Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier suchte bei seinem Besuch am Truppenübungsplatz bewusst nicht nur das Gespräch mit der Führungsebene der US-Armee sondern auch mit den einfachen Soldaten. Nach diesem Treffen gab es einen runden Tisch, um auch mal die andere Seite des Lagerzauns, also die deutschen Bürger zu Wort kommen zu lassen.
Wie das Zusammenleben funktioniert
Steinmeier wollte das schon genau wissen, wie das Zusammenleben der sechseinhalb Tausend Deutschen und der rund 13.500 Amerikanern vor Ort funktioniert. Schließlich ist Grafenwöhr durch den nahtlosen Übergang vom militärischem US-Bereich zum zivilen deutschen Wohngebiet einzigartig und die Eingänge zum Truppenübungsplatz liegen direkt in der Stadt.
Bürgermeister Edgar Knobloch berichtet von einer angenehmen Plauderei im ehemaligen Forsthaus am Truppenübungsplatz, das heute Brigadegeneral Joseph Hilbert als Wohnsitz dient: "Mit mir und meiner Frau Gabi waren sieben Bürger aus Grafenwöhr geladen." Diese waren aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten: Barbesitzer, Unternehmer, eine ehemalige Soldatin und weitere.
US-Army größter Arbeitgeber
Dabei wurde dem Bundespräsidenten klar, dass die Amerikaner nicht nur durch ihre Militärpräsenz und einem riesigen Wirtschaftsfaktor die Gegend bereichern: Die US-Army ist der größte Arbeitgeber der Region jährlich werden rund 180 Millionen Euro an Löhnen ausbezahlt. Dazu geben die stationierten Soldaten mit ihren Familien privat über 100 Millionen Euro pro Jahr aus. 2018 war der gesamte Umsatz der US-Armee in der Region bei 660,8 Millionen Euro.
Doch der amerikanische Einfluss geht weit darüber hinaus: "Wir feiern gemeinsam unsere Feste vom Aufstellen des Maibaums bis zum Unabhängigkeitsfeiertag am 4. Juli", erklärte Knobloch Steinmeier. Die Teilnahme von Vertretern des Truppenübungsplatzes beim Sautrogrennen am Fischerfest ist fast schon Pflicht. Durch die Kombination zweier Kulturen, der bayerischen und der amerikanischen, herrsche in Grafenwöhr ein hohes Maß an Weltoffenheit und es gebe fast keine Fremdenfeindlichkeit.
Vorteile überwiegen Nachteile
Steinmeier suchte das Gespräch mit jedem Einzelnen am runden Tisch und ließ sich die Erfahrungen mit den Amerikanern berichten. "Freundlich offen, aber dennoch staatsmännisch", schätzte Knobloch ihn ein. Das Staatsoberhaupt nahm sich dafür Zeit – das Gespräch dauerte eineinhalb Stunden.
Wo immer viele Menschen aufeinandertreffen gibt es natürlich auch Reibungspunkte. Dazu gehören der Schießlärm, das hohe Verkehrsaufkommen – Steinmeier erkannte aber, dass die Vorteile durch die Präsenz der Amerikaner die Nachteile in Grafenwöhr klar überwiegen. Insofern war er voll des Lobes, erklärt Knobloch: "Grafenwöhr gebühre Dank, dass die Stadt so ein guter Repräsentant für Deutschland sei." Zum Abschied trug sich Bundespräsident Steinmeier dann sogar noch in das Goldene Buch der Stadt ein.
Zur Person: Frank-Walter Steinmeier
- Seit 19. März 2017 der zwölfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland; Bei der Wahl am 13. Februar 2022 wiedergewählt
- Geboren 5. Januar 1956 in Detmold
- Begann 1976 ein Studium der Rechtswissenschaft und ab 1980 der Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen
- Von 1999 bis 2005 war Steinmeier Chef des Bundeskanzleramtes unter Gerhard Schröder
- Von 2005 bis 2009 (Kabinett Merkel I) Außenminister und ab 2007 auch Vizekanzler der Bundesrepublik
- Niederlage als Kanzlerkandidat der SPD bei der Bundestagswahl 2009
- Von 2009 bis 2013 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und damit auch Oppositionsführer.
- Von 2013 bis 2017 (Kabinett Merkel III) zweite Amtszeit als Außenminister













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