Die Ära Erdgas in Eschenfelden endet

Eschenfelden bei Hirschbach
19.02.2021 - 14:33 Uhr

1970 machte Eschenfelden mit dem Brand seines Gasspeichers weltweit Schlagzeilen. Die Flamme brachte damals der legendäre Red Adair zum Erlöschen. Das Licht dort knipst die Uniper Energy Storage GmbH aus – und zwar spätestens 2027.

Seit Jahrzehnten gehört der Gasspeicher zum gewohnten Bild in Eschenfelden. Spätestens 2027 wird er Geschichte sein.

Im September vergangenen Jahres kam die Nachricht: Der Gasspeicher am Ortsrand des Ortsteiles Pruppach in der Gemeinde Hirschbach soll aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden. Sein Betreiber, die Uniper Energy Storage GmbH aus Düsseldorf, und die N-Ergie Aktiengesellschaft wollen ihn stilllegen und bis 2027 zurückbauen. Details stehen im Abschluss-Betriebsplanantrag vom 11. Dezember 2020 an das Bergbauamt Nordbayern. Der Gemeinderat Hirschbach schaute ihn sich in seiner Februar-Sitzung an und erteilte sein Einvernehmen dazu.

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Eschenfelden bei Hirschbach04.09.2020

Die Geschichte des Speichers begann 1964 mit den ersten Untersuchungsbohrungen an der Station Esch 1 unter der Regie der Ruhrgas AG. Nach dem Bau der Übertage-Speicherstation und der Leitungsanschlüsse wurde dann ab 1967 Gas mit hohem Druck in den porösen, nach oben abgedichteten Untergrund gepumpt und bei Bedarf wieder ins Netz eingespeist. Mitte 1970 betrug der Speicherinhalt 158 Millionen Kubikmeter. Und dann rückte Eschenfelden sozusagen mit einem Schlag ins Rampenlicht.

An der Bohrung Esch 1 kam es am 19. September 1970 zu einem sogenannten Blow-Out. Bei Instandsetzungsarbeiten trat unkontrolliert Gas aus und entzündete sich. Es begann ein Marathon-Einsatz für Feuerwehren aus ganz Deutschland, denen schließlich der weltweit anerkannte Brandexperte Paul „Red“ Adair aus Texas zu Hilfe eilte. Mit einer Lösung aus Schwerspat ließ er die defekte Sonde verschließen. Am 25. September 1970 um 9.40 Uhr erlosch nach sechs Tagen der größte Gasbrand in der Geschichte der Bundesrepublik.

Jahrzehntelang herrschte dann Ruhe um den Erdgasspeicher in Eschenfelden. Die Bedingungen für die kommerzielle Speicherung von Erdgas in Deutschland wandelten sich, und Uniper entschied, zum Ende der Vertragslaufzeit im März 2021 die Nutzung des Speichers zu beenden. Bis dahin werden alle Kunden ihr Gas entnehmen. Das dürften noch etwa 175 Millionen Kubikmeter sein, heißt es. Sobald das Arbeitsgas draußen ist, werden die Obertage-Anlagen angepasst, um Anfang 2022 auch das Kissengas zu fördern, das für den nötigen Druck zur Ein- und Ausspeicherung des Arbeitsgases sorgt. Nach den Planunterlagen bleibt am Ende eine nicht förderbare Restmenge von etwa 100 Millionen Kubikmeter im Boden unter Eschenfelden zurück.

Einige Anlagenteile gingen schon im April 2018 außer Betrieb. Der Rückbau weiterer Komponenten erfolgt unter dem Aspekt, wie sie bei den Stilllegungsarbeiten noch gebraucht werden. In den Plänen ist von einer Entnahme des Kissengases bis 2024 und von einem Anlagen-Rückbau bis Ende 2026 die Rede. Von 2023 bis 2026 werden die außenliegenden Bohrplätze untertage verfüllt, um dann 2027 von der Erdoberfläche zu verschwinden.

Werkstattgebäude, Garagen und Verwaltungsgebäude, für die es am Ort Interessenten gibt, sollen stehenbleiben. Gleiches gilt für Anlagenteile, die dem Energieversorger N-Ergie gehören. Pachtgrundstücke, heißt es im Abschlussplan, werden an ihre Eigentümer zurückgegeben; Flächen im Eigentum der Konsortialpartner kommen nach der Stilllegung des Speichers zum Verkauf.

Hintergrund:

Zahlen und Fakten zum Gasspeicher

  • Bohrungen: Beginnend 1964, wurde der geologische Untergrund durch insgesamt 18 Bohrungen bis zu einer Tiefe von 720 Metern aufgeschlossen.
  • Befüllung: Ab 1967 mit Kokereigas aus dem Ruhrgebiet, ab 1971 Umstellung auf Erdgas.
  • Maximaler Gasinhalt: 247 Millionen Kubikmeter. Dieser Stand wurde 1987 erreicht.
  • Betrieb: Eschenfelden wurde überwiegend als saisonaler Speicher eingesetzt und deshalb zu Beginn der Ausspeicherperioden im Winter meist auf den maximal zulässigen Füllstand gebracht.
Auch die Außenbohrungen - hier in der Ortschaft Fichtenhof - werden vollständig rückgebaut.
 
 

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