„Die Verleugneten – Opfer des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 – Heute“, unter dieser Überschrift zeigt die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg noch bis zum 14. September eine Ausstellung, die an Menschen erinnert, die im Nationalsozialismus als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ verfolgt wurden. Erst im Februar 2020 hat der Deutsche Bundestag diese Personen den anderen Häftlingen des Konzentrationslagers gleichgestellt.
Der Veranstaltungssaal im Bildungszentrum der KZ-Gedenkstätte war bei der Eröffnung der Wanderausstellung fast überfüllt. Zum ersten Mal war die Ausstellung im Oktober des vergangenen Jahres in Berlin zu sehen.
Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, betonte gleich zu Beginn seiner Ansprache, warum seine Stiftung an dieser Ausstellung beteiligt sei. Bereits mit dem Bundestagsbeschluss vom 25. Juni 1999 habe sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, nicht nur der ermordeten Juden zu gedenken. Es sei immer das große Anliegen eines dafür gegründeten Beirats gewesen, auch „Die Verleugneten“ zu ehren. Der Initiative von Dr. Frank Nonnenmacher, Neffe des ehemaligen Flossenbürger Häftlings Ernst Nonnenmacher und Vorsitzender des Angehörigen-Verbands Vevon e. V., sei es letztlich zu verdanken, dass der Bundestag im Februar 2020 diese Opfergruppe als KZ-Häftlinge anerkannt und die KZ-Gedenkstätte beauftragt habe, diese Ausstellung aufzubauen.
Es falle ihm nicht leicht, in Flossenbürg zu stehen, sagte Dr. Frank Nonnenmacher. Er wisse zu viel über diesen Ort und könne sich viele Szenen von Unmenschlichkeit vorstellen, die sein Onkel Ernst erlebt habe. Sein Onkel sollte hier vernichtet werden, habe aber das Grauen knapp überlebt. „Das ist lange her, aber nicht vorbei.“
Dann erzählt Nonnenmacher die Geschichte seiner Großmutter, die zwei Söhne aufzuziehen hatte, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten seien. Doch viele dieser Taten seien schlicht „soziale Notwehr“ gewesen. Die Nazis stuften diese Menschen jedoch als Unverbesserliche ein, die ausgemerzt werden sollten. Mit 33 Jahren, ohne jegliches Gerichtsverfahren, wiesen sie Ernst Nonnenmacher ins KZ ein. Er musste im Granitsteinbruch arbeiten und sollte dort vernichtet werden, wie Nonnenmacher die Situation seines Onkels beschrieb.
Viele der KZ-Häftlinge mit den grünen und schwarzen Stoffwinkeln an der Kleidung wurden nach 1945 von jeder Entschädigung ausgeschlossen. „Sie waren aus der Erinnerungskultur ausgeschlossen“, resümierte Nonnenmacher. Er sprach sich ausdrücklich dafür aus, die Forschungen über „die Verleugneten“ fortzusetzen, besonders über Menschen, die ihre Strafen verbüßt hätten. Die Ausstellung bezeichnete Nonnenmacher als „sehr gelungen“.
Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.
Nach der offiziellen Eröffnung im Veranstaltungssaal begaben sich die Gäste in die Ausstellungshalle.
Bis 14. September können Interessierte täglich von 9 bis 17 Uhr die Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Gedächtnisallee 5, in Flossenbürg besuchen.
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