Offen und ehrlich bekannte Freudenbergs Bürgermeister Alwin Märkl bei der offiziellen Inbetriebnahme der Wasserversorgung Freudenbergs durch die Stadtwerke Amberg, dass seit rund 40 Jahren in seiner Gemeinde über die Wasserversorgung gestritten werde. Bislang hatte Freudenberg eine eigene Trinkwasserversorgung und dafür drei Brunnen im Bereich von Lintach. Diese reichten jedoch, wie Märkl erklärte, zur alleinigen Versorgung nicht aus. Weshalb schon immer circa 50 Prozent des Wassers von den Amberger Stadtwerken bezogen wurde.
Da die eigenen Brunnen weder quantitativ noch qualitativ für eine langfristig sichere Versorgung tragfähig waren, stellte sich die Frage nach der Zukunft der Wasserversorgung: kompletter Bezug von den Amberger Stadtwerken mit Stilllegung der eigenen Anlagen oder einen neuen Brunnen bohren. Uneins waren sich darüber die Freudenberger Gemeinderäte. Im Gremium gab es, wie Märkl schilderte, zwei konträre Lager. Die einen waren gegen einen Bezug von Amberger Wasser, fürchteten den Verlust der Eigenständigkeit, warnten vor der Abhängigkeit. Diejenigen, die pro Amberger Wasser waren, befanden, wie Märkl es ausdrückte, "man muss das Rad nicht immer neu erfinden".
Neue Versorgungsleitung
Schlussendlich fiel die Entscheidung zugunsten der Stadtwerke als Versorger. Problem dabei laut Märkl: Eine neue Versorgungsleitung vom Wasserwerk in Engelsdorf musste ins Gemeindegebiet Freudenberg verlegt werden. Den Wasserleitungsbau bezifferte Udo Hartmann, Gesellschafter des in Amberg ansässigen Ingenieurbüros Renner & Hartmann Consult, auf über zehn Kilometer.
Märkl sprach am Freitagvormittag von einem Meilenstein: "Die Wasserversorgung ist für Generationen gesichert", sagte er und nannte einen weiteren Vorteil: einheitliche Wasserqualität für alle Bürger. Denn bislang war der Härtegrad unterschiedlich, weshalb jene Haushalte, die bislang härteres Wasser aus den gemeindlichen Brunnen bei Lintach bezogen hatten, ihre Haushaltsgeräte hinsichtlich des weicheren Stadtwerke-Wassers aus der Freihölser Senke auf den neuen Härtegrad umstellen mussten.
Sowohl Märkl als auch Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny sprachen ein weiteres gemeinsames Projekt an. Die Stadtwerke Amberg Versorgungs-GmbH errichtet aktuell einen weiteren Brunnen in ihrem bestehenden Wasserschutzgebiet, an dem sich die Gemeinde Freudenberg bei Bau und Betrieb finanziell beteiligt. Der Vertrag über den Wasserbezug läuft nach Angaben des Bürgermeisters 30 Jahre. Die Kommune habe, so Märkl, nach 20 Jahren die Möglichkeit, diesen Brunnen zu kaufen. Dass der Brunnen noch nicht in Betrieb gegangen ist, liegt an der Steuerung – ein Chip, der dafür benötigt wird, ist derzeit auf dem Markt nicht zu bekommen.
Win-Win durch Brunnen-Bohrung
Die Bohrung dieses Brunnens bezeichnete Michael Cerny als "Schlüssel zum Erfolg" und sprach von einer Win-Win-Situation. Diese gemeinsame Lösung stelle die Wasserversorgung von Amberg und Freudenberg sicher. Es gehe aber nicht nur um die Menge an Wasser, sondern auch darum, "Qualität und Verfügbarkeit zu sichern". Martin Malitzke, technischer Leiter der Amberger Stadtwerke, bezeichnete die Kooperation als "großen Mehrwert".
Den neuen Brunnen betreiben die Stadtwerke Amberg, die Aufbereitung des Rohwassers erfolgt im bestehenden Wasserwerk in Engelsdorf. In unmittelbarer Nähe zum Wasserwerk befindet sich inzwischen ein für Freudenberg wichtiges Gebäude: die neue Druckerhöhungsanlage, in der die Übergabe des Wassers für Freudenberg erfolgt. Von dort aus führt der Weg des Wassers ins neue Pumpwerk Lintach und eben weiter nach Freudenberg.
Generation vorausdenken
Dass es wichtig sei, stets die Zukunft im Blick zu haben, unterstrich Thomas Lotter, Wassermeister der Stadtwerke Amberg Versorgungs-GmbH. "Wasser hat ein langes Gedächtnis, man muss immer eine Generation vorausdenken." Insgesamt fördern seinen Worten nach die Stadtwerke 3,6 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Bisher habe Freudenberg zwischen 120.000 und 150.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr von den Stadtwerken bezogen. Vertraglich festgelegt sind jetzt bis zu 300.000 Kubikmeter jährlich. Bürgermeister Alwin Märkl schätzt, dass der tatsächlichen Jahresbedarf sich bei rund 250.000 Kubikmeter einpendeln wird.
Wie technisch anspruchsvoll die Umstellung war, lässt ein Satz von Udo Hartmann erahnen: "Das war eine Operation am offenen Herzen – eine Wasserversorgung kann man nicht ein paar Wochen oder Monate stilllegen." Mit rund zehn Millionen Euro schlagen die Investitionen der Kommune zu Buche.
Rund um den "Wasserpakt"
- Bisher bezog die Gemeinde Freudenberg ihr Wasser zu 50 Prozent aus eigenen Brunnen bei Lintach und zu 50 Prozent von den Amberger Stadtwerken.
- Seit circa zwei Wochen beliefern die Stadtwerke Amberg die Gesamtgemeinde Freudenberg komplett mit Trinkwasser.
- Der "Wasserpakt", also der Vertrag über den Wasserbezug, läuft 30 Jahre.
- Vertraglich festgelegt ist der Bezug von bis zu 300.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr.
- Nach 20 Jahren kann die Gemeinde Freudenberg den Brunnen, den sie gemeinsam mit den Stadtwerken baut und betreibt, dann erwerben.
- Freudenberg investiert im Zuge der Umstellung der Wasserversorgung mit Brunnen und Hochbehälter rund 10 Millionen Euro.
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