Es wär so schön gewesen – bestens hatten nicht nur die Mitglieder der Feuerwehr für das 150-jährige Jubiläum alles vorbereitet. Auch die Einwohner von Gaisthal und Rackenthal engagierten sich dafür und fieberten den Festtagen im Dorf am Fuße des Frauensteins entgegen. Aber die in diesen Tagen geplanten Festlichkeiten sind wegen der allseits bekannten Einschränkung gestrichen.
Feuerwehr nimmt's locker
Vorsitzender Alois Sorgenfrei und Festleiter Audi Lurbiecki haben mit dem Festausschuss bereits einen Ersatztermin festgelegt: Jetzt soll vom 11. bis 14. Juni kommenden Jahres gefeiert werden. “Dann sind es halt 151 Jahre", sagt der Vorsitzende mit einem Augenzwinkern, der wie alle auf die 15 Jahrzehnte Bestehen der Wehr stolz sein kann.
Am 3. September 1870, so schreibt der Chronist in der Festschrift zur 100-Jahrfeier im August 1970, war der Gründungstag, in die Mitgliederliste trugen sich vor 150 Jahren 52 Männer ein. Zur Ausrüstung gehörten damals jeweils eine Anstell- und Hakenleiter, vier Saugschläuche, eine Wagenspritze, neun Kupplungen und 150 Meter Druckschlauch. Vor fünfzig Jahren, zur Erstellung der damaligen Festschrift, wussten Einwohner noch aus Erzählungen von ihren Vätern und Großvätern über einen Großbrand im Gasthaus Ach zu berichten, das 1890 durch einen Blitzschlag zum Opfer fiel. Eine große Bewährungsprobe war für die Wehrmänner im Winter 1894/95 ein Brand im Gaisthaler Hammer, bei dem eine sechs Jahre nach Gründung angeschaffte zweizylindrige Wagenspritze zum Einsatz kam und das Feuer sogar mit Schnee gelöscht werden musste.
Nicht nur bei Feuersbrünsten zeigten sich die Kameraden als Helfer der Notleidenden. Der Geschichtsschreiber berichtet dazu von wolkenbruchartigen Regenfällen, die am 1. August 1901 über Schönsee und Dietersdorf niedergingen. Die Wassermassen ließen durch den Ort “im Nu die Ascha zu einem reissenden Strom anschwellen”. Aus den Ställen in der Nähe des Baches konnte in einer starken Gemeinschaftsleistung das gesamte Vieh gerettet werden. Vom wohl schlimmsten Brand seit der Gründung wird am Peter- und Paul-Tag 1914 berichtet, als der gesamte hintere Hammer niederbrannte.
Über die Geschichte der Feuerwehr während des ersten Weltkriegs ist wenig bekannt. Erste schriftliche Aufzeichnungen gab es wieder 1920, in diesem Jahr waren unter dem Kommandant Matthias Berr und Adjutant Adam Ach 60 Männer aktiv. Mit der Feier zum 50-jährigen Stiftungsfest mit Fahnenweihe gab es im selben Jahr auch den ersten Bericht über eine gesellschaftliche Veranstaltung. In den Folgejahren waren die Gaisthaler mit ihrem Pferdegespann und Löschwagen immer wieder bei verschiedenen Bränden im Einsatz. Als Kuriosum bezeichnet der Verfasser der Chronik vom Jahr 1970 die erste Feuerwehrversammlung nach dem zweiten Weltkrieg, als das Versammlungsrecht noch nicht garantiert war. Lediglich drei Personen durften in dieser Zeit zusammenstehen, so gab es auch die Übungen nur in Zweier- oder Dreiergruppen.
Eine Naturkatastrophe
In den Annalen der Feuerwehr wird die Naturkatastrophe vom 14. Juli 1956 als bis dahin größte Herausforderung in der Nachkriegszeit bezeichnet. Äußerst starke Regenfälle ergossen sich dabei über den damaligen Landkreis Oberviechtach und übertrafen jene vom August 1901. Von der Fabrik Rosenhof angespülte Bretter und Balken verstopften die Brücken, im Gasthaus Gschwendner floss dass Wasser durch die Fenster im Erdgeschoß, unermüdlich waren die Helfer im Einsatz um das Vieh aus den Ställen zu retten. Hervorgehoben wird in den Unterlagen der Wehr der Umzug in ein neues Gerätehaus im Dezember 1959, der Ankauf einer Motorspritze im Jahr 1961, sowie der Bau eines Gerätehauses in Rackenthal, das 1953 nach Gaisthal eingemeindet wurde.
Groß gefeiert wurde 1965 die Fahnenweihe wie fünf Jahre danach das 100-jährige, sowie 1980 das 110-jährige und 1995 das 125-jährige Gründungsfest. Ein neues Löschfahrzeug wurde im November 1975 durch den damaligen Stadtpfarrer Josef Wutz geweiht.
Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte hielt die Ausstattung und Ausbildung im Feuerlöschwesen mit den immer mehr umfassenden Ansprüchen Schritt. Erfreulich ist für das Führungsgremium die Tatsache, dass sich der Nachwuchs in der 1993 gegründeten Jugendfeuerwehr engagiert und die Zukunft dieser örtlichen Hilfsorganisation sichert. Und auch mit diesem Wissen verschmerzen die Organisatoren die Verschiebung des 150-jährigen Jubiläums. “Dafür feiern wir 2021 umso intensiver” sagen Alois Sorgenfrei und Audi Lurbiecki übereinstimmend.
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