Am Anger in Falkenberg wird am Samstag der nächste Zoiglbrunnen enthüllt. Entworfen hat ihn Harald Bäumler. Der Brunnen ist Teil einer Reihe, welche die Kommunbrauorte in der Oberpfalz verbinden soll. Jeder Brunnen zeigt ein anderes Symbol der Zoigltradition. In Falkenberg ist dies das Abtragen der Bierwürze von der Braustätte zu einem Gärkeller eines Hausbrauers: ein Brauch der mittlerweile selten geworden ist. In Falkenberg wird er noch gepflegt .
Und zwar von Johannes Bauernfeind. Der 54-jährige Postbeamte im Innendienst ist einer von 116 Brauberechtigten in der Marktgemeinde Falkenberg. Genutzt wird das seit 1467 bestehende Recht, im Kommunbrauhaus die Würze für Bier zu kochen, derzeit in 30 Privathaushalten und den drei Zoiglwirtschaften Kramer, Wolfadl und Schwoazhansl. Abgerechnet wird die Nutzung des Brauhauses mit dem Kesselgeld, das bei jedem Sud entrichtet werden muss.
Brauhaus ein Wahrzeichen
Die Hausbrauer lassen zwei Mal im Jahr Würze kochen. Das hängt auch mit den fehlenden Kühlanlagen für das Bier zusammen. Deshalb könne man nur in den kälteren Monaten Bier brauen, erklärt Johannes Bauernfeind. Anders dagegen verhält es sich bei den Zoiglwirten, die mittlerweile alle über eine entsprechende Gär- und Kühltechnik verfügen. "Daher können sie mehrmals im Jahr und nach Bedarf Bier herstellen", weiß Bauernfeind.
Die Braustätte ist mittlerweile ein Wahrzeichen der Marktgemeinde Falkenberg, neben der Burg und der Kirche. Das Brauhaus steht nahe der Waldnaab, aus der früher das Brauwasser entnommen worden ist, unterhalb der Burg. Besitzer des Anwesens, von dem niemand so genau weiß, wann es gebaut wurde, ist der Markt Falkenberg.
Bauernfeind wohnt nur wenige Schritte davon entfernt am Marktplatz neben dem Rathaus. Das ist wohl ein Grund, dass er und seine Helfern noch immer das Abtragen der Würze zu Fuß praktizieren.
Das Tor zum Brauhaus steht bei unserem Besuch weit offen. Darin kocht und hopft Josef Neuber, der Sepp, wie er von allen genannt wird, die Würze. Er ist gelernter Brauer und wurde vom Markt Falkenberg offiziell zum Brauhaus-Chef ernannt. Ein Sud Bierwürze, das sind im Falkenberger Brauhaus rund 3000 Liter, wurde am Vortag angesetzt. Der Sud bleibt nur einen Tag lang im Brauhaus, dann wird die Würze aus dem offenen Kühlschiff aufgeteilt. Die Hausbrauer bringen die Würze in ihre eigenen Keller und setzen dort Hefe zu. Erst jetzt spricht man von Bier. Der Gärprozess findet in den Kellern der Bierrechtler statt. Das ist das Besondere am Zoigl. Da jeder Brauer seinen Teil vom Sud anders behandelt, gibt es in Falkenberg eine große Biervielfalt. Jeder Zoigl schmeckt anders, so heißt es.
Sud wird aufgeteilt
Einen Teil der Würze, die der Neuber-Sepp diesmal gekocht hat, bekommt Johannes Bauernfeind. Der behält davon ein Drittel für sich. Den Rest verteilt er auf eine Freunde Martin Lauterbach aus Tirschenreuth und Willi Sieder aus Wiesau. Das Trio bildet eine Art Arbeitsgemeinschaft. „Alles wird demokratisch verteilt“, schmunzelt Bauernfeind. Die Bierwürze ist jetzt auf die optimale Temperatur von 10 Grad Celsius abgekühlt und wird mit einem „Holzkoufn“, einem Holztrog mit zwei langen Tragestangen, in den nahe gelegenen Keller gebracht. „Weil dieser in unmittelbarer Nähe zum Brauhaus liegt, tragen wir die Würze zu Fuß dorthin, um sie dann in den Gärbottich zu schütten“, erklärt der Kommunbrauer. Das ist mittlerweile kaum mehr irgendwo der Fall. Meistens wird die Würze, nachdem sie über Nacht im offenen Kühlschiff abgekühlt ist, mit Fahrzeugen und Tanks zu den Gärkellern gebracht. Der „Koufn“ fasst übrigens rund 30 Liter und wiegt gefüllt etwa 40 Kilogramm.
Während die Helfer die gefüllten „Koufn“ die gepflasterten Treppen hinauf und die leeren wieder die Treppen hinunter zum Brauhaus schleppen, damit sie der Neuber-Sepp wieder befüllen kann, erklärt Bauernfeind, wie es mit seiner Würze weitergeht. „Hefe kommt hinzu. Dann beginnt die Gärung.“ Diese sei nach sieben bis zehn Tagen abgeschlossen. „Danach wird der Zoigl in Flaschen oder Fässer gefüllt.“ Der Leergutkreislauf ist den Falkenbergern wichtig, in der Zoiglgemeinde legt man viel Wert auf Nachhaltigkeit. Nach vier bis sechs Wochen ist das Bier reif. „Dann sind wir in der Weihnachtszeit und können“, so folgert Bauernfeind, „unseren Zoigl genießen.“ Nach gut einer Stunde ist das Abtragen erledigt. Nun beginnt der Reifeprozess. Dann wird aus der Würze ein immaterielles Kulturerbe: echter Zoigl aus dem Kommunbrauhaus.
Auch Bezirkstagspräsident kommt
Wunsch der Falkenberger war es, dass dieses traditionelle Abtragen auch auf dem Zoiglbrunnen im Ort zu sehen ist. Einen solchen Brunnen gibt es in jedem der fünf Kommunbrauorte in den Landkreisen Tirschenreuth und Neustadt/WN. Dies sind neben Falkenberg Mitterteich, Neuhaus, Windischeschenbach und Eslarn.
In Falkenberg steht die von Harald Bäumler geschaffene Skulptur am Marktplatz, direkt neben dem Kommunbrauhaus. Offiziell enthüllt und eingeweiht werden soll die Anlage am Anger am Samstag, 10. Dezember, um 10 Uhr. Erwartet werden dazu neben Heimatminister Albert Füracker auch Bezirkstagspräsident Franz Löffler und viele andere Gäste. An diesem Tag findet auch der kunsthandwerkliche Adventsmarkt in der Burg bzw. in und am Tagungszentrum statt.
Echter Zoigl
- Was ist echter Zoigl? Ein Bier, für das die Maische in einem Kommunbrauhaus gekocht und gehopft wird.
- Wo gibt es ihn? In der Oberpfalz gibt es noch fünf gemeinschaftlich betriebene Kommunbrauhäuser: in Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus, Windischeschenbach und Eslarn.
- Wo kommt der Name her? Der Begriff Zoigl leitet sich vom Wort Zeiger ab, der anzeigt, wer gerade Bier ausschenkt.
- Wer hat die Zoiglbrunnen gestaltet? Die Entwürfe stammen vom Amberger Künstler Harald Bäumler.
- Die Zoiglbrunnen: Sie stehen in jedem der fünf Kommunbrauorte. Jeder Brunnen zeigt einen anderes Thema der gemeinsamen Zoigltradition.
- Sinn der Aktion: Die Zoiglbrunnen sollen ein Alleinstellungsmerkmal der fünf Kommunbrauorte sein und die Zusammengehörigkeit stärken.
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