Perfektes Bergfestwetter in Gebenbach – wolkenloser Himmel, um die 28 Grad, auch noch am späten Mittwochnachmittag. Die Sitzgarnituren auf dem Mausberg sind gut belegt. Die Besucher genießen das Fest. Die vielen Helfer auch – obwohl sie alle Hände voll zu tun haben: Die Männer am Grill wenden Bratwürstl im Akkord, die Schlange an den Buden, an denen die DJK Gebenbach Semmeln, Käse, Kraut, Steaks und Würstl verkauft, ist lang und wächst stetig. Aber sie wird erstaunlich schnell abgearbeitet: Ganz offensichtlich ist hier ein eingespieltes Team am Werk.
Timo Kohler, einer der Fußballer, die heute mit anpacken, bestätigt das: Ja, Mausbergfest ist Teamwork. Hier arbeiten die Pfarrei, die Familiengemeinschaft, die DJK und letztlich der ganze Ort zusammen. Genau das macht dieses Bergfest ganz besonders. "Das ist unser Fest", betont Kohler.
Mithelfen ist Ehrensache
Für die DJK ist das Mithelfen Ehrensache. Hinten, an der Wand der Verkaufsbude, hängen Listen mit Tabellen: Die Dienstpläne für die Mitglieder des Sportvereins für die ganze Bergfestwoche. Für Kohler und seine Team-Kollegen, die in der Bayernliga kicken, ist das Pflicht: Mindestens drei bis vier Stunden ehrenamtliche Arbeit bringt jeder von ihnen ein – sogar die Spieler, die aus Regensburg oder Nürnberg kommen. Oder Gebenbacher, die bei anderen Vereinen spielen. "Auch vor dem Training: klar", sagt Kohler. Auf- und Abbau, Verkauf, Grillen. Und alles, was dazwischen noch anfällt. Den Senf nachfüllen zum Beispiel. Kohler unterbricht das Gespräch. Der Senf pressiert, die Gäste, die auf ihre Würstl warten, müssen versorgt werden.
Die Männer am Grill arbeiten auf Hochtouren – und haben trotzdem ein Lächeln im Gesicht. Rauch, Hitze, nicht viel Platz, und jede Menge hungrige Kundschaft: Manfred Weiß ist voll in seinem Element. "Ich grille hier die halbe Woche. Und bei vielen Heimspielen. Das ist meine Leidenschaft." Die ist so groß, dass er bei den DJK-Heimspielen sogar für jeden Geschmack etwas anbieten kann: "Wir haben aktuell drei Vegetarier, zwei Veganer und drei Moslems." Für sie legt Weiß dann eben Gemüse-Spieße oder Geflügel auf. Nicht auf den Rost, sondern in gusseiserne Pfannen auf dem Grill. Das begeistert inzwischen auch viele, die eigentlich gern Fleisch essen.
Grillen schwieriger als daheim
Hier, auf dem Mausberg, bleibt es bei Bratwürstln und Steaks. Das Grillen hier, sagt Weiß, ist "nicht so einfach wie daheim". Logisch, es liegen ein paar Würstl mehr auf dem Rost. Und das DJK-Team muss so auf Zack sein, dass es auch mit einem großen Ansturm gut zurecht kommt. "Wenn die Kirche aus ist, ist am meisten Betrieb", weiß Manfred Weiß, "dann musst du 400, 500 Würstl zu zwei Drittel fertig haben." Das ist der Trick: Das Team kennt die Stoßzeiten und grillt dafür eine größere Menge Würstl so weit vor, dass die nur noch fertigbrutzeln und die Kirchgänger nicht lang warten müssen. Dann bringt das Team auch eine Großbestellung nicht aus der Ruhe. Natürlich muss man dazu auch rechtzeitig nachordern, bevor der Nachschub im Kühlwagen ausgeht. Gut, dass Metzger Georg Wiesneth zwischendurch selbst immer wieder mit am Rost steht und bei Bedarf schnell nachliefert.
Weiß macht eine Pause. Er zündet sich neben der Grillbude eine Zigarette an und verrät das Geheimnis der perfekten Mausbergfest-Bratwürste: "Nur zwei Drittel des großen Grills mit Kohle befüllen: Dort, wo aufgelegt wird, darf keine Flamme sein." Der schwarze Wasser-Bottich ist Teil des Erfolgsrezepts: "Die Würstl vor dem Auflegen ins Wasser tauchen, dann auf den Grill und gleich rollen. Dann verbiegen sie sich nicht." Und wann ist die Wurst perfekt gegrillt? "Für mich ist sie ein Traum, wenn sie schön goldbraun ist", sagt Weiß. Wer sie dunkel bestellt, verpasst also etwas. Genuss-Tipp vom Profi: "Goldbraun sind sie saftiger." Einen Ratschlag für Akkord-Griller gibt's auch: "Nicht nur Wasser trinken, sondern auch was Süßes, ein Spezi, oder ein Radler" – sonst bekommt man einen Krampf in den Händen, weil man viel schwitzt. Kein Problem für Weiß. "Ich liebe Bratwürste. 280 Kilo haben wir allein am Sonntag gegrillt." Bis zum Ende der Festwoche am Sonntag werden noch etliche Kilo dazu kommen. Sagt's, nimmt einen Schluck aus einer Flasche mit Elektrolyt-Getränk und geht zurück an den Grill.
Bergfest-Arbeit macht Spaß
Einer der ältesten Helfer dort ist Wolfgang Wittich (71): Er kümmert sich an diesem Tag um die Steaks. Frauen gibt's keine am Grill. "Sie verkaufen lieber", sagt Timo Kohler. So wie er selbst auch. Er muss jetzt Angelika Obermeier an der Kasse ablösen. Sie war kurzfristig eingesprungen, weil jemand krank geworden war. Kein Problem. Da ist es wieder, das Gebenbacher Wir-Gefühl. Natürlich ist Bergfest-Arbeit anstrengend, vor allem zur den Stoßzeiten. Aber: "Es macht unheimlich viel Spaß", sagt Obermeier – "weil man immer Bekannte trifft. Und weil man gemeinsam schaut, dass was geht. Und dann geht es auch." So einfach ist das. Einfacher geworden ist es auch: Früher mussten die Verkäufer Kopfrechnen, inzwischen haben sie einen Computer in ihrer Bude.
Angelika Obermeier macht jetzt Feierabend. Und bleibt trotzdem da. "Ich geh' alle Tage auch in die Kirche", verrät sie. "Jetzt auch." 18 Uhr, der Abendgottesdienst beginnt. Auf den Sitzgarnituren rund um die Kirche und im Zelt, das die Pfarrgemeinde Gebenbach betreibt, sind jetzt nur noch wenige Plätze frei. Nicht mehr lang: Die Kirche ist voll. Das Grill-Team wird bald wieder ordentlich zu tun haben. Wie lange geht das heute noch so? Manfred Weiß grinst durch den Rauch am Grill. "So lange Leute da sind."
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