Etsdorf bei Freudenberg
06.05.2024 - 17:42 Uhr

Sonderausstellung im Tempel-Museum macht Mut zu Europa: "Ein Moment der Reflexion, der Inspiration und der Hoffnung"

Politisch gesehen ist Europa schwer ins Taumeln geraten. Künstlerisch betrachtet steckt aber noch jede Menge Staunenswertes und Begeisterndes drin im Thema. Die Ausstellung „TransEuropa“ im Tempel-Museum zeigt Beispiele.

Unter dem Motto „TransEuropa – Ein Aufschrei der Einheit und des Wandels“ haben insgesamt 15 Kollektive sowie Einzelkünstlerinnen und -künstler aus Deutschland, Irland, Österreich und Finnland ihren Ideen freien Lauf gelassen. Das sehenswerte Ergebnis präsentiert das Tempel-Museum bis Donnerstag, 3. Oktober.

Die Ausstellung ist die vierte einer Reihe, die 1993 vom Kollektiv „Freie Klasse München“ aus der Taufe gehoben wurde. Der ursprüngliche Titel „Rettet Europa“ war seinerzeit eher ein Gag, erzählt Mit-Urheber Wilhelm Koch am Telefon: „Damals war Europa überhaupt kein Thema, sondern eher ein Selbstläufer.“ Das war bei der Fortsetzung rund zehn Jahre später in Finnland nicht anders.

Identität als Europäer

Erst mit Brexit und ausscherenden Mitgliedern wie Ungarn wurde es brisant, so Koch. Den Ausstellungstitel hat man mittlerweile in „TransEuropa“ geändert, der Zusatz „Rettet Europa IV“ erinnert aber noch an die Anfänge. Und lässt auch durchblicken, dass es keinen festen Turnus gibt: „Die letzte Ausstellung hatten wir vor zehn Jahren, auch zur Europa-Wahl“, erinnert sich der für sein Tempel- und Luftmuseum sowie seine Glyptotheks-Pläne bekannte Künstler und Verleger Koch.

Herz des in seiner Gesamtheit wohl einzigartigen Projekts ist die „Freie Klasse München“ um Wolfgang Groh, Hermann Hiller, Ralf Homann, Gottfried Weber-Jobe und eben Wilhelm Koch. Die das Spektrum erweiternden Gäste Gerard Greene/Michael Cleary, Natalie und Marlene Jobe, Caro Baumann/MorePlatz AG, Frauke Zabel, FinnFemFel, Harri Heinonen/Mikka Auerniity, Christian Schnurer, Hans Lankes, Edward Beierle und Manuela Unverdorben/Minna Henriksson entstammen zumeist dem Dunstkreis des Münchner Kollektivs: „Die Finnen und Iren sind ja quasi Ableger der Freien Klasse“, konstatiert Koch. Andere Teilnehmer habe man entdeckt und eingeladen. Wie zum Beispiel das Duo Heinonen/Auerniity, dessen Fußball-Collage „Ultra-Love“ aus 900 Aufklebern von Stickern und Graffitis aus ganz Europa Wilhelm Koch begeistert hat.

Bei allen Herausforderungen politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Art gebe es nach wie vor einen gemeinsamen, vereinenden Europa-Nenner, so der Begleittext zur Ausstellung – „unsere gemeinsame Identität als Europäerinnen und Europäer“. Die Ausstellung verstehe sich als Aufruf, diese Identität zu bewahren und zu stärken, indem man sich den Herausforderungen gemeinsam stelle und nach Lösungen suche, die für alle von Nutzen seien.

Zur Europa-Wahl soll alles leuchten

Ihre persönlichen, kreativen Lösungsansätze fanden die beteiligten Künstlerinnen und Künstler beispielsweise in einem fotografierten Europaflaggen-Sari-Tryptichon mit dem Stier auf dem Münchner Rindermarkt (Hermann Hiller), einem Maßgedeck „Suppenteller – Europäische Norm EN 50242“ (Gottfried Weber-Jobe) oder der Tischtennisplatten-Installation „Der Tisch ist blauer auf der anderen Seite“ des finnischen Kollektivs FinnFemFel, dem auch der aus Vilseck stammende Künstler Albert Braun angehört.

Mit einer EU-Charta-Lichtinstallation kehrt Caro Baumann (More Platz AG) aus Berlin zurück ins Tempel-Museum. Ihr leuchtender EUROPA-Schriftzug an der Fassade hat sich längst zum Erkennungszeichen des Museums gemausert und wird gerade in Form gebracht – damit zur Europa-Wahl am 9. Juni wieder alles leuchtet, verrät Koch, der sich besonders freut, dass das Tempel-Museum als offizielles Wahllokal diesmal mit einer thematisch perfekt abgestimmten Kulisse glänzen kann.

HINTERGRUND:

Zur Ausstellung

  • TransEuropa - Rettet Europa IV vom 5. Mai bis 3. Oktober im Tempel-Museum Etsdorf
  • Geöffnet: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen jeweils von 10 bis 17 Uhr
 
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