Ob Wildschwein, Hirsch oder Reh: Wer ein Tier anfährt, steht meistens erst einmal unter Schock. Dennoch ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und richtig zu handeln. Richtig heißt in dieser Situation: "Anhalten, aussteigen, ein Warndreieck aufstellen und die Polizei informieren", erklärt Polizist Michael Strobl. Möglicherweise wäre dann den Autofahrern auf der B 470 in Auerbacher Richtung der Schaden von rund 14.000 Euro erspart geblieben.
Meistens scheitere es aber schon beim Anhalten, kreidet der Dienstgruppenleiter der Eschenbacher Polizeiinspektion manchen Verkehrsteilnehmern an. "Viele fahren einfach weiter und rufen uns erst von daheim aus an. Und meistens wissen sie nicht mal, was sie eigentlich überfahren haben." Auch die Begründung ist in der Regel die gleiche: Sie seien sich nicht sicher gewesen, ob sie ein Tier überfahren hätten und wollten "vorsichtshalber mal anrufen". Eine Erklärung, die Strobl für dürftig hält. "Wenn jemand einen solchen Zusammenstoß nicht bemerkt, dann hat er nichts auf der Straße verloren." Dabei muss man einen angefahrenen Fuchs, Hasen oder Paarhufer nicht einmal selbst von der Straße entfernen. "Manchmal ist sogar davon abzuraten", betont Strobl. Zum Beispiel dann, wenn das Tier noch lebt. "Verletzte Rehe oder Hirsche schnappen gerne mal zu." Ist es tot, rät der Beamte schon, den Kadaver von der Fahrbahn zu schaffen. "Welchen Sinn hätte es, ihn auf der Straße liegen zu lassen?"
Hat ein Autofahrer ein Wildschwein angefahren, sieht die Sache wieder anders aus. "In so einem Fall steigt man besser nicht aus, egal, ob die Sau tot ist oder nicht", betont Strobl. Verletzte Tiere könnten aggressiv werden, und wenn nicht sie, dann ihre Nachwuchs. "Meistens hat eine Wildsau Junge, die sich immer in der Nähe der Mutter aufhalten. Auch dann noch, wenn sie angefahren wurde." Frischlinge könnten Menschen ebenso angreifen wie ausgewachsene Tiere.
Wildunfälle können immer passieren. "Hauptsächlich in der Dämmerungs- und Brunftzeit", weiß Strobl. Seit knapp drei Monaten arbeitet er in der Eschenbacher Dienststelle. Wie viele solcher Unfälle er seitdem bearbeitet hat, weiß er nicht. "In meinem alten Dienstbereich im Bayreuther Land waren es um 600", schätzt Strobl. Dass im Bayreuther Land ein Wildschwein fünf Mal überfahren wurde, daran kann er sich aber nicht erinnern.
Hirsche, Rehe, Füchse und Wildschweine werden Autofahrern im Bereich der Eschenbacher Polizeiinspektion immer wieder zum Verhängnis. Wie aus einer Verkehrsunfallentwicklung der Polizei hervorgeht, hat sich die Zahl solcher Unfälle folgendermaßen entwickelt: Im Jahr 2009 waren es 337 Unfälle; 2010: 320; 2011: 276; 2012: 346; 2013: 379; 2014: 347; 2015: 457; 2016: 430; 2017: 408; 2018: 445.
Woran diese Entwicklung liegt, sei laut Christian Simon aus polizeilicher Sicht nicht erklärbar. „Selbst Experten streiten über die Ursachen“, informiert der Hauptkommissar der Eschenbacher Polizeiinspektion. Um die Zahl nicht weiter nach oben zu treiben, rät er dazu, vor allem in der Dämmerungs- und zur Nachtzeit langsam zu fahren.
In Bereichen mit größeren zusammenhängenden Waldgebieten und in den Randbereichen des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr sollten Verkehrsteilnehmer ebenfalls vom Gas gehen, da hier mit vermehrtem Wildwechsel zu rechnen ist.
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