Die Schnitzergemeinschaft aus Pleystein war das große Vorbild für die Grafenwöhrer. 1994 waren ihre Krippen in einer Sonderausstellung im 1. Oberpfälzer Kultur- und Militärmuseum zu bewundern. Dies war der Auslöser, um auch in Grafenwöhr eine Gemeinschaft zu gründen. Diese hatte nun im Vorjahr ihr 25-Jähriges, das sie aber nicht feiern konnte.
Auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Helmuth Wächter und unter der Leitung des Vorsitzenden der Pleysteiner Schnitzer Hermann Schneider begann im Januar 1995 eine Gruppe von elf Personen einen Schnitzerkurs im Werkraum der Hauptschule. Beim VHS-Anfangskurs begannen die Schnitzer mit der Fertigung eines Schafes. Mit dabei waren damals Reinhold Gietl und sein Sohn Florian, Anni Czapla, Wolfgang Herzog, Werner Biersack, Albert Panzer, Engelbert Reiter, Franziska Ernstberger, Günther Walberer, Georg Brunner und Gerhad Schultes. Zum Sprecher der Schnitzergemeinschaft Grafenwöhr wurde Reinhold Gietl gewählt.
Das Schnitzen erlernen
Beim VHS-Kurs "Volkstümliches Schnitzen" lernten die Kursteilnehmer zunächst den Umgang mit dem Werkstoff Holz und den Grundwerkzeugen des Figurenschnitzens. Nach einer Einführung in Schleifen, Abziehen und Polieren der Werkzeuge entstand aus einem grob ausgesägten Stück Lindenholz ein Schaf. Zu den Schnitzern, die im Volksmund die "Schouferl-Schnitzer" oder die "Schnitzer mit dem Aluminiumkoffer" genannt wurden, gesellten sich sowohl Männer, wie Frauen aus allen Alters- und Berufsgruppen.
Seit 20 Jahren Krippe vorm Rathaus
Auf das erste Schaf folgten viele Tiere und Menschen, die geschnitzt wurden, so dass bald ganze Weihnachtskrippen entstanden. Vor 20 Jahren wurde das erste Mal die Krippe am Rathaus aufgestellt. Bei den Adventsmärkten in Grafenwöhr konnten die Besucher den Schnitzern über die Schulter schauen und wunderbares Schnitzwerk käuflich erwerben. Zum zehnjährigen Bestehen der Grafenwöhrer Schnitzergemeinschaft gab es im 1. Oberpfälzer Kultur- und Militärmuseum eine Ausstellung, bei der nicht nur Krippen zu bewundern waren, sondern beispielsweise auch eine Eule, ein Delfin oder ein Pilz.
In den ersten Jahren kümmerte sich Josef Troidl aus Mantel um den Schnitzernachwuchs. Abgelöst wurde er von Manfred Stahl aus Luhe-Wildenau, dem auch die Grundlehrgänge zum Schnitzen in Tirol zu verdanken sind. Das Schnitzen ist nach wie vor ein beliebtes Hobby, dem laut Gietl momentan 44 Schnitzer nachgehen. Diese stammen nicht nur aus dem VierStädtedreieck, sondern kommen unter anderen auch aus Auerbach, Pegnitz, Fuchsmühl, Kaltenbrunn, Kemnath, Leonberg (bei Tirschenreuth), Weiherhammer, Luhe-Wildenau, Schirmitz und Weiden. Seit Oktober wird wieder im Keller des alten Schulgebäudes in Grafenwöhr geschnitzt. Aber nicht nur das. Neben dieser Handwerksarbeit spielt auch weiterhin das geselliges Beisammensein ("Hutzageih") eine wichtige Rolle.
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