Flossenbürg
04.03.2019 - 15:52 Uhr

Lichtmalerei erhellt Schicksale von KZ-Häftlingen

Im Projektunterricht beschäftigen sich Weidener Wirtschaftsschüler mit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Dabei entstehen kreative Lichtmalereien und neue Wege der Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit.

Mit Lichtmalerei, neudeutsch Lightpainting, erzeugen Schüler einen Zaun aus Licht, wo heute in der KZ-Gedenkstätte eigentlich nur noch Betonstäbe übrig sind. Bild: pwrl
Mit Lichtmalerei, neudeutsch Lightpainting, erzeugen Schüler einen Zaun aus Licht, wo heute in der KZ-Gedenkstätte eigentlich nur noch Betonstäbe übrig sind.
André Callejon, Lena Olbrich und Tobias Faulhaber (von links) sind Teil der Projektgruppe, die die Lightpaintings schuf. Bild: pwrl
André Callejon, Lena Olbrich und Tobias Faulhaber (von links) sind Teil der Projektgruppe, die die Lightpaintings schuf.
Die Projektschüler stellen ihre Ausstellung gemeinsam vor. Bild: pwrl
Die Projektschüler stellen ihre Ausstellung gemeinsam vor.

"Man kann nur in die Zukunft blicken, wenn man die Vergangenheit verarbeitet", begrüßte Bürgermeister Lothar Höher die Gäste zur Ausstellungseröffnung "Die KZ-Gedenkstätte 74 Jahre nach der Befreiung. Was war? Was bleibt? Was hat das mit mir zu tun?".

"Ja, was bleibt?", fragte sich auch Höher. Es sei keine Schuld, aber die Verantwortung, Frieden, Freiheit und Demokratie zu verteidigen und Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Es sei "sensationell", dass die Urenkelgeneration der NS-Zeit das Thema wieder aufarbeite.

Im Projektunterricht "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" erarbeiteten zwölf Schüler die Ausstellung. Die KZ-Gedenkstätte hatten sie sich als Thema selbst ausgesucht, erklärte Projektbetreuerin Ursula Soderer. Die Idee, mit sogenannten Lightpainting-Fotos, auf denen durch lange Belichtungszeit und den Einsatz von Leuchtstäben Gemälde aus Licht zu sehen sind, zu arbeiten, stammt von der zweiten Projektlehrerin Heike Krafczyk. "Durch die Umsetzung einer Bildidee sind die Eindrücke des KZ für die Schüler viel intensiver", stellte sie im Laufe des Projekts fest. Die Lehrerinnen dankten den Schülern für Offenheit und Durchhaltevermögen. "Manchmal war es auch anstrengend."

Das Ergebnis der langen Arbeit sind nun mehrere Lightpaintings, die in der Aula der Schule noch bis 12. April nach kurzer Voranmeldung besichtigt werden können. An verschiedenen Orten in und um das Konzentrationslager versuchten die Jugendlichen, ihre Gedanken und Gefühle bildlich auszudrücken.

Das kann zum Beispiel ein rot-blauer Leuchtzaun sein, dort, wo heute eigentlich nur noch Betonpflöcke an den ehemaligen Lagerzaun erinnern. Ein QR-Code beim Bild führt den Betrachter zu einer Website, auf der die Gedanken der Schüler zum Foto auf einer Audiodatei zu hören sind. "Der blau-rote Zaun steht für Trauer", hört der Ausstellungsbesucher da. "Die Lichtpunkte hinter dem Zaun symbolisieren die Freiheit und Hoffnung jenseits des Lagers. Ich habe bei dem Bild verschiedene Gefühle. Ich kann nicht verstehen, wie Menschen das anderen Menschen antun können." Andere Fotos zeigen das Häftlingsbad, den Appellplatz oder die Baracken.

Lena Olbrich und André Callejon, beide 16 Jahre alt, waren für die Lichteffekte zuständig. "Durch das Lightpainting haben wir uns in die Menschen hineinversetzt. Wir wollten ausdrücken, wie sie sich gefühlt haben", erklärt Lena. Mehrmals hätten sie die Gedenkstätte besucht, fast zwei ganze Tage lang nur zum Fotografieren, ergänzt André.

Für das Festhalten der Lichteffekte war wiederum unter anderem Tobias Faulhaber (16) verantwortlich. Fotografieren ist sein Hobby. "Ein bisschen Erfahrung war schon nötig", findet er, um die richtige Ausrichtung und Belichtungszeit sowie den passenden Hintergrund zu finden.

Schulleiter Thomas Reitmeier ist stolz, dass seine Schüler die Ausstellung auf die Beine stellten. Förderungen erhielt das Projekt über das Jugendforum Weiden vom Bundesfamilienministerium.

 
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