Flossenbürg
28.12.2021 - 08:58 Uhr

Felsblöcke der Flossenbürger Ruine werden angeseilt

Bis Pfingsten muss sich gedulden, wer von der Flossenbürger Burgruine aus ins Land schauen will. Innenhof und Gipfelturm bleiben gesperrt. Einzelne Felsen unter dem Turm müssen gegen ein drohendes Herausbrechen gesichert werden.

Der Turm der Burgruine Flossenbürg ist weiterhin gesperrt. Der Bauzaun bleibt stehen. Die Felsen müssen gesichert werden. Archivbild: tss
Der Turm der Burgruine Flossenbürg ist weiterhin gesperrt. Der Bauzaun bleibt stehen. Die Felsen müssen gesichert werden.

Seit April ist ein großer Teil des Innenhofes der Flossenbürger Burgruine nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich, nachdem das Staatliche Bauamt bei regelmäßigen Kontrollen Unsicherheiten in der Felsformation erkannt hat. Im Rahmen einer Masterarbeit am Lehrstuhl für Ingenieurgeologie der Technischen Universität (TU) München wurde das Gefahrenpotential konkret. Es zeigte sich, dass ein Felssturz nicht mehr auszuschließen war und ein solcher hätte auch die Standsicherheit der gesamten Ruine gefährden können.

Vertreter des Staatlichen Bauamtes haben wenige Tage vor Weihnachten Bürgermeister Thomas Meiler und Landtagsabgeordneten Stephan Oetzinger vor Ort gezeigt, was hochspezialisierte Fachleute derzeit am und im Fels tun, um die Stabilität der Formation für die nächsten Jahrzehnte zu sichern.

Masterarbeit über Burgruine

Die Masterarbeit ist der Corona-Pandemie geschuldet, wenn man so will. Solche Arbeiten der angehenden Ingenieurgeologen haben in der Regel Projekte im Ausland im Blick. Weil diese aber der Pandemie wegen keine Option waren, war die Burgruine eine willkommene Alternative für den Lehrstuhl. Die Erkenntnisse der Studenten machten schnell klar: Die Ruine muss sofort gesperrt werden. „Wir haben hier wirklich Gefahr für Leib und Leben entdeckt“, sagt Roman Beer, der Leiter des Staatlichen Bauamtes.

Im Grunde werden nun die überhängenden, unsicheren Blöcke nach hinten verspannt, so dass sich nichts mehr nach vorn bewegen kann. Das erfolgt den Worten Ulrichs Langs zufolge in enger Abstimmung mit dem Denkmal- und dem Naturschutz, die beide bei dem Objekt ein gewichtiges Wort mitreden. Zum Schutz des Ensembles müssten die Felssicherungsmaßnahmen entsprechend sensibel durchgeführt werden, sagt Lang. Der Bauoberrat ist Abteilungsleiter für den Städtischen Ingenieurbau am Staatlichen Bauamt und als solcher der Fachmann für die technischen Details der Sicherungsmaßnahmen.

Während des Gesprächs hängen im Hintergrund Felsenkletterer einer österreichischen Spezialfirma in der Wand. Solche Arbeiten könnten nur hochspezialisierte Fachleute ausführen, so Lang.

Nach den Sicherungsmaßnahmen im Innenhof wird im Frühjahr in einem weiteren Bauabschnitt die Nordseite gesichert, ehe zuletzt die Aussichtsplattform auf dem Gipfelturm erneuert wird. Für den Materialtransport zum Turm wird laut Lang entweder die Unterstützung durch einen Hubschrauber erforderlich oder alternativ der Bau einer Materialseilbahn; für Letztere werde aber vermutlich zu wenig Platz sein, so dass es auf den Hubschraubertransport hinauslaufen werde.

Beeindruckende Maßnahme

Meiler wie Oetzinger („technisch beeindruckend“) äußern den Wunsch nach einer ausführlichen Dokumentation der Maßnahme, die auch für Besucher auf den neuen Infotafeln nachzulesen sein soll. Baudirektorin Elisabeth Bücherl-Beer sagt, der Wunsch sei verständlich, es handle sich hier auch um eine keineswegs alltägliche Maßnahme. Roman Beer sagt: „So was machen wir nicht jeden Tag.“

Die Masterarbeit ist den Worten Bücherl-Beers zufolge ein glücklicher Umstand, nicht nur wegen der detaillierten Erkenntnisse über die Schäden, sondern auch deshalb, weil sich hier konkret zeige, was hinter Berufen wie dem eines Ingenieurgeologen stecke. Für Oetzinger, wie er sagt, allgemein ein anschauliches Beispiel für die nach wie vor unterschätzten technischen MINT-Berufe.

Flossenbürg21.07.2020
Der Leiter des Bauamtes, Roman Beer (Mitte), erläutert MdL Stephan Oetzinger (Zweiter von rechts) und Bürgermeister Thomas Meiler (links) die Sicherungsmaßnahmen vor Ort; mit im Bild Baudirektorin Elisabeth Bücherl-Beer (rechts) und Bauoberrat Ulrich Lang. Bild: Eichl
Der Leiter des Bauamtes, Roman Beer (Mitte), erläutert MdL Stephan Oetzinger (Zweiter von rechts) und Bürgermeister Thomas Meiler (links) die Sicherungsmaßnahmen vor Ort; mit im Bild Baudirektorin Elisabeth Bücherl-Beer (rechts) und Bauoberrat Ulrich Lang.
Hochspezialisierte Fachleute sichern einzelne Felsen der Burgruine Flossenbürg mit Ankern, damit diese an Ort und Stelle bleiben. Bild: Eichl
Hochspezialisierte Fachleute sichern einzelne Felsen der Burgruine Flossenbürg mit Ankern, damit diese an Ort und Stelle bleiben.
Auf die Stahlstäbe, die hier aus dem Felsen schauen, werden die Ankerplatten geschraubt, der Spannstahl selbst wird mit Zement ausgegossen. Bild: Eichl
Auf die Stahlstäbe, die hier aus dem Felsen schauen, werden die Ankerplatten geschraubt, der Spannstahl selbst wird mit Zement ausgegossen.
Hintergrund:

Felssicherung an der Burgruine

  • Ziel: Die Gefahr eines Felssturzes bannen und die Standsicherheit der Ruine auf dem Gipfelturm sicherstellen.
  • Bauzeit: November 2021 bis Juni 2022
  • Kosten: etwa 300.000 Euro
  • Stand aktuell: Felssicherungsmaßnahme im Innenhof (Bauabschnitt 1), die zum Schutz des denkmalgeschützten Ensembles sehr sensibel durchgeführt werden muss

„Wir haben hier wirklich Gefahr für Leib und Leben entdeckt.“

Roman Beer, Leiter des Staatlichen Bauamtes

 
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