Der Freudenberger Jahresrückblick ist schon ein bisschen Kult. Seit 2014 gibt es diese Veranstaltung zum Jahresende, bei der das ganze Dorf gemeinsam nochmal in Erinnerung ruft, was in den vergangenen zwölf Monaten so alles passiert ist. Der Heimat- und Kulturverein (HKV) richtet dafür immer zwischen 400 und 500 Bilder her, lädt Videos hoch und sucht Leute aus, die zum Geschehen Auskunft geben können. Viele fröhliche Feiern kommen dabei vor, viel Brauchtum, aber auch Unfälle und Wetterkapriolen oder lustige Begebenheiten, von denen die meisten noch gar nicht wissen.
Sportverein im Fokus
"Wir singen gemeinsam, wir lachen gemeinsam und wir verdrücken vielleicht die eine oder andere Träne an diesem Abend, der uns zusammenschweißen und zuversichtlich machen soll für das neue Jahr", fasste HKV-Vorsitzender Uli Piehler den Sinn und Zweck der Veranstaltung zusammen. Musikanten aus Freudenberg begleiteten die Foto-Schau, die nach Monaten und in Quartale aufgeteilt war. Nach jedem Quartal kam ein Interviewgast auf die Bühne. Emma Zeitler zum Beispiel, die im Frühjahr 2024 zum ersten weiblichen Ehrenmitglied des SV Freudenberg ernannt worden war. Moderator Andreas Hahn befragte die Frau, die die Fitness-Kurse nach Freudenberg brachte, über die Hintergründe und ob es weitergeht mit "Bauch-Beine-Po". "Selbstverständlich", versprach Emma Zeitler.
Auf der Bühne begrüßt wurde auch Martin Kunert aus Sulzbach-Rosenberg. Er ist der Architekt, der für die Renovierung der Johannisbergkirche zuständig ist. Kunert erzählte, was 2024 an dem Freudenberger Wahrzeichen alles gemacht worden ist und welche Arbeiten im nächsten Jahr anstehen. "Anfänglich wollten wir ja nur den Innenraum begasen, wegen der Schädlinge. Jetzt ist fast eine Generalsanierung daraus geworden", sagte er. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, sollen die Arbeiten bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
Demnächst im BR-Fernsehen
Andreas Hahn interviewte auch Vertreterinnen der Can-Can-Mädels, einer Freundinnengruppe aus Freudenberg und Kemnath am Buchberg, die 2024 vom Bayerischen Rundfunk entdeckt wurde. Zuerst kamen die "Woidboyz" von Bayern1 zu einer Reportage, kurz darauf der Filmemacher Max Schmidt für seine Sendereihe "Auf der Suche nach dem Glück". Inge Gebert, Elke Hamperl und Angelika Butz erzählten, wie die Tanzgruppe vor 30 Jahren entstanden ist, was sie ausmacht und wie es war, vor der Fernsehkamera zu stehen. Die Folge wird übrigens am Montag, 13. Januar 2025, um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt.
Der Höhepunkt des Abends war die Verleihung der Auszeichnung "Freudenberger Urgestein" an eine Person, die eine ganz besondere Verbindung zum Ort hat. Sieben Mal ist die Trophäe bereits verliehen worden. Heuer kam mit Hannes Wilde der achte Preisträger dazu. Hannes Wilde ist in den 1980er-Jahren nach einem Urlaub in Freudenberg von Hamburg hergezogen und hat hier eine neue Heimat gefunden. Und er hat sie nicht nur gefunden, sondern bald auch mitgeprägt.
Evangelisch, Preiß und Sozi
Die Laudatio auf ihn hielt sein Freund, der bekannte Volksschauspieler Reinhold Escherl. "Wie schafft es ein evangelischer Preiß, noch dazu ein Sozi, im urbayerischen, katholischen, schwarzen Freudenberg ein Urgestein zu werden?", fragte Escherl. Selbstverständlich gab er gleich die Antwort. Hannes Wilde habe das geschafft, weil er ein feiner Mensch mit einem großen Herzen und einem scharfsinnigen Humor sei. Nicht unerwähnt blieb Wildes Engagement in den Vereinen - unter anderem bei der Freudenberger Bauernbühne. Den Preis durften besondere Gäste überreichen. Extra aus Hamburg angereist war Wildes Neffe Thomas mit seiner Frau Susanne.
Zu dem Abend am Jahresende gehört auch immer das Gedenken an die Menschen aus der Dorfgemeinschaft, die gestorben sind. 19 Sterbebilder strahlten auf der Großleinwand im Dotzlersaal auf und rückten diese Menschen, ihr Leben und ihr Schicksal in Erinnerung. Im Angedenken an sie und im Vertrauen auf ein gutes neues Jahr mit gegenseitiger Wertschätzung sang der ganze Saal zum Abschluss das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen". Auch das ist mittlerweile Tradition zum Jahreswechsel in Freudenberg.
Freudenberger Urgestein
- Auszeichnung für Menschen aus Freudenberg, Wutschdorf und Umgebung, die das Zusammenleben prägen oder eine besondere Beziehung zu dem Ort haben. Dabei spielen öffentliche Ämter nicht unbedingt eine Rolle.
- Als Symbol dient ein Granitbrocken aus dem Gesteinsmassiv vom Johannisberg, der in eine farbig verzierte Glaskugel eingelassen wurde.
- Preisträger sind bisher Hermann Koch (2017), Franz Luber (2018), Martin Solfrank (2019), Sigrid Klick (2020), Andreas Schönberger (2021), Hans Scharnagel (2022), Alberta Rogner (2023) und neu Hannes Wilde (2024).
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