“Mir geht es auch mit 90 Jahren sehr gut, ich sag mir das alle Tage und genieße ein prima Leben“, erklärt Herbert Kühner. Er wird im Dorf wegen seiner markanten Gesichtsbehaarung von vielen nur „Bart“ (Boad) genannt. Ermöglicht wird ihm seine unverändert positive Lebenseinstellung nach eigenen Worten vom „guten Miteinander“ in der Familie und mit seinen Freunden, allen voran seiner Frau Christl.
Kühners Wiege stand nur einen Steinwurf, sprich eine Wiese entfernt, von seinem jetzigen Domizil am Trippacher Weg im „Kühnerhof“ Am Plan 11. Sein Vater Georg war ohne NS-Vergangenheit nach Ende des Zweiten Weltkrieges der von der US Army eingesetzte Bürgermeister spätere Stellvertreter von Nachfolger Ludwig Meier.
Nach der Ausbildung bei der Baywa in Weiden arbeitete Kühner als Monteur von Aufzügen bei einer Fachfirma in München und überlebte als 24-Jähriger einen Arbeitsunfall, bei dem 1954 mehrere Kollegen nach dem Absturz aus der 17. Etage ihr Leben verloren. Dieser Schock und darauf folgend ein Jahr im Klinikum ermöglichten einen „zweiten Geburtstag mit Aufwertung jedes Tages“, betont der Jubilar.
„Früher habe ich öfter verkehrt geredet, weil ich (zu) viel geredet habe“, ist der vitale Etzenrichtzer in Anlehnung an Karl Valentin selbstironisch. Ein weiteres Bonmot: "Ich habe mit 90 keine falschen Zähne und verwende daher keine falschen Worte“.
Kühner erfreut sich an Kindern und Enkeln. „Einerseits kann man von den jungen Leuten einiges lernen, weil sie vielseitiger gefordert sind als unsere Generation, andererseits vermitteln wir ihnen mit Erfolg Liebe und Respekt zur Natur.“ Vor allem die gemeinsame Fischzucht hat es den Kühners angetan.
Ein offener Umgang, eine klare Ansprache, Neutralität in Politik und Religion sowie faires Behandeln der zahlreichen Mieter schaffen Wertschätzung bei den Mitmenschen in der Ortschaft. An den Stammtischen in Etzenricht und Ullersricht hat das Wort des 90-Jährigen Gewicht. Neu in der Reihe seiner Freizeitbeschäftigungen sind regelmäßige Spaziergänge. Dazu sagt der aktuell zweitältesten Etzenrichter: „Meine Spaziergänge absolviere ich langsam, somit kann ich weiter gehen“. Die Feier des Runden verlief pandemiebedingt mit angezogener Handbremse. Einem "populären Atzariader Original“, wie er sagte, gratulierte auch Bürgermeister Martin Schregelmann.
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