In 95 Lebensjahren stellte Georg Zierer senior, der mit vier Geschwistern aufwuchs, vor allem seine Großfamilie und das Bierbrauen in den Mittelpunkt. Bereits mit 15 Jahren erlernte der "Fritzn Schorsch", wie Zierer genannt wird, bei der Brauerei Bauriedl die Handgriffe eines Bierbrauers. Der Krieg unterbrach sein friedvolles Leben auf dem Land, doch nach der Heimkehr 1948 drückte Zierer bereits ein Jahr später in Regensburg die Schulbank. Er lernte als 22-Jähriger die Tätigkeiten eines Mälzers und Brauers sowie das Brauwesen von der Pike auf. Dem Sohn des Gastwirtsehepaars Fritz und Elisabeth Zierer mit dem Wirtshaus am Marktplatz wurde die Liebe zur Brauerei regelrecht in die Wiege gelegt.
1952 heiratete Zierer seine Hannelore in der Kreuzbergkirche in Pleystein. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor sowie 14 Enkel und 14 Urenkel. Nach dem Tod der Ehefrau 2017 sowie des Sohnes Heiner Zierer im November 2019 fand Georg Zierer auch in der Arbeit als Kommunbrauer Trost. Bereits am 20. Januar 1951 wurde ihm das Ehrenamt eines Kommunbraumeisters übertragen und seitdem kümmert er sich um die Herstellung des über Eslarn hinaus bekannten Kommunbiers.
70 Wochenstunden als Brauer
Nach dem Krieg setzte ein wahrer Brauboom ein und es entstanden 13 Zoiglstuben, unzählige Hausschenken und viele brauten das naturtrübe Kommunbier. "In einer Woche brachte ich es in beiden Anstellungen auf rund 70 Wochenstunden." Als Marktrat kehrte Zierer von 1978 bis 1988 in seine Geburtsstätte, das ehemalige Wirtshaus seiner Eltern, ins heutige Rathaus zurück.
Die ehrenamtliche Mitarbeit als Marktrat, aktives Mitglied in Organisationen und Vereinen honorierte die Marktgemeinde beim Heimatfest im Jahr 2000 mit der Verleihung der Bürgermedaille in Gold und 2007 mit der Ehrenbürgerschaft. Kein Wunder, dass sich bei der Nachfeier zum 95. Geburtstag unter die Verwandten eine große Zahl an Persönlichkeiten und Musikgruppen mischte, um "ihrem" Schorsch persönlich zu gratulieren.
Ständchen für den ältesten Kommunbraumeister in Bayern spielten die Blaskapellen "Schlossberger" und "Zoiglblosn". Nicht zuletzt überraschte den Jubilar die erst am 15. Juli von Enkeln und Urenkeln neu gegründete Brauhaus-Kapelle. Für die Gemeinde gratulierte zweiter Bürgermeister Thomas Kleber sowie weitere Gemeindevertreter, größtenteils aus der regionalen Organisation "Naturparkland-ILE". Als Geschenk gab es unter anderem eine Ausgabe vom "Weidener Anzeiger" vom 31. August 1927. "Schorsch erledigt noch persönlich handschriftlich die Abrechnungen für die Brauer und die Gemeinde", sagte Kleber und hob die immer noch aktive Brautätigkeit von Georg Zierer dankend hervor.
Eine Abordnung vom Krieger- und Soldatenverein gratulierte dem Ehrenmitglied und dankte für 69 Treuejahre, der Schützenverein 1884 seinem Wiedergründungs- und Ehrenmitglied für 71 Jahre, der SPD-Ortsverein für 50 Jahre und der TSV für 42 Jahre. Im Beisein einer Abordnung der Arbeiterwohlfahrt gratulierte Vorsitzender Fritz Möstl nicht nur für 47-jährige Treue, sondern dankte auch für das Brauen des AWO-Kommunbiers. Vertreten ist Zierer seit 39 Jahren auch in der Siedlergemeinschaft.
Zwei Söhne arbeiten mit
Die Arbeit als Kommunbrauer hat den 95-Jährigen jung gehalten und er lebt stets nach dem Motto "Jeder Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko". Seit fünf Jahren arbeiten auch seine Söhne Hans und Georg mit an dem "edlen Getränk". Gebraut wird jährlich im Frühjahr und im Herbst und der Jahresbedarf liegt heute bei rund 1000 Litern.
Den aktuellen Diskussionen um das Rentenalter und die Rentenkasse setzt Georg Zierer seine 80 Berufsjahre entgegen. Mit seiner peniblen Sauberkeit und Zuverlässigkeit, konfrontiert Zierer so manchen Brauer. "Seine besondere Zeitrechnung hat nichts mit der Mitteleuropäischen Zeit zu tun, denn beim Schorsch war pünktlich schon zu spät", sagt ein Bierbrauer.
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