Als am Sonntagmorgen die ersten Sonnenstrahlen den Johannisberg streiften, verabschiedete sich Hermann Fellner von dieser Welt. Zum Johannisberg hatte er immer hinübergeschaut, als er noch gesund und der Mittelpunkt seines Großfamilien-Hauses in Freudenberg war. Seit zwei Wochen schon fehlte dieser Mittelpunkt. Hermann Fellner war nach einer Herzattacke ins Krankenhaus gekommen, von dem Anfall erholte er sich nicht mehr.
Bekannt war Fellner vor allem als Politiker. Sein Einzug in den Bundestag 1980 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Amberg sorgte für Schlagzeilen, weil er mit damals 29 Jahren der jüngste Parlamentarier in Bonn war. Zehn Jahre lang vertrat der Freudenberger die Region im Parlament, erlebte die Auseinandersetzungen um die WAA in Wackersdorf und den Fall des Eisernen Vorhangs in der ersten Reihe der Politik - unter anderem als innenpolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe.
Fellner war ein Querdenker - einer, der mitunter missverstanden wurde. Als er sich Mitte der 1980er-Jahre zu noch ausstehenden Entschädigungszahlungen für Juden äußerte, wurde in einem Zeitungsbericht ein Zitat von ihm aus dem Kontext gerissen und seine Absicht dadurch völlig verdreht dargestellt. Der politische Schaden war enorm und konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. Rehabilitiert wurde Fellner nie.
Porträt über Hermann Fellner: Der "Stammtisch-Rambo", der gerne polarisierte
Der breiten Öffentlichkeit blieb verborgen, dass Fellner das grüne Gewissen der CSU verkörperte. Schon Ende der 1980er-Jahre gründete er die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien und gehörte viele Jahre deren Vorstand an. Weil er als Sohn des Träglhof-Bauern bei Ehenfeld aufgewachsen ist und etwas von Landwirtschaft verstand, setzte er sich schon damals vehement für den Anbau und die Förderung nachwachsender Rohstoffe ein. Deswegen war er auch Kuratoriumsvorsitzender des ATZ-EVUS in Sulzbach-Rosenberg.
Hermann Fellner als Vorreiter der Erneuerbaren Energieen
Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1990 arbeitete Fellner als Rechtsanwalt. Auch in dieser Funktion war er wieder bundesweit und im Ausland aktiv. Ein völlig anderes Leben tat sich nach seinem Abschied von der politischen und beruflichen Bühne auf. Der Politiker und Jurist wandelte sich zum leidenschaftlichen Familien- und Großvater. "Opa Hermann" war für sämtliche Kinder im Ort ein Begriff. Als solcher hatte er für alle Mädchen und Buben immer einen flotten Spruch auf der Lippe. Sein Haus stand rund um die Uhr offen, auch und vor allem für die Flüchtlingskinder. Bei den Fellners wurden mit ihnen die Hausaufgaben gemacht, gab es immer eine Limo, Pommes und Würstl und manchmal auch ein Heftpflaster.
Vier Tage vor Weihnachten wäre Hermann Fellner heuer 70 Jahre alt geworden. Der Bundestagsabgeordnete ist Geschichte, die Kinder werden "Opa Hermann" vermissen und dem Wutschdorfer Kirchenchor fehlt der tiefste Bass. Der Abschied reißt ein Loch in die Familie und eine Lücke in die Gemeinde. Freunde und Weggefährten trauern mit seiner Frau, den beiden Töchtern und den fünf Enkelkindern.
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