18 Kreuze sind es nun schon, die sich auf dem Feldweg zwischen Etsdorf und dem Waldrand zum Steinköppl hin aneinanderreihen. Im Jahr 2009 hat der Erbauer der Asphaltkapelle, der Etsdorfer Künstler Wilhelm Koch, das erste Kreuz montiert, seither kommen jährlich ein bis zwei neue Exemplare dazu. Koch bezog sich damals explizit auf den Brauch, am Wegesrand Zeichen des Glaubens, des Andenkens, der Dankbarkeit, des Mahnens oder der Freude aufzustellen.
Alle Kreuzobjekte sind von Künstlern, Designern, Architekten speziell für diesen Ort gestaltet und stellen freie Interpretationen des Kreuzmotivs dar. Diesmal kam eine Skulptur dazu, die den Namen „Drehkreuz“ trägt. Dieses besteht aus einer Reihe von Kreuzen, die in einem Gehäuse befestigt sind. Einige der Kreuze sind feststehend, während andere an feinen Drähten aufgehängt sind und sich langsam um sich selbst drehen.
Die Energie für die Bewegungen der drehenden Kreuze wird durch ein Solarpanel erzeugt, das in der Nähe der Kapelle angebracht ist. Wenn die Sonne auf das Solarpanel scheint, beginnen sich die Kreuze zu drehen. "Jedes Kreuz hat seine eigene Geschwindigkeit, was dem Werk eine besondere Dynamik verleiht", erklärt Koch. "Die Bewegungen der Kreuze schaffen eine Atmosphäre der Entspannung und der Einkehr. Ein Spiel aus Bewegung und Stillstand, das die Dualität des Lebens widerspiegelt und uns daran erinnert, dass Veränderung eine unvermeidliche Konstante in unserem Leben ist", sagt der Künstler.
Gestaltet hat das "Drehkreuz" Stefan Stock aus Kastl. Stock ist studierter Chemiker und gelernter Augenoptiker. Bereits 1998 begann er mit diesem Hintergrund, in der heimischen Werkstatt aus Fundstücken an industriellen Apparaturen erinnernde Objekte und Lampen zu schaffen. Fündig wird er auf Schrottplätzen, bei Altwarenhändlern oder auf dem Recyclinghof. Beim "Drehkreuz" hat er ein Objekt genutzt, das vielen Freudenberger bekannt vorkommen dürfte – den ausgedienten Schaukasten, den der Fanclub des TSV 1860 München, die "Märkl-Löwen", einst vor dem Gasthaus Schuller aufgestellt hatten. Beim Wiederverwerten alter Fundstücke wird Stock regelmäßig zum Erfinder. Er entzieht den Objekten ihren alltäglichen Gebrauchszweck und gibt ihnen eine neue Funktion. Und nicht nur das: Stefan Stocks Werke blinken und erklingen mitunter bei Berührung. Kunst, die reagiert – so wie der Schaukasten mit den sich drehenden Kreuzen.
Nach einer Maiandacht mit Pfarrer Moses Gudapati konnten die Gäste den sonnigen Nachmittag bei hausgemachten Kuchen, Kaffee und handwerklich gebrautem Sudhang-Bier genießen. Mit den acht Musikern der Gruppe "Tre Hudebnice" plus zwei Vertretern der neu gegründeten "Asphaltkapelle“ – Florian Burgmayr und Maria Hafner aus München (die Showband der neuen Sendung im BR-Fernsehen mit Eva Karl Faltermeier) – war für das musikalische Rahmenprogramm bestens gesorgt. Die beiden Veranstalter, der Sportverein Etsdorf und der Verein der Freunde der Glyptothek Etsdorf, verwenden den Erlös des Festes wie alle Jahre für den Unterhalt des Tempel-Museums und der Turnhalle.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.