Freudenberg
12.07.2022 - 19:23 Uhr

Freudenberger Schule schafft Tischreihen ab

Die Schule von morgen gibt es hier schon heute: An der Grund- und Mittelschule Freudenberg verschwinden die typischen Tischreihen in den Klassenzimmern. Schulleiterin Heidrun Leitz erklärt, warum.

Früher gab es in den Klassenzimmern durchgängige Bänke wie in den Kirchen, später wurden Zweier-Tische mit Stühlen daraus. Doch auch diese Platzordnung gehört nun bald der Vergangenheit an: Im frisch renovierten Schulhaus in Wutschdorf ziehen die Sitz-Kreise in die Klassenzimmer ein.

Weg vom Frontalunterricht

"Wir setzen ein neues Raumkonzept um", erklärt Rektorin Heidrun Leitz die Neuerung. "Wir gehen weg vom Frontalunterricht mit Ausrichtung zur Wandtafel und schaffen eine flexible Lernlandschaft." Damit greift die Schule das sogenannte „Churer-Modell“ auf, das von einem Pädagogen in der Schweiz entwickelt wurde. Ziel ist es, die „Lehrzeit“ der Lehrkraft zu reduzieren und dadurch Lernzeit für die Schüler zu gewinnen. Damit wandelt sich auch die Rolle der Lehrkraft: sie soll weniger Dozent sein, als vielmehr Lernberater oder Lernbegleiter.

In vier Klassenzimmern wurde das neue Konzept bereits umgesetzt. In der Mitte des Raumes befindet sich nun ein großer Sitzkreis mit fest zugeordneten Schülerplätzen. Jeder Platz hat eine Aufbewahrungskiste für die Schulsachen. Die altbewährten Schülertische wurden an die Wände gerückt oder zu Gruppentischen zusammengestellt. "So entsteht ein luftigeres Raumgefühl", erklärt Leitz, was sich positiv auf die Lernatmosphäre auswirke.

Wirkung bereits spürbar

Auch der Ablauf des Unterrichts ändert sich. Zu Beginn gibt es nun einen kurzen „Input“ im Kreis (maximal 10 bis 15 Minuten). Danach lösen die Schüler die Lernaufgaben. Wichtig: Die Schüler haben jetzt die Möglichkeit, den passenden Arbeitsplatz und den oder die Lernpartner zu wählen, um die Aufgaben bestmöglich lösen zu können. Die Lehrkraft beobachtet und unterstützt die Kinder oder greift steuernd ein, wenn nötig.

"Damit wollen wir ein Setting finden, bei dem möglichst gut gelernt werden kann", sagt Leitz. Sie wünscht sich, dass die Kinder voneinander und miteinander lernen und dass jedes Kind auf seinem individuellen Niveau einsteigen kann. "Damit wird auch eine Begabtenförderung und integrativer bzw. inklusiver Unterricht ermöglicht." Ein bekannter Pädagoge, Loris Malaguzzi, hat den Begriff vom „Raum als dritten Pädagogen“ geprägt. Die Wirkung sei in Wutschdorf bereits spürbar: "Es ist ruhiger im Klassenzimmer, die Kinder gehen entspannter an ihre Aufgaben heran, weil sie in ihrem eigenen Tempo arbeiten dürfen, und das soziale Miteinander hat sich verbessert."

Heidrun Leitz dankt der Gemeinde Freudenberg für die finanzielle Aufstockung. Und sie hofft, dass schon bald weitere Klassenzimmer so ausgestattet werden können.

 
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