Im Frühjahr 2024 endete der Granitabbau im früheren KZ-Steinbruch am Wurmstein, 79 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Flossenbürg. Tausende Häftlinge mussten dort unmenschliche Arbeit leisten, viele davon starben. Nach dem Krieg wurde der Steinbruch von Flossenbürger Unternehmen noch weiter betrieben, bis der Freistaat Bayern den Pachtvertrag auslaufen ließ. Der Fotoklub Flossenbürg zeigt nun in der Ausstellung „Granitblicke“ im Wechselausstellungsbereich der KZ-Gedenkstätte beeindruckende Aufnahmen über die letzten Tage des noch aktiv betriebenen Steinbruchs.
Zum Start der Ausstellung am Freitagnachmittag dankte der Vorsitzende des Fotoklubs, Bernhard Neumann, den zahlreichen Unterstützern. Die rund 80 anwesenden Gäste erhielten einen kurzen Einblick über den Hintergrund der Ausstellung. Holger Bannert, Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Flossenbürg, betonte: „Diese Ausstellung bereichert unseren Ort kulturell sehr.“
Seit mehr als 250 Jahren wird in Flossenbürg Granit abgebaut. Der vor 53 Jahren gegründete Fotoklub liefert mit seinen Moment-Aufnahmen auch ein historisches Zeitdokument und einen Beitrag zur Erinnerungskultur für zukünftige Generationen. Denn der aufgelassene Steinbruch wird in die KZ-Gedenkstätte integriert und die Natur wird nach und nach den Abbauplatz wieder zurückerobern. Die Bilder für die Ausstellung entstanden bei einem Workshop "Lost Places" des Fotoklubs im Mai 2024. Einen ganzen Tag lang konnten sich 30 Hobby-Fotografen im Steinbruch und in den dazugehörigen Gebäuden mit ihren Kameras frei bewegen – mit viel Engagement, aber auch Sensibilität für den geschichtsträchtigen Ort.
Noch gleicht der Steinbruch am Berg des Wurmsteins einer offenen Wunde, aus der das Granitgestein mit Gewalt herausgeschlagen, gebohrt und gesprengt wurde. Das zeigen zahlreiche Aufnahmen in der Ausstellung „Granitblicke“ aus unterschiedlichsten Perspektiven. Besonders sind auch die Fotografien, die in den alten Betriebsgebäuden direkt am Steinbruch entstanden sind. Riesige antiquierte Kompressoren, heruntergekommene Werkstätten und Abstellhallen verdeutlichen den teils fortgeschrittenen Verfall. Makro-Aufnahmen von verschlissenen und verstaubten Werkzeugen, Schläuchen, Ketten zeugen vom Ende des Granitabbaus.
Die Ausstellung wurde auch dank der finanziellen Unterstützung des Fördervereins für die Gedenkstätte, unter Vorsitz von Karlhermann Schötz, ermöglicht. Der Verein trug wesentlich zu den Druckkosten der Bilder bei. Im Gegenzug erhält die Gedenkstätte die Aufnahmen als Dauerleihgabe.
Bis zum 1. Februar 2026 läuft die Ausstellung im Wechselausstellungsbereich der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in der ehemaligen Häftlingsküche. Der Eintritt ist frei.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.