Flossenbürg
01.12.2023 - 10:09 Uhr

Ausstellung in KZ-Gedenkstätte erinnert an "Euthanasie"-Morde der Nationalsozialisten

Ihre Großmutter wurde von den Nazis unter dem Deckmantel der "Euthanasie" ermordet. Nun arbeitete Künstlerin Hannah Bischof die Geschichte in Gemälden auf. Dazu wurde ein Buch des Zentrums für Erinnerungskultur vorgestellt.

Noch immer werden die Verbrechen der Nationalsozialisten oft marginalisiert und verdrängt. Umso wichtiger ist mit wachsender Entfernung zu den Ereignissen die Erinnerungsarbeit. In der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg wurde nun die erste Publikation des Zentrums Erinnerungskultur vorgestellt. Sie trägt den Titel: „Verdrängt – die Erinnerung an die nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘-Morde“.

Die Initiative für das Buch, so erzählt Jörg Skribeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte, am Mittwoch bei der Vorstellung, ging vom Bezirk Oberbayern aus. Umgesetzt hat sie dann das Zentrum Erinnerungskultur der Universität Regensburg. Konsequent stehe in dem Werk „Euthanasie“ in Anführungszeichen. Das aus dem Altgriechischen stammende Wort vom sogenannten „guten Tod“ sei die Sprache der Täter. Die Nationalsozialisten hätten es für Morde an Menschen mit Krankheit oder Behinderung gewählt.

Laut Julius Scharnetzky hatte die behindertenfeindliche Gesundheitspolitik schon 1933 begonnen. „Man hat diesen Menschen das Recht auf Leben abgesprochen“, weist der Leiter Ausstellungskonzeption und Kommunikation der Gedenkstätte etwa auf die am 1. September 1939 in Kraft getretene „Ermächtigung zum Gnadentod“ hin. Als eines der Beispiele nennt Lisa Gärtner von der Uni Regensburg Helmut Silberberg, geboren 1919 – und schließlich wie viele andere ermordet.

Gleichzeitig gibt es zum Thema eine Gemäldeausstellung, diese wurde von Künstlerin Hannah Bischof präsentiert. Sie trägt den Titel "Von Papenburg bis Neuruppin". „Sie werden anschließend sehen, wie sich in den Bildern die Geschichte meiner Großmutter darstellt“, leitet Bischof die Führung durch ihren Gemäldezyklus ein. Diesen widmet sie ihrer Oma Maria Fenski, geboren am 14. August 1905 in Papenburg und unter dem Deckmantel der „Schizophrenie“ im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“ schließlich in der Heilanstalt Neuruppin durch Nahrungsentzug von den Nationalsozialisten ermordet.

Als Todestag nennt sie den 7. August 1942. Dabei erzählt die in Berlin lebende Künstlerin, dass in der Familie früher nicht groß darüber gesprochen worden sei. „Sie wurde vielleicht gestorben“, habe es einfach geheißen. Nach der Wende erforschte die Enkelin Regina die Geschichte der Großmutter in Archiven und Dokumenten; die Enkelin Hannah schuf den „Zyklus für Maria“ mit sechzehn Gemälden. Ein Bild Bischofs ziert das Buchcover von „Verdrängt“. Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 31. Januar 2024.

Hintergrund :

Ausstellung "Von Papenburg nach Neuruppin"

  • Wo? KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, ehemalige Häftlingsküche
  • Wann? Bis 31. Januar zu besichtigen (Öffnungszeiten Gedenkstätte Dezember bis Februar
    täglich 9 bis 16 Uhr
  • Was? Zeigt das Leben von Maria Fenski, ermordet von den Nationalsozialisten
  • Eintritt frei
  • Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Zentrum Erinnerungskultur an der Universität Regensburg und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.
 
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