Für die Mitglieder war es in der Jahreshauptversammlung in der Gaststätte Wolfram die große Überraschung, für Eingeweihte und die Blasmusikanten eher nicht. Zeitig hatte Thomas Murr seinen Rückzug als Kapellmeister angekündigt, um eine reibungslose Nachfolgeregelung einzuleiten.
Dennoch bedeutet sein Rücktritt eine Zäsur. In der „Ära Murr“ stieg die Stadtkapelle zu einer geschätzten musikalischen Institution auf. Das macht traurig. Doch es muss und es wird weitergehen. Vorsitzende Martin Danzer kündigte eine baldige Neubesetzung an. Den Namen des künftigen Leiters wollte er allerdings (noch) nicht preisgeben.
Nicht nur deshalb war die Stadtkapelle in der Jahreshauptversammlung guter Dinge. Denn die Blasmusik bleibt die Sprache der Eschenbacher. Sie darf bei keinem wichtigen Ereignis fehlen: ob Maibaumaufstellen, Bürgerfest oder Bauernmarkt, Erstkommunion, Festzugbegleitung oder Vereinsjubiläen. Danzer fasste die Eschenbacher Institution in einen Satz: „Heimatgefühl, gute Laune und Blasmusik gehören zusammen.“
Diesen Leitgedanken bestätigte die Blaskapelle bereits vorab. Die Musikanten gestalteten die Vorabendmesse in der Stadtpfarrkirche mit einfühlsamem Hörgenuss, der am Ende des Gottesdienstes zu starkem Schlussbeifall der Gläubigen führte.
Beifall und Lob war den Akteuren auch in der Jahreshauptversammlung gewiss. In Anwesenheit von Bürgermeister Peter Lehr und Stadtverbandsvorsitzendem Dieter Kies blickte Vorsitzender Martin Danzer nach einem Gedenken für die verstorbenen Blasmusiker Georg Junkawitsch, Willi Böllath und Karlheinz Bitterer auf die Aktivitäten in den Jahren 2017 und 2018 zurück. Er sprach von einem visionären Zukunftsdenken des Musikkörpers und erläuterte die gute Entwicklung der Kapelle mit vielen Beispielen.
„Wir sind fit für die Zukunft“, hieß deshalb die zusammenfassende Bilanz des Vorsitzenden. Dabei hob er besonders die Offenheit der Kapelle für neue und junge Kräfte hervor. Stellvertretend nannte er Laura Fahrnbauer am Flügelhorn und Lena Hecht an der Klarinette.
Es folgte eine Zusammenstellung der wichtigsten Auftritte in den vergangenen zwei Jahren. Besondere Erwähnung fanden die Priesterweihe von Pater Johannes, Bürger-, Pfarr- und Feuerwehrfeste, Faschingszüge, die Sommerserenade mit der Liedertafel und das Oktoberfest in der SCE-Halle.
Ein großes Anliegen ist dem Verein ein dauerhafter Probenraum. Martin Danzer erinnerte an die Zusage der Stadt, nach der Sanierung im Vermessungsamt eine endgültige Bleibe zu finden. Nach Hinweisen zur Personalsituation verwies er auf 73 Proben mit eifrigem Besuch und 67 Auftritte. Erwähnenswert waren auch die Neuordnung des Probenmaterials und die Umsetzung der neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung.
Der gute Ruf der Kapelle beschert ihr viele Aufträge. In seinem Ausblick verwies der Vorsitzende auf zahlreiche Termine. Unter anderem nannte er den Bauernmarkt in Eschenbach, den Festabend mit der Schweizer Partnergemeinde, Festzüge, Feuerfeste und die 875-Jahr-Feier von Speinshart.
Aus alt mach neu: Nach diesem Motto bestätigten die Mitglieder bei den Neuwahlen die Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern. Vorsitzendem Martin Danzer steht Gerhard Fahrnbauer als "Vize" zur Seite. Schriftführerin bleibt Katrin Reindl, die Kasse führt Ludwig Lindner, als Kassenprüfer wurden Matthias Argauer und Rita Graser bestätigt. Beisitzer bleiben Thomas Murr und Christine Kneißl.
Im Mittelpunkt einer Satzungsänderung stand die Erhöhung der Mitgliederbeiträge. „Die Hälfte des Beitrags geht schon für Verbandsabgaben drauf“, begründete Danzer die vorgeschlagene Erhöhung von sieben auf zehn Euro jährlich. Der Beschluss zur Beitragserhöhung ab 1. April 2019 erfolgte einstimmig.
Neuer Schwung muss her
Das Höchstlob an diesem Abend gehörte dem scheidenden Dirigenten Thomas Murr. Vorsitzender Martin Danzer bescheinigte dem musikalischen Leiter trotz manchmal schwieriger Probenkonstellationen eine souveräne Leistung mit zukunftsorientierter Einstellung.
„In diesen 15 Jahren haben Du und die Stadtkapelle viel Anerkennung erfahren“, stellte Danzer fest und erinnerte an den Aufstieg des Klangkörpers zu einer überregionalen Größe. Verbunden mit einem Abschiedsgeschenk für den Kapellmeister war die Bitte, der Stadtkapelle als versierter Musiker und begnadeter Trompeter treu zu bleiben.
„Am Anfang stand 'nur' Blasmusik“: Mit dieser Feststellung begann Dirigent Thomas Murr seinen Rückblick, den er bis zum Beginn seiner Kapellmeistertätigkeit bei der Stadtkapelle Eschenbach vor 15 Jahren ausdehnte. Sein Ziel sei es gewesen, einen Blasmusikkörper zu formen, der - gepaart mit Ausflügen ins Moderne - bei allen Musikfreunden ankomme. Dies sei gelungen, erklärte Murr unter Hinweis auf viele Rückmeldungen und Folgeaufträge. Darauf könne die Kapelle stolz sein.
Auf die musikalischen Bilanz der Jahre 2017 und 2018 eingehend sprach der scheidende Dirigent von einem guten Niveau der Kapelle mit einem hohen Spaßfaktor für Akteure und Zuhörer. Als negativ wertete er die schwierigen Probenverhältnisse durch Schulausbildung, Studium, Schichtarbeit und Dienstreisen der 16 Blasmusiker. Diese problematische Situation lasse oft keine effektive und qualitativ hochwertige Probenarbeit zu. Die Folge sei ein Kreativitätsschwund.
Damit verbunden begründete Thomas Murr seine Rücktrittsankündigung mit dem Gefühl, nicht mehr im gewünschten Umfang an das Team heranzukommen. Auch deshalb mache nach 15 Jahren ein Dirigentenwechsel Sinn. „Die Kapelle ist saugoud“, erklärte Murr selbstbewusst. Dennoch verspreche er sich mit einem neuen Gesicht am Dirigentenpult neue Kreativität und neuen Schwung.
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