Fensterbach
29.12.2021 - 10:37 Uhr

Moderne Kunst in der Kapelle in Knölling

Es ist nur ein einziges Bild, aber das hat es in sich. Das Werk "Compus Mentis" des bekannten Berliner Künstlers Norbert Bisky schmückt die nächsten Wochen die Heilig-Kreuz-Kapelle in Knölling. Es ist die sechste Ausstellung dort seit 2015.

Pfarrer Michael Hoch (links) und Künstler Dominik Schleicher (rechts) mit dem Kunstwerk von Norbert Bisky, das die nächsten Wochen in der Kapelle in Knölling zu sehen sein wird. Bild: Thomas Dobler
Pfarrer Michael Hoch (links) und Künstler Dominik Schleicher (rechts) mit dem Kunstwerk von Norbert Bisky, das die nächsten Wochen in der Kapelle in Knölling zu sehen sein wird.

Die moderne Dorfkapelle ist selbst ein Kunstwerk und zieht immer wieder Menschen aus der Region an, die sie besichtigen wollen. Sie dient darüber hinaus einmal im Jahr als Ort einer kleinen Kunstausstellung - außer 2020, als aus Pandemieschutz-Gründen die Schau ausfallen musste.

Bislang waren es Künstler aus Bayern, deren Exponate in Knölling zu sehen waren. Heuer ist das anders. Bildhauer Dominik Schleicher (39) hat sich als verantwortlicher Ausstellungsgestalter diesmal an seinen Kollegen Norbert Bisky aus Berlin gewandt. Anlass war ein Zeitungsinterview mit dem 51-jährigen Bisky, das Schleicher imponiert hat. "Ich habe ihm danach gleich eine Mail geschrieben." Darin hat der Fensterbacher dem Mann aus der Bundeshauptstadt die Kapelle vorgestellt und die dortigen Ausstellungen beschrieben - mit der Bitte um ein Werk von Norbert Bisky. "Ich habe ihm keine Vorgaben gemacht, weil er schon in Kirchen ausgestellt hat und weiß, was angemessen ist," betonte Schleicher bei der Vernissage am Tag vor Heiligabend.

Vor kurzem kam es in Leipzig zur "Übergabe" des Kunstwerks. Eine Mitarbeiterin Biskys brachte das Bild dorthin, wo es Dominik Schleicher anschließend in seine Obhut übernahm und mit dem Auto nach Knölling weitertransportierte. Zusammen mit Josef Preitschaft, der sich als Nachbar um die Kapelle kümmert, wurde das Leihobjekt dann frei hängend im Innenraum des Andachtsgebäudes festgemacht.

Am Abend kamen Mitglieder des Kapellenvereins unter seinem Vorsitzenden Konrad Gürtler mit Ortspfarrer Michael Hoch an der Kapelle zusammen, um das neue Werk zu betrachten. Es ist 30 mal 40 Zentimeter groß und trägt den lateinischen Titel "Compos mentis", was laut Schleicher soviel bedeutet wie "zurechnungsfähig". Das ist vermutlich ironisch gemeint, denn das dem Bild zugrundeliegende Motiv, ein Gesicht, erscheint zersplittert wie ein gebrochener Spiegel. Spiegelfragmente sind überdies in die farbenfrohe Fläche integriert, so dass sich der Betrachter beim Schauen auch selbst erkennen kann.

Das scheint auch tatsächlich eine Motivation des Künstlers gewesen zu sein, der sich gerade in Brasilien aufhält und über Dominik Schleicher Folgendes ausrichten ließ: "Das Bild thematisiert den Druck, dem wir alle ausgesetzt sind in dieser Zeit. Eine Zerreißprobe, auf die wir gestellt werden aufgrund der Dinge, die wir erleben. Der Titel bedeutet bei klarem Verstand sein, zurechnungsfähig sein. Es ist eine Spiegelarbeit. Ein Bild, in dem die betrachtende Person sich wiederfinden, inne halten und reflektieren kann."

Vor dieser aktuellen Ausstellung fand die letzte im Jahr 2019 mit mehreren Collagen des Ensdorfer Künstlers Gerd Seidel statt. Auch Bildhauer Andreas Kuhnlein, Bildhauer und Zeichner Toni Scheubeck und Holzbildhauer Hermann Bigelmayr waren schon mit Bildern und Objekten in der Kapelle vertreten. In einem Jahr (2018) gab es nichts zu sehen, aber etwas zu hören, als der bekannte Mönch Anselm Grün einen Vortrag hielt.

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Fensterbach14.10.2020
Die Kapelle in Knölling wurde dem heiligen Kreuz geweiht. Das Kreuz sei ein Zeichen religiöser Identität und wenn man es annehme, könne man erfahren, dass es ein großes Plus-Zeichen sei, sagte Bischof Rudolf Voderholzer bei der Einweihung im Jahr 2015. Bild: Thomas Dobler
Die Kapelle in Knölling wurde dem heiligen Kreuz geweiht. Das Kreuz sei ein Zeichen religiöser Identität und wenn man es annehme, könne man erfahren, dass es ein großes Plus-Zeichen sei, sagte Bischof Rudolf Voderholzer bei der Einweihung im Jahr 2015.

"Ein Bild, in dem die betrachtende Person sich wiederfinden, inne halten und reflektieren kann."


Künstler Norbert Bisky, Berlin, über sein Werk "Compos mentis"

 
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