Freihung
10.06.2022 - 11:05 Uhr

Freihung und das tschechische Plasy besiegeln Städtepartnerschaft

Der Wunsch nach einem friedlichen Europa und die klare Forderung, den Krieg in der Ukraine sofort zu beenden, zieht sich wie ein roter Faden durch die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Europäischen Jugendprojekts Oberpfalz e.V.

Bei der 20-Jahr-Feier des Europäischen Jugendprojekts Oberpfalz wurde auch die Partnerschaftsurkunde zwischen dem Markt Freihung und der tschechischen Kleinstadt Plasy unterzeichnet. Am Kriegerdenkmal in Freihung gedachte man der Opfer von Krieg und Gewalt. Dabei betonte Landrat Richard Reisinger, dass das Europäische Jugendprojekt Oberpfalz (EJPO) "ein echtes Friedensprojekt ist, das den Opfern von Krieg und sonstiger Gewalt ein würdiges Andenken bewahrt, besonders wichtig in einer Zeit, in der im Ukraine-Krieg täglich Hunderte von Menschen ihr Leben verlieren". Auch die Jugendlichen des EJPO wiesen in ihrer jeweiligen Muttersprache darauf hin, dass Krieg, Terrorismus und Extremismus auch heute noch Menschenleben forderten. Neben den politischen Vertretern legten sie Kranz und Blumenschale am Ehrenmal und am Holzkreuz, das für den Ukraine-Krieg aufgestellt worden war, nieder.

Die örtlichen Vereine wie Feuerwehr, Soldaten- und Reservistenkameradschaft, Schützenverein und eine Abordnung des 18. CSSB zogen im Festzug zur Kirche, wo Pfarrer Benny Joseph und Pater Günther aus Plasy den Festgottesdienst für Frieden und Versöhnung zelebrierte. Hartmut Schendzielorz dankte allen Teilnehmern an der Projektwoche aus Tschechien, Frankreich, Polen und Deutschland sowie allen Verbänden und Vereinen, die sich bei den Feierlichkeiten eingebracht haben.

Beim Festakt im Freihunger Pfarrheim erinnerte Bürgermeister Uwe König daran, dass vor 20 Jahren Hartmut Schendzielorz bei einem Frankreichbesuch die Idee hatte, jungen Menschen bewusst zu machen, wie wichtig dauerhafter Frieden in Europa sei. "Der Angriffskrieg auf die Ukraine hat nicht nur auf die dortige Bevölkerung Auswirkungen. Die ganze Welt ist betroffen, unser Leben beeinträchtigt, etwa durch Preissteigerungen für Lebensmittel und Energie. Unsere schöne Welt wurde von einer brutalen Realität eingeholt", sagte König. Vor 20 Jahren verdeutlichte Hartmut Schendzielorz laut Bürgermeister mit bewundernswertem Engagement den Jugendlichen die schrecklichen Ereignisse zweier Weltkriege mit 60 Millionen Toten, heute litten über 100 Millionen Flüchtlinge unter teilweise jahrzehntelangen Konflikten. Im Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge habe Schendzielorz einen Partner gefunden. Freihunger Gemeinderäte knüpften demnach Kontakte zur tschechischen Stadt Plasy, es gab einen Schüleraustausch und gegenseitige Besuche. Heute werde die Partnerschaft mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden verfestigt, sagte König. Die Partnerschaft solle auf den Ebenen Kultur, Sport und Musik umgesetzt werden. Er hoffe, dass sich die Menschen grenzübergreifend kennenlernen, schätzen und respektieren.

Bürgermeisterin Nicole Oury aus dem französischen Diemeringen betonte, dass "eine länderübergreifende Freundschaft in Europa unbezahlbar ist". Marta Hedba aus Krakau meinte, sie habe nie geglaubt, dass es in Europa wieder Krieg geben werde, das Holzkreuz hier in Freihung für die Ukraine habe sie sehr betroffen gemacht.

Der frühere Regierungspräsident Axel Bartelt würdigte in seiner Laudatio das Europäische Jugendprojekt Oberpfalz, das über zwei Jahrzehnte echte Friedens- und Jugendarbeit leiste. Großen Anteil daran habe der Vorsitzende Hartmut Schendzielorz, dem er dafür die "Glocke von Rovereto" überreichte, eine der höchsten Auszeichnungen, die der Volksbundes-Landesverband Bayern vergibt. Natürlich gelte diese Ehrung auch für Christine Rega und Gerd Müller, die das Jugendprojekt betreuen. "Das Europäische Jugendprojekt Oberpfalz ist heute wichtiger denn je, denn vor 20 Jahren hätten alle an eine dauerhafte Entspannung und ein friedliches Europa geglaubt. Niemand hätte den brutalen Überfall auf die Ukraine für möglich gehalten. Aber nun lernen wir einen anderen Putin kennen, der die Angst vor einem Dritten Weltkrieg mit seinen Drohgebärden schürt", betonte Bartelt. Eines stehe fest: "Die Spirale der Gewalt muss beendet werden."

Bürgermeister Zdenek Hanzlicek aus der Partnerstadt Plasy unterstrich, dass sich in einem friedlichen Europa Ungerechtigkeit und Unterdrückung nicht wiederholen dürften. Wichtig sei es, die Jugend mit der Geschichte Europas vertraut zu machen. Die Partnerschaft zwischen seiner Stadt und dem Markt Freihung sehe eine Zusammenarbeit der Schulen, im Sport, in Kultur, im Geschäftsleben und in der Stadtentwicklung vor. Der Erfahrungsaustausch werde Vorteile für beide Partner bringen.

Landrat Richard Reisinger stellte fest, dass Axel Bartelt als Bezirksvorsitzender des Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge dieses Amt gelebt habe. Für seine tatkräftige und segensreiche Mitarbeit, den Millionen Gefallenen der Weltkriege bleibende Ruhestätten zu schaffen und die Erinnerung an ihr großes Opfer wachzuhalten, zeichnete er Bartelt mit der silbernen Ehrennadel des Volksbunds aus.

Hintergrund:

Stadt Plasy

  • Lage: Kleinstadt rund 20 Kilometer nördlich von Pilsen
  • Einwohnerzahl: Gut 2800
  • Sehenswürdigkeiten: Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert, gotische Königskapelle aus dem 13. Jahrhundert
 
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