Flossenbürg
23.04.2021 - 12:15 Uhr

Ein Bildhauer-Leben endet mit 93 Jahren: Professor Paul Schneider ist tot

Eine traurige Nachricht machte die Runde: Vor wenigen Tagen starb Professor Paul Schneider. Flossenbürg war für den international renommierten Bildhauer zweite Heimat geworden.

Für Professor Paul Schneider war Flossenbürg zweite Heimat. Der international renommierte Künstler arbeitete seit Jahrzehnten auch in der Grenzgemeinde. Mops Tandori war als treuer Begleiter immer dabei. Archivbild: nm
Für Professor Paul Schneider war Flossenbürg zweite Heimat. Der international renommierte Künstler arbeitete seit Jahrzehnten auch in der Grenzgemeinde. Mops Tandori war als treuer Begleiter immer dabei.

Kurz vor dem 94. Geburtstag starb Professor Paul Schneider. Über Jahrzehnte hinweg kam der in Merzig (Saarland) lebende Künstler in die Grenzgemeinde. Hier fand er Freunde und mit dem Granit ein Material, das ihm ans Herz wuchs. Drei seiner ungezählten Werke sind beim Spaziergang durch den Ort zu entdecken.

Steine und Menschen faszinierten Schneider bei seinem Schaffen. Er zählte dabei nicht zu den Künstlern, die ein Modell abliefern und nach einigen Wochen oder Monaten das fertige Kunstwerk abholen. Schneider nahm selbst das Werkzeug in die Hand und veredelte gemeinsam mit örtlichen Steinmetzen das Material.

Seine Fundstücke entdeckte er nicht zuletzt in den Abbaubereichen der Granitfirmen. Unregelmäßig geformte Findlinge waren ebenso darunter, wie Blöcke, die herausgesprengt wurden oder Abfallsteine, die auf Grund der Beschaffenheit, Form und Farbe unbeachtet auf einer Planie lagen.

Was daraus entstand zeigte sich im April 2015 bei der Einweihung des Bonhoeffer-Denkmals vor der evangelischen Pankratiuskirche. Ein Sonnenloch an der Spitze des 2,4 Meter langen und 1,7 Meter hohen trapezförmigen Steins steht als Symbol für das Leben. Sieben zusätzliche Bohrlöcher („Eine magische Zahl“) sind als Aufforderung an alle Menschen zu verstehen, offen und aufgeschlossen zu sein und Unrecht keine Chance zu geben.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und weitere Ehrengäste zeigten sich beeindruckt von den in Granit gefassten Gedanken zum Leben und Werk des im KZ Flossenbürg ermordeten Kirchenlehrers. Für Aufsehen sorgte Schneider genauso mit anderen Projekten, die nicht nur aber auch aus Flossenbürger Steinen entstanden.

Der Wanderweg „Steine an der Grenze“ in seinem Heimatort stellt nur ein Beispiel dar. Einen Namen mit international gutem Klang erarbeitete sich Schneider auch mit den von ihm veranstalteten Symposien europäischer Bildhauer. Mit zahlreichen hochkarätigen Auszeichnungen wurden Engagement und Werk des Künstlers gewürdigt. Am 16. April schloss der 93-Jährige die Augen für immer. Geboren wurde er am 5. Mai 1927 in Saarbrücken.

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Flossenbürg23.04.2021
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm kam im April 2015 anlässlich des 70. Todestages von Dietrich Bonhoeffer nach Flossenbürg. Er bewunderte den von Professor Paul Schneider geschaffenen Erinnerungsstein. Archivbild: nm
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm kam im April 2015 anlässlich des 70. Todestages von Dietrich Bonhoeffer nach Flossenbürg. Er bewunderte den von Professor Paul Schneider geschaffenen Erinnerungsstein.
 
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