Flossenbürg
31.07.2019 - 16:48 Uhr

Campingplatz zwar barrierefrei, aber nicht rollstuhltauglich

Rosemarie Zaruba ärgert sich, weil die Behindertentoilette am Campingplatz Gaisweiher seit Wochen versperrt ist. Auch das Sanitärgebäude sei nicht behindertengerecht, klagt sie. Bürgermeister Thomas Meiler erklärt, warum das so ist.

Rosemarie Zaruba ärgert sich. Sie wünscht sich vor dem neuen Sanitärgebäude am Campingplatz Gaisweiher ein Geländer. Bild: Lowak
Rosemarie Zaruba ärgert sich. Sie wünscht sich vor dem neuen Sanitärgebäude am Campingplatz Gaisweiher ein Geländer.

Seit zwölf Jahren steht der Wohnwagen von Rosemarie (71) und Ludwig Zaruba (76) auf dem Campingplatz am Gaisweiher. Das Ehepaar aus Ullersricht versucht so oft es geht, die Wochenenden dort zu verbringen. Ludwig Zaruba ist nach einem dritten Schlaganfall schwerbehindert und halbseitig spastisch gelähmt. Er sitzt im Rollstuhl, kann aber mit einem Vier-Punkt-Stock und der Hilfe seiner Frau ein paar Schritte gehen.

Duschen und Toiletten sowie Möglichkeiten zum Abspülen von Geschirr und zum Wäschewaschen finden die Camper in einem neuen Sanitärgebäude. Rosemarie Zaruba ist mit dem Neubau aber gar nicht glücklich. "Hier fehlt der Bereich für Behinderte", kritisiert sie. Ihr Mann braucht bei vielem Hilfe, auch bei der Körperpflege. "Ich gehe mit ihm immer zu den Herren rein", sagt sie. Der Rollstuhl muss dabei draußen bleiben. "Alles ist viel zu eng", zeigt sie auf den schmalen Gang, von dem die Kabinen mit den Waschbecken und Duschen abzweigen. Außerdem vermisst sie Haltegriffe, auch in den WCs. "Das wäre schon eine große Hilfe."

Die 71-Jährige beschreibt das Procedere, wie sie ihren Mann vom Wohnwagen ins Sanitärgebäude bekommt. Bis vor die Türe könne sie noch mit dem Auto fahren, dann würde ihr Ludwig gestützt auf den Stock und mit ihrer Hilfe die drei Stufen bis zur Tür erklimmen. Hier wünscht sie sich ein kleines Geländer. Ihrer Meinung nach könne man doch das Edelstahlgeländer vom alten Sanitärgebäude, das nicht mehr in Betrieb ist, abschrauben und hier anbringen. Auch die Eingangstüre, die mit Hilfe einer Chipkarte zu öffnen ist, lasse sich nur mit großer Kraftanstrengung aufdrücken. Das Gebäude habe zwar einen barrierefreien Zugang, doch den könne ihr Mann nicht gehen, weil der Weg viel zu lang sei.

Bürgermeister Thomas Meiler weist die Vorwürfe zurück. "Wir haben einen barrierefreien Campingplatz, aber keinen behindertengerechten." Rein rechtlich ein ganz klarer Unterschied. Der Zugang zum Sanitärgebäude habe wie vorgeschrieben ein Gefälle von sechs Prozent. "Mit einem Rollator kann man überall rein", stellt er klar.

Rosemarie Zaruba ist mit ihrer Kritik aber noch nicht am Ende. Im Gebäude, in dem das Restaurant untergebracht ist, gebe es sehr wohl zwei Behinderten-WCs. "Doch die sind seit Wochen geschlossen", ärgert sie sich. Auch dafür hat Bürgermeister Meiler eine Erklärung. Beide Toiletten sind an die Gaststätte gekoppelt. Die im Erdgeschoß sei nur über das Lokal zugänglich und auch die im Souterrain sei von der Gaststätte abhängig. "Wenn wir den Raum aufsperren würden, dann müsste gewährleistet sein, dass er 24 Stunden überwacht werden kann." Das heißt, wenn jemand im Inneren an der Notschnur zieht, müsse jemand da sein, der das Signal bemerkt. "Das ist gesetztlich geregelt."

"Das ist ein Dilema, aber so ist die Rechtslage", bedauert Meiler. "Das hängt alles mit der Gaststätte zusammen." Der Flossenbürger Bürgermeister ist aber zuversichtlich, dass sich diese Situation bald kären wird. Das Restaurant ist seit Monaten geschlossen. Streitigkeiten zwischen dem Kommunalservice der Gemeinde Flossenbürg und der Gaststättenbetreiberin waren vor Gericht gelandet. Nun deutet alles daraufhin, das es zu einer weiteren Verhandlung kommen wird.

Flossenbürg28.05.2019
Toilette und Waschraum für Behinderte sind am Gaisweiher zwar vorhanden, aber die Tür ist immer verschlossen. Laut Bürgermeister Thomas Meiler kann hier erst wieder aufgesperrt werden, wenn die Pächterfrage geklärt ist. Bild: Lowak
Toilette und Waschraum für Behinderte sind am Gaisweiher zwar vorhanden, aber die Tür ist immer verschlossen. Laut Bürgermeister Thomas Meiler kann hier erst wieder aufgesperrt werden, wenn die Pächterfrage geklärt ist.
Hinter dieser Tür (links) befindet sich eine kleine Kabine mit Waschbecken. Wer auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist, hat keine Chance durch den engen Gang hinein zu gelangen. Bild: Lowak
Hinter dieser Tür (links) befindet sich eine kleine Kabine mit Waschbecken. Wer auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist, hat keine Chance durch den engen Gang hinein zu gelangen.
Rosemarie Zaruba (71) genießt mit Hund "Kuno" die Idylle am Gaisweiher. Doch für ihren behinderten Mann Ludwig Zaruba (76) wird es immer schwieriger, die Wochenenden am Campingplatz zu bewältigen. Bild: Lowak
Rosemarie Zaruba (71) genießt mit Hund "Kuno" die Idylle am Gaisweiher. Doch für ihren behinderten Mann Ludwig Zaruba (76) wird es immer schwieriger, die Wochenenden am Campingplatz zu bewältigen.
 
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