Die SPD und die Arbeiterwohlfahrt (AWO) waren ihre politische und soziale Heimat: Am Donnerstag ist Hannelore-Bienlein Holl im Alter von 79 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Die Fuchsmühlerin kam als Tochter eines Egerländers am 4. September 1942 in Kiel zur Welt. Als Sechsjährige folgte sie ihren Eltern nach Nürnberg. Bei den „Englischen Fräulein“ ließ sie sich zur Sekretärin ausbilden.
Die Sorgen und Nöte ihrer Kollegen lernte sie bereits in jungen Jahren kennen. Zum ersten Mal spürte sie ihre Neigung zur Sozialpolitik. „In der Spedition, in der ich beschäftigt war, gab es keinen Betriebsrat. Also kamen die Leute halt zu mir“, sagte sie einmal im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Bienlein-Holl machte die Bekämpfung der Benachteiligung und Ausgrenzung bestimmter Menschengruppen zu ihrer Lebensaufgabe.
Für Landtag kandidiert
Im Alter von 23 Jahren zog Bienlein-Holl nach Pechbrunn. Die Kommunalpolitik in ihrer neuen Wahl-Heimat war ihr wichtig. Beruflich betätigte sie sich als Mit-Leiterin des Schlosshotels in Fuchsmühl. Seinerzeit gehörte das Anwesen der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Ihre Leidenschaft gehörte unter anderem auch der hohen See. „Die Liebe zu den Meeren“, so erzählte sie einmal, „führte mich regelmäßig auf große Kreuzfahrtschiffe.“ Für sie und ihren späteren zweiten Ehemann sehr entscheidend war eine Reise nach Brasilien. Hannelore Bienlein lernte den Schiffsmusiker John Holl und die Arbeit auf den Kreuzfahrtschiffen kennen. Sprach- und wortgewandt übernahm sie eine Bord-Boutique und wenig später die Aufgaben einer Reiseleiterin, um mit den Passagieren die Kontinente und Weltmeere zu erkunden. Wieder an Land, zog es sie zurück in den Steinwaldort Fuchsmühl.
Die engagierte SPD-Kommunalpolitikerin und -Kreisrätin – sie war die erste Frau im Landkreis-Gremium – kandidierte 1978 und 1982 auch für den Landtag. Jeweils über 33 Prozent der erzielten Erststimmen reichten aber nicht für den Einzug ins Parlament. In der Folge übernahm „Hanne“, wie sie von Freunden genannt wurde, mehrere Ämter auf Kreis- und Bezirksebene. Hannelore Bienlein-Holl war Gemeinderätin und auch Trägerin der Willy-Brandt-Medaille.
Erst vor sechs Wochen war sie zum Ehrenmitglied des SPD-Kreisverbands Tirschenreuth ernannt worden. "Wir als SPD haben ihr sehr viel zu verdanken", sagte SPD-Kreisvorsitzender Uli Roth am Freitag auf Nachfrage. Der Tod von Bienlein-Holl sei ein großer Verlust. "Wir verlieren eine Vorkämpferin für die Frauenrechte. Sie hat sich immer für mehr Frauen in der Politik eingesetzt", so Roth. Sie sei zudem eine brillante und anerkannte Rednerin gewesen.
Sehr aktiv bei der AWO
Die AWO, bei der sie 15 Jahre lang Kreisvorsitzende und 14 Jahre lang Kreisgeschäftsführerin war, entwickelte sich positiv. Außerdem war sie eine der Gründerinnen der „Mitterteicher Tafel“, deren Ehrenvorsitzende sie war. Eng mit ihrem Namen sind der Bunte AWO-Laden, die ambulante Pflege, viele Hilfsdienste und das betreute Wohnen verbunden. Zudem engagierte sich Bienlein-Holl in der Flüchtlingshilfe.
An ihrem 75. Geburtstag hatte sie betont: „Alles, was ich geleistet habe, wäre ohne die Hilfe guter Freunde nie möglich gewesen.“ Bienlein-Holl lebte zuletzt in Fuchsmühl. Ihren 80. Geburtstag, am 4. September, durfte sie nicht mehr erleben. Nach langer Krankheit, aber für viele überraschend, verstarb sie am Donnerstag im Klinikum Weiden. Noch nicht fest steht der Termin für die Trauerfeier.














Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.