Eslarn
21.01.2020 - 11:02 Uhr

Gäbl geht mit Kritikern ins Gericht

In einer flammenden Rede von knapp eineinhalb Stunden zeichnet Eslarns Bürgermeister Reiner Gäbl ein rosiges Bild seiner knapp 18-jährigen Amtszeit. „Drei Sachen“ brennen dem SPD-Spitzenkandidaten auf den Nägeln.

Ein großes Interesse prägt die Auftaktveranstaltung der SPD zu den Kommunalwahlen mit Hauptredner Reiner Gäbl. Das Sextett "Blech 5ünf" übernimmt die musikalische Umrahmung. Bild: fjo
Ein großes Interesse prägt die Auftaktveranstaltung der SPD zu den Kommunalwahlen mit Hauptredner Reiner Gäbl. Das Sextett "Blech 5ünf" übernimmt die musikalische Umrahmung.

„Mir wird vorgeworfen, eine Hinterzimmerpolitik und eine ‚One-Man-Show‘ zu betreiben.“ Die Selbstverwaltung sei jedoch das höchste Gut und im Haushaltsbeschluss gebe der ganze Marktrat die Grundlage für sein Handeln: „Der Bürgermeister hat nichts anderes zu tun, als das auszuführen.“ Wer etwas anderes behaupte, solle sich in Seminaren weiterbilden lassen.

Als weiteren Kritikpunkt führte Gäbl den Vorwurf einer fehlenden Bürgerbeteiligung an. Die Einbindung der Eslarner bei Städtebau, Bürgerforum und Workshops zeugten jedoch vom Gegenteil. Eine umfangreiche Onlinebefragung kündigte der Rathauschef zudem an und argumentierte: „So viel an Bürgerbeteiligung, wie wir derzeit haben, hat es in der Geschichte des Marktes noch nicht gegeben. Da brauchen wir uns nichts vorwerfen zu lassen.“

Freilich sei durch den Rahmen einer lediglich repräsentativen Demokratie in Deutschland nicht alles möglich und „man kann es nicht allen recht machen“. Doch er hege „seit nunmehr fast 18 Jahren immer ein offenes Ohr“.

Rund 90 Zuhörer interessierten sich für die SPD-Wahlveranstaltung in der alten Turnhalle. Gäbl startete seine „Erfolgsbilanz“ mit einer Rückschau auf „das Erreichte“. Die Sanierung des Tillyplatzes sah er als „durchaus gelungene Sache mit einer Mischung aus Penetranz und Charme“. Als „Top-Wohngebiet“ bezeichnete Gäbl den Ortsteil Schellenbach nach der "mit null Euro Eigenanteil für die Anlieger“ erfolgten Sanierung. Die Fraktion der Freien Wähler hätte dagegen nur „drei Gräben“ durch die Straße ziehen wollen: „Hätten wir das nicht mit einer starken Fraktion durchgezogen, wäre es nur Pfusch gewesen.“

Die Errichtung einer Tagespflege-Station sei mit Mitteln aus der Städtebauförderung unterstützt worden. Aus demselben Topf solle nun im Gästehaus Wohnraum geschaffen werden und neue modernisierte Räume für Vereine und andere Nutzer, wie etwa die Eltern-Kind-Gruppe. Gäbl verwehrte sich gegen anders lautende Gerüchte: „Wir wollen niemandem eine Bleibe wegnehmen.“ Wohnraum zu schaffen, sei aber wichtig, da Leerstände bis auf wenige Ausnahmen in Eslarn nicht mehr gegeben wären; es vielmehr an Wohnungen mangle.

Die Hauptschule habe Eslarn nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung verloren. Nun gelte es ein Augenmerk darauf zu richten, die Grundschule nicht auch noch zu verlieren. Mit der Möglichkeit einer Ganztagsbetreuung biete der Grenzort bereits ein Alleinstellungsmerkmal. Über Kindergarten und Zoigl-Brunnen kam Gäbl auf die „erfolgreiche Vermarktung“ des Gewerbegebiets zu sprechen, „um Eslarn interessant für Betriebe zu machen“: Da sei viel Arbeit und viele Gespräche im Hintergrund gelaufen. „Ich gehe davon aus, dass es uns wieder gelungen ist, einen weiteren Betrieb nach Eslarn zu holen. Ich bin mir sicher, dass dies zu einem Erfolg führen wird.“

Im neuen Stückbergturm sah Gäbl ein „Wahrzeichen für Eslarn“, der fast zu einer „Pilgerstätte“ geworden sei. Dazu schrieb er den Eslarnern ins Herz: „Gesetze, Verordnungen und Regeln sind vorgegeben. Aber das Zusammenarbeiten vor Ort, das können und müssen wir selbst machen.“

Außerdem präsentierte er ein Schaubild zum Schuldenstand der Marktgemeinde seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2002. Damals sei die Kommune mit nahezu 4 Millionen Euro in der Kreide gestanden. „Dann ist es uns gelungen, die Verschuldung in jedem Jahr nach unten zu drücken – ohne jegliche Almosen. Dafür danke ich dem ganzen Marktrat.“ Die aktuelle Verschuldung gab Gäbl mit 850 000 Euro an und stellte obendrein das jetzt wesentlich niedrigere Zinsniveau in den Raum. Freilich könne es sein, dass Eslarn für Maßnahmen in den nächsten Jahren wieder Kredite aufnehmen müsse: „Aber für Dinge, die sich rentieren und zu ganz anderen Zinssätzen.“

Insgesamt sah der Bürgermeister das Investitionsvolumen seit 2002 bei 34,8 Millionen Euro, was er auf eine „kluge Politik“ zurückführte, um Gelder nach Eslarn her zu bekommen: „Sonst ginge das nicht.“ Die Herausforderungen einer weiteren Amtszeit überschrieb Gäbl als „Visionen“. Dabei erinnerte er gleich eingangs an die Notwendigkeit von Tankfahrzeugen zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung vor gar nicht so langer Zeit. Ohne Sanierung der Quellen „hätten wir keinen Tropfen Wasser. Wir säßen auf dem Trockenen. Das gehört zur Wahrheit dazu. Nahezu die ganze CSU-Fraktion hat damals dagegen gestimmt.“

Nun gelte es, die Wasserschutzgebiete „so groß, wie möglich zu machen, auch wegen der täglichen Hühnermist-Lieferungen in Sattelzuggröße“. Zudem ließen die Quellschüttungen im Stückberggebiet nach. Seit zehn Jahren seien die Wassergebühren trotzdem stabil, ohne dass Gäbl hier eine Festschreibung versprechen könne.

Für die Kläranlage werde er eine finanziell tragbare Lösung planen. Eine halbe Million Euro aus Kanalgebühren wäre dafür bereits angespart: „Ich kann Sie also beruhigen, und die Haus- und Grundstücksbesitzer, dass die Gemeinde Sie nicht überfordern wird.“ Auch die Kanalgebühren seien seit zehn Jahren stabil: „Das soll uns erst einmal jemand nachmachen.“

Den Bau einer „Spiele-Landschaft“ im Atzmann-Areal mit veranschlagten Kosten von rund 400 000 Euro für den Nachwuchs sah Gäbl als weitere Vision „auch wenn dies im Marktrat strittig“ sei. Denn Eslarn sei für ihn „ein guter, schöner und angenehmer Ort“. Über die Sanierung der Brennerstraße und neue Stellplätze für die Feuerwehr streifte der Bürgermeister die Erweiterung der Kinderkrippe, den Breitbandausbau und das Konzept „Innen statt außen“.

Das Schaffen und Sichern von Arbeitsplätzen sah er als „ein beständiges Bestreben hier im Ort“. Anschließend stand die Vorstellung aller Marktratskandidaten durch Gäbl, der dazu kommentierte: „Wir sind alle aktiv im Ort. Das zeichnet uns aus.“ In knappen Worten gab dazwischen Ulrike Möstl Auskunft zu den Beweggründen für ihre Kandidatur. „Wir brennen für Eslarn“ versprach Gäbl nach persönlichen Worten zu seiner bisherigen Amtszeit und erklärte: „Ich würde mich noch gerne sechs Jahre in den Dienst des Markts Eslarn stellen.“

Bei der Auftaktveranstaltung der SPD zu den Kommunalwahlen ist Bürgermeister Reiner Gäbl (stehend) Hauptredner. Das Sextett "Blech 5ünf" übernimmt die musikalische Umrahmung. Bild: fjo
Bei der Auftaktveranstaltung der SPD zu den Kommunalwahlen ist Bürgermeister Reiner Gäbl (stehend) Hauptredner. Das Sextett "Blech 5ünf" übernimmt die musikalische Umrahmung.
 
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