In Freudenberg hat sich ein schöner Brauch etabliert: Immer kurz vor Silvester lädt der Heimat- und Kulturverein das ganze Dorf zu einem bunten Jahresrückblick in den Saal des Landgasthofs Dotzler ein. Das Interesse war auch in diesem Jahr enorm. Bilder aus den zurückliegenden zwölf Monaten werden gezeigt, Menschen interviewt, die etwas Besonderes erlebt haben und das "Freudenberger Urgestein" wird verliehen an eine Person, die das Zusammenleben im Dorf auf eine ganze eigene Weise mitgeprägt hat. Sechs Urgesteine wurde seit 2017 schon geehrt, jetzt kam das siebte dazu: Alberta Rogner (80).
Nicht die Bühne gesucht
Wer den Preis bekommt, wird immer geheim gehalten. Deswegen war die Spannung groß, als der Laudator auf die Bühne kam. Diesmal hielt der ehemalige Schullehrer Albert Daucher die Lobesrede. "Du gehörst zu Freudenberg wie der Johannisberg", sagte Daucher über Alberta Rogner. Er würdigte die 80-Jährige für ihren langjährigen Dienst im Kirchenchor, als "Seele des Skiliftstüberls", für die gute Zusammenarbeit mit der Bergwacht beim Hüttenfest und mit den Vereinen beim Open Air. "Du stehst für einen Typus von Menschen, der nicht die große Bühne sucht. Du hast still und leise, aber zuverlässig wie ein Uhrwerk, dazu beigetragen, dass unsere Gemeinde lebens- und liebenswert wird."
Unter großem Applaus betrat die Geehrte die Bühne. Ihr sei es wichtig, auch ihrer Familie für die Unterstützung zu danken, sagte sie. Und sie erinnerte an ihren verstorbenen Ehemann, den "Rogner Ede": "Ohne ihn hätten wir das alles nicht geschafft", sagte sie. Die Verleihung des Urgesteins war eingebettet in den Jahresrückblick, der das gesamte gesellschaftliche Leben 2023 in Freudenberg und Umgebung noch einmal vorbeiziehen ließ: rund 400 Fotos hatte der Heimat- und Kulturverein dabei nach Quartalen aufgeteilt. Dazwischen kamen Interviewgäste auf die Bühne, die im vergangenen Jahr etwas besonderes erlebt oder geschafft haben.
Bei der WM am Molveno-See
Kathi Nübler zum Beispiel. Die 28-Jährige hat im Jahr 2023 mehrere große, internationale Wettbewerbe im Cross-Triathlon erfolgreich absolviert. Im Mai qualifizierte sie sich für die Weltmeisterschaften am Molveno-See in Italien. Dort trat sie dann im September an: 1,2 Kilometer im See schwimmen, 32 Kilometer Rad fahren und 10 Kilometer laufen. Nübler wurde am Ende Neunte. Der Johannisberg ist ihr Trainingsrevier. Wenn beim Schwammerlsuchen an einem ein blonder Blitz vorbeizischt, könnte das Kathi Nübler gewesen sein.
Mit auf der Bühne war Berthold Ries (70). Der Freudenberger bastelt seit Jahren still und heimlich die Kirchen und Kapellen im Gebiet der Pfarrei Wutschdorf maßstabsgetreu nach. Im Mai hatte er seine Kunstwerke erstmals ausgestellt und jetzt auch in den Dotzlersaal mitgebracht. Die Johannisbergkirche ist gerade im Bau. Die Dachziegel der Miniatur-Kirchen fertigt er aus den Enden von "Eissteckerln". Jedes Eis am Stiel bringt ihm zwei Holzblättchen. "Für die Johannisbergkirche brauch ich 1400 Ziegel", erzählte er. Da setzt er auf die Mithilfe der Freudenberger: "Ich brauch noch viele Eis-Schlecker."
"Von guten Mächten"
Ebenfalls ein Interviewgast war Roland Wiesnet (44). Er erzählte, was er bei seinem Auslandseinsatz im Sommer im Dienste der bayerischen Feuerwehren in Griechenland erlebt hat. Wiesnet gehörte zu einer 20-köpfigen Gruppe von Feuerwehrleuten aus Bayern, die im Rahmen des "Pre-Positioning-Programs" der EU zu Beginn der Waldbrandsaison am Mittelmeer in Stellung gegangen sind. "Wir haben dort Freunde gefunden", sagte er. Die Feuerwehrleute hätten gegenseitig voneinander gelernt und auch privat Kontakte geknüpft. Erst wenige Tage vor Weihnachten war ein griechischer Feuerwehrmann auf Gegenbesuch in Amberg.
Zum Jahresrückblick gehört auch immer das Gedenken an die Verstorbenen. Elf Sterbebilder wurden auf der großen Leinwand gezeigt, bevor der ganze Saal in das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen" einstimmte.
Freudenberger Urgestein
- Auszeichnung für Menschen aus Freudenberg, Wutschdorf und Umgebung, die das Zusammenleben geprägt haben. Dabei spielen öffentliche Ämter nicht unbedingt eine Rolle.
- Als Symbol dient ein Granitbrocken aus dem Gesteinsmassiv vom Johannisberg, der in eine farbig verzierte Glaskugel eingelassen wurde.
- Preisträger sind bisher Hermann Koch (2017), Franz Luber (2018), Martin Solfrank (2019), Sigrid Klick (2020), Andreas Schönberger (2021), Hans Scharnagel (2022) und neu Alberta Rogner (2023).
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