In dem kleinen Fensterbacher Ortsteil Knölling ist es seit Jahren Brauch, die Adventszeit mit einer Andacht und der Präsentation eines Kunstwerks in der weißen Kapelle in der Ortsmitte zu beginnen. In diesem Jahr kam ein Künstler zum Zug, der in der Schweiz lebt und schon zum zweiten Mal eines seiner Werke in dem modernen Gotteshaus ausstellen kann. Es ist Hans Thomann (67), ein Maler und Grafiker, Bildhauer und Installationskünstler.
Vor zwei Jahren gab es Thomanns 4,90 Meter hohes und knapp einen Meter breites Werk „Licht und Wärme durch Selbstverzehr“ aus dem Jahr 2022 zu sehen – eine Fotografie auf Plane, die eine brennende Kerze darstellt. Sie sollte den Betrachter daran erinnern, „dass Mitmenschlichkeit und Liebe immer die Bereitschaft zum Investieren, zum Selbsteinsatz voraussetzt“. Nur wer sich selbst einbringe und sein Ego zurückstelle, „kann, wie die Kerze, Licht werden für die Welt“.
Auch das neue Werk „Der letzte Funke wird zur aufflammenden Hoffnung“ ist, wie sein Vorgänger, Teil des Projekts „Da-Sein in Kunst und Kirche", das die Kunstsammlungen des Bistums Regensburg 2011 ins Leben gerufen haben. Seither setzen sich Kunstschaffende jedes Jahr auf das Neue mit besonderen Themenstellungen auseinander. Aktuell lautet das Thema „Hoffen wider alle Hoffnung“.
Die neue, querformatige, 240 Zentimeter breite und 70 Zentimeter hohe Fotografie aus dem Jahr 2023 illustriert in der Kapelle den Moment, wenn die Flamme am Ende eines Zündholzes zu verlöschen droht. Ein anderes Zündholz kommt entgegen, "um den letzten Funken der Hoffnung aufzunehmen und so die Hoffnung aufflammen zu lassen", deutete Thomann seine Arbeit. Er habe "bestimmt 200 Zündhölzer im Atelier angezündet, um den speziellen Moment einzufangen", berichtete der Künstler schmunzelnd.
Anders als Pfarrer Heinrich Rosner (71) vor ihm, der den erkrankten Ortsgeistlichen Georg Praun (67) vertritt, nahm der Schweizer Künstler bei seiner Erklärung des zugrunde liegenden Themas "Hoffnung" nicht ausdrücklich Bezug auf Gott oder den christlichen Glauben. Thomann sprach von der "Ambivalenz der Hoffnung", die beleben, aber auch drücken könne. Sein Credo: "Wenn wir nicht mehr hoffen könnten, bliebe nur Verzweiflung. Wir sind also zur Hoffnung verpflichtet."
Für Musik bei der kleinen Andacht sorgte die junge Trompeterin Lena Pösl. Mitglieder der Dorfgemeinschaft und des Kapellenvereins Knölling sorgten auf dem Vorplatz mit Essen und Trinken und wärmenden Öfen für eine gemütliche Atmosphäre des Verweilens. Hans Thomann und seine Gattin mischten sich plaudernd unter die Besucher. Das Paar stammt aus St. Gallen und war extra für die Ausstellung in die Oberpfalz gekommen. Den Kontakt hatte der Wolfringer Bildhauer Dominik Schleicher (42) hergestellt.
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