Freudenberg
02.01.2022 - 14:34 Uhr

"Beißer Rais" ein Freudenberger Urgestein

Freudenberg hat ein neues Urgestein: Den Ehrenamtspreis darf heuer ein Mann entgegennehmen, der in der Umgebung bekannt ist wie ein bunter Hund – und aus dem Oberland stammt.

Der Heimat- und Kulturverein Freudenberg (HKV) musste wieder in die Trickkiste greifen, um der Verleihung des Ehrenamtspreises "Freudenberger Urgestein" einen würdigen Rahmen zu geben. Die Corona-Pandemie machte eine öffentliche Veranstaltung vor großem Publikum unmöglich.

Noch im Oktober war geplant, die Übergabe zum Jahresende im Dotzlersaal abzuhalten. Aufgrund der erneuten Kontaktbeschränkungen drehte der HKV – wie schon im vergangenen Jahr – wieder ein Video, das dann am Silvestertag für die Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde. Bis zum Mittag des Neujahrstags wurde es bereits mehr als 700-mal aufgerufen.

Sein Martinsritt bleibt in Erinnerung

Das Urgestein 2021 heißt Andreas Schönberger senior und kommt aus Hainstetten. Erst am 10. Dezember ist der "Beißer", so lautet der Hausname, 78 Jahre alt geworden. Der HKV wollte die Verdienste des Hainstettener Originals auch um Freudenberg und den ganzen Pfarrsprengel von Wutschdorf würdigen. Schönberger war schon als Jugendlicher im damaligen Burschenverein (jetzt KLJB Freudenberg-Wutschdorf) aktiv, er spielte Theater, war Kirwabursch und ritt einmal sogar als Heiliger Martin auf einem Schimmel durch die Dunkelheit. Weil die Blaskapelle damals abrupt ausweichen musste, ist dieser Auftritt noch gut in Erinnerung.

Der "Beißer" war viele Jahre aktives Mitglied in der Feuerwehr, jahrzehntelang Jagdvorsteher, Pfarrgemeinderat und schließlich die komplette Amtszeit von Pfarrer Norbert Götz lang Kirchenpfleger. "Er ist ein Mann, mit dem man Pferde stehlen kann", charakterisierte Max Bösl seinen langjährigen Weggefährten. Bösl durfte die Laudatio zur Preisverleihung halten. "Auf den Beißer Rais ist Verlass", sagte er. "Was ausgemacht ist, wird eingehalten." Und sein besonderes Markenzeichen sei die Geselligkeit.

Die Preisverleihung war wie jedes Jahr eingebettet in den Jahresrückblick, den der HKV für das ganze Dorf als bunten Abend gestaltet. Heuer zusammengefasst in einem gut einstündigen Video. 250 Bilder von allen gesellschaftlich relevanten Ereignissen wurden darin gezeigt und von Rundfunksprecher Andreas Hahn kommentiert.

Dazwischen kamen Interviewpartner zu Wort, die 2021 etwas Besonderes erlebt haben. Heuer berichteten Katharina und Martin Albrecht von der Flutkatastrophe im Ahrtal. Die in Freudenberg ansässige Familie Albrecht stammt aus dem Raum Ahrweiler, enge Verwandte waren von der Flut direkt betroffen. Auf einen spontanen Spendenaufruf im Juli hatten viele Freudenberger reagiert. "Wir waren überwältigt von dieser schnellen und unbürokratischen Hilfe. Vielen Dank dafür", sagte Katharina Bösl (früher Albrecht).

Kanzlerin in Etsdorf wie im Urlaub

Ein anderer Interviewgast war der aus Etsdorf stammende Künstler Willi Koch. Er hat die Gemeinde Freudenberg heuer im Oktober in den Fokus internationaler Medien gerückt, als er ein Reiterstandbild von Angela Merkel enthüllte. Koch nutzte die Gelegenheit, noch einmal die Intention des Kunstwerks zu erläutern. "Sie steht auf keinem Sockel, sondern auf dem Gras. So als ob sie Urlaub in Etsdorf machen würde", sagte Koch. Das Interessante sei der Anachronismus – heute baut man eben keine solchen Standbilder für Staatenlenker mehr. Koch: "Eben, weil es überhaupt nicht passt, hat es gepasst."

Der Jahresrückblick mit der Preisverleihung, den Bildern und Interviews ist nach wie vor im Internet abrufbar unter der Adresse www.hkv-freudenberg.de oder auf Youtube (Suchbegriff HKV Freudenberg).

Freudenberg03.01.2021
Hintergrund:

Freudenberger Urgestein

  • Ehrenamtspreis zur Würdigung von Originalen aus Freudenberg, Wutschdorf und Umgebung, die sich um die Allgemeinheit verdient gemacht haben.
  • Verleihung immer im Rahmen des Jahresrückblicks kurz vor Silvester.
  • Handgefertigte Glasskulptur von Xaver Hofmeister mit einem Granitgestein vom Johannisberg im Innern.
  • Preisträger: Hermann Koch (2017), Franz Luber (2018), Martin Solfrank (2019), Sigrid Klick (2020), Andreas Schönberger sen. (2021).
 
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