Filchendorf bei Neustadt am Kulm
18.09.2020 - 15:05 Uhr

Mit Lumpen Villa finanziert

Das markanteste Gebäude in Filchendorf ist die sogenannte Villa. Wegen seiner Verzierungen an der Außenfassade wird das Haus oft mit dem Filchendorfer Schloss verwechselt.

Viel kosten ließ es sich der Industrielle Johann Übelhack, als er sich 1909 in der Seegasse eine Villa bauen ließ. Mit der aufwendig gestalteten Außenfassade wirkt das Gebäude wie ein kleines Schloss. Bild: ow
Viel kosten ließ es sich der Industrielle Johann Übelhack, als er sich 1909 in der Seegasse eine Villa bauen ließ. Mit der aufwendig gestalteten Außenfassade wirkt das Gebäude wie ein kleines Schloss.

Erbaut wurde das Filchendorfer Schmuckstück vom ersten und einzigen Industriellen am Ort: Johann Übelhack. Der für Filchendorfer Verhältnisse sehr reiche Geschäftsmann betrieb eine Rohproduktensammlung und -sortierung in Trabitz. Er hatte sein 7000 Quadratmeter großes Werksgelände dort zunächst nur gepachtet. Ein Stadel aus Holz war das erste „Werksgebäude“. Hier sortierten zehn Frauen und einige Männer Stoffreste und pressten sie zu Ballen.

Die Geschäfte liefen gut, und deshalb ließ sich Übelhack 1909 in der Seegasse in Filchendorf aufwendig eine Villa bauen. Sie erhielt die Hausnummer 44. Sein früheres Haus mit der Nummer 42 verkaufte er.

1912 kaufte der Industrielle das Areal in Trabitz von der Familie Ackermann und errichtete dort das erste feste Gebäude. Bis zu seinem Tode im Jahr 1924 leitete Johann Übelhack das Unternehmen. Danach führte seine Ehefrau das Geschäft weiter. Im Erwachsenenalter übernahm Sohn Dieter die Familiengeschäfte.

Die Familie verarbeitete in ihrem Betrieb Altkleider und Lumpen. Schon damals wurde die Betriebsstätte im Volksmund, wie auch heute noch, „Lumperer-Hall“ genannt. In den späten 1920er Jahren und vor dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte die Firma über 30 Mitarbeiter.

Bis Anfang der 1970er Jahre bewohnte Dieter Übelhack mit seiner Familie die Villa in Filchendorf. Nach seinem Tod stand das Gebäude kurz leer. Danach verkauften es die Erben an Helga und Erich Dötsch. Der gelernte Maurer konnte die kleineren notwendigen Reparaturen an dem Bauwerk selbst vornehmen.

Schon bald füllte sich das Anwesen mit Leben, denn die neuen Besitzer liebten es, Tiere um sich zu haben. Neben Schafen, Hühnern und Hasen kauften sie auch ein Pony. Bei den Kindern war dieses sehr beliebt, denn sie durften auf ihm reiten. Der Hausherr spannte auch oft einen Wagen an und lud zur Kutschfahrt ein. Leider verstarb er nach langer Krankheit viel zu früh. Helga Dötsch verkaufte das Anwesen im vergangenen Jahr an die gebürtige Filchendorferin Sabine Rix, behielt aber das Wohnrecht in ihrer Villa.

Die neue Besitzerin hat viele Pläne mit dem Anwesen. Sie will das Juwel neu beleben. Am Haus schreiten die ersten Renovierungsarbeiten schon gut voran. Im weitläufigen Garten soll eine kleine Ferienanlage errichtet werden. Vier Ferienhäuser und ein kleines Gemeinschaftshaus mit Sauna sind geplant (wir berichteten). Eine Herde Alpakas soll den Feriengästen neben der attraktiven Kulmlandschaft eine weitere Möglichkeit zur Entspannung bieten. Und die neue Besitzerin hat noch weitere Ideen, die sie aber noch nicht verraten will.

Neustadt am Kulm17.09.2020
Das Bild zeigt die Filchendorfer Villa in früheren Jahren. Beim Vergleich mit neueren Fotos ist festzustellen, dass sich fast nicht verändert hat. Bild: ow
Das Bild zeigt die Filchendorfer Villa in früheren Jahren. Beim Vergleich mit neueren Fotos ist festzustellen, dass sich fast nicht verändert hat.
Das Geld zum Bau seiner Villa erwirtschaftete Johann Übelhack mit seinem Betrieb in Trabitz. Das Bild zeigt den Bau der "Lumpenhalle" im Jahr 1923. Einige der Handwerker stammten aus Neustadt am Kulm und sind noch namentlich bekannt. Bild: ow
Das Geld zum Bau seiner Villa erwirtschaftete Johann Übelhack mit seinem Betrieb in Trabitz. Das Bild zeigt den Bau der "Lumpenhalle" im Jahr 1923. Einige der Handwerker stammten aus Neustadt am Kulm und sind noch namentlich bekannt.
 
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