Sechs Betriebe aus Ostbayern haben sich bei einem europaweiten Projekt ein Nachhaltigkeitssiegel erworben. Einer davon ist das Hotel Wolfringmühle in der Gemeinde Fensterbach, zu dem auch eine Gaststätte gehört. Es kann sich jetzt mit dem Logo Green Key (grüner Schlüssel) am Eingang schmücken, vor allem aber mit einem umfangreichen Konzept für Nachhaltigkeit: vom Solardach für den Parkplatz über eine optimierte Heizung bis hin zur der wasser- und energiesparenden Dusche.
„Es war viel Arbeit, aber es macht Sinn und lohnt sich auch finanziell“, lautet das Fazit von Thomas Auerbach, Geschäftsführer von Hotel und Restaurant Wolfringmühle. Er ist nun Teil eines globalen Netzwerks für nachhaltigen und verantwortungsvollen Tourismus. Über das Projekt ETGG 2030 (European Tourism Going Green 2030) stand ihm die Tür zu Know-how aus vielen Fachgebieten offen, unter anderem läuft seit Januar ein Transformationskonzept in Zusammenarbeit mit der OTH Amberg-Weiden.
Als Auerbach vor gut einem Jahr über den Newsletter des Hotel- und Gaststättenverbandes von dem Projekt erfuhr und sich bewarb, hatte er allerdings schon kräftig vorgelegt: Der große Parkplatz vor dem Hotel war mit einem Dach für Photovoltaik versehen und lieferte Strom aus Sonnenenergie. Vor zehn Jahren hatte das Hotel außerdem eine digitale Heizungs- und Steuerungstechnik installiert, mit deren Hilfe sich Wärmeverluste im Nu reduzieren ließen. Dank des Netzwerks gibt es nun weitere Fortschritte auf dem Weg zu mehr Autarkie.
„Unsere Duschen verbrauchen seit einem halben Jahr 40 Prozent weniger Wasser, und das alles, ohne dass der Gast etwas merkt“, berichtet Auerbach, „da kommt bei 60 Duschen was zusammen, wenn man bedenkt, dass das Duschwasser auch noch erwärmt werden muss“. Der 38-Jährige hat aber auch gelernt, welche Rolle die Kommunikation dabei spielt, wenn er zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien bietet, recycelt und auf LED-Beleuchtung umstellt, die Handtuchbenutzung regelt oder auf regionale Produkte setzt, vom Fleischlieferanten bis hin zur Wäscherei. „Es gibt mittlerweile Gäste, die kommen genau aus diesem Grund zu uns“, ist er überzeugt.
Zu 70 Prozent autark
Für den 38-Jährigen ist der Prozess in Richtung Energie-Autarkie noch längst nicht abgeschlossen. „Wir streben an, Strom und Wärme komplett selbst zu erzeugen“, verrät er sein ehrgeiziges Ziel, für das er auch Wasserstoff als mögliche Option anvisiert hat. Aktuell schafft er das zu 70 Prozent ist. „Da kann man dann wirklich mit gutem Gewissen in die Sauna gehen“, bestätigt er diesen Aspekt für jährlich 1700 Übernachtungsgäste. Der Green Key ist für solche Bemühungen ein Beleg, der international anerkannt ist und auch einen Gast aus Australien überzeugen könnte. Sein Pionierstatus auf diesem Gebiet hat dem Juniorchef des Hotels Wolfringmühle inzwischen jede Menge Anfragen eingebracht. Krankenhäuser, Schulen, Firmen oder auch Kollegen aus dem Gastgewerbe interessieren sich vor allem für seinen Solar-Carport. „Das ist ein Renner“, berichtet Auerbach. Oft seien solche Flächen ja ohnehin versiegelt, und durch die Überdachung bleibe es im Sommer kühl und im Winter eisfrei.
Tanken unterm Solardach
„Da wird noch viel entstehen in den nächsten zwei bis drei Jahren“, prophezeit er und ist selbst auch schon wieder einen Schritt weiter: Unterm Solardach gibt es jetzt vier E-Tankstellen, zwei weitere sollen folgen. Frisch eingetroffen ist außerdem eine E-Bike-Ladestation. Thomas Auerbach setzt weiter auf neue Ideen im Austausch mit einer Gruppe von Gleichgesinnten, die sich aus den Treffen für das Pilotprojekt formiert hat. „Je mehr mitmachen, desto mehr Bewegung kommt in den Prozess“, sagt er und fühlt sich dabei auch der Familientradition verbunden. Schließlich habe sein Vater schon vor 30 Jahren eine Energie-Optimierungsanlage eingerichtet. Letztlich passen sogar die Kastanienbäume neben dem Biergarten ins Konzept, die größte hat der Urgroßvater vor 93 zur Geburt seines Sohnes gepflanzt. „Die sind jetzt Gold wert, weil sie für ein gutes Klima sorgen“, erklärt Auerbach, für den sich die Nachhaltigkeit auch im Betriebsklima bewährt hat. „Die junge Generation denkt ähnlich, mit unseren Ideen ist es leichter sie an Bord zu holen, sie identifizieren mit dem Betrieb “, so der 38-Jährige mit Blick auf den Personalmangel in der Gastronomie.
„European Tourism Going Green 2030“
- Projekt: Erarbeitung eines Nachhaltigkeitssiegel mit dem Tourismusverband Ostbayern (TVO) als einem von acht Partnern aus sechs Ländern; direkten Zugang zu Expertenwissen und Beratungsleistungen
- Teilnehmer: insgesamt 70 Betriebe, davon sechs aus Ostbayern
- Erfolge: Nachhaltigkeitssiegel, verliehen im Mai bei Abschlusskongress in Wien an Naturhotel Brunner Hof (Arnschwang), Hotel zum Bräu (Kollnburg) Gasthof Sixt (Rohr/Niederbayern), jeweils mit Green Sign. Campingplatz Anderswo (Finsterau), Walhalla Hotel Höferer (Tegernheim) mit EU-Ecolabel, Hotel Wolfringmühle (Fensterbach) mit Green Key.
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