des Münchner Hofbräuhauses. Ja, das Singen ist Hans Kohl eine Herzenssache, wie er sagt. Eine Herzensangelegenheit war es deshalb für den Deutschen und den Fränkischen Sängerbund, ihr Vorzeigemitglied im Lauf der Jahre mit höchsten Ehrungen auszuzeichnen.
Ehrenämter schenken Freude
Schon lange ist Hans Kohl Ehrenmitglied des Eschenbacher Männerchores. Seine Verdienste um die Liedertafel gehen weit über das Chorsingen hinaus. Kaum im Verein integriert, übernimmt er schon 1957 die Funktion des Schriftführers und des Chronisten. In der Ära Walter Weiß fungiert er 20 Jahre als Zweiter Vorsitzender mit vielen Sonderaufgaben, zum Beispiel als Mitverfasser der Festschriften. Eine Persönlichkeit mit viel Gemeinsinn. Darüber freut sich auch der Chor der Pfarrgemeinde Sankt Laurentius. Denn auch auf der Empore ist Hans Kohl ein geschätzter Akteur.
Doch alles hat seine Zeit. Als er zum Ende seiner Amtszeit den Posten bei der Liedertafel ablegen will, glänzt Hans Kohl mit dichterischem Talent. Sein Appell an die Mitglieder: „Hoffen tu ich seit Jahren schon, auf meine Ablösung durch die nächste Generation“. Der Wechsel in der Vereinsspitze lässt noch einige Jahre auf sich warten.
Der Corona-Lockdown zwingt den Senior aller Sänger wie auch seine Sangesfreunde zu einer musikalischen Zwangspause. Aufgeben kommt für ihn nicht in Frage.
„Zuallererst möchte ich mit meinen Sangesfreunden nach der Corona-Zwangspause den 90. Geburtstag nachfeiern“, verspricht er. Zudem sehnt sich der Jubilar nach seinen Kartlern aus den Reihen der Sänger. „Nach der Chorprobe einen flotten Schafkopf mit sechs Blatt klopfen – einfach herrlich und entspannend“, schwärmt Hans Kohl energiegeladen. Voller Lebensfreude hofft er auf die rasche Überwindung des Lockdowns, und auf den Proben-Restart mit seinen Sangesbrüdern.
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