(az) Samstag, 30. Juni. Der Tag, an dem Weihbischof Reinhard Pappenberger ein Sechziger wurde. Und an diesem Tag musste er unbedingt heim zu seinen Wurzeln. Wechselte er von der Domstadt Regensburg zur Soldatenstadt Grafenwöhr, von der Donau zur Creußen, jenem Flüsschen, an dem er als Bub so gern gespielt hatte.
Die Pfarrei freute sich auf ihren Reinhard, und die Bürger waren zahlreich zum Heimatgottesdienst gekommen, den Stadtpfarrer Bernhard Müller arrangiert hatte. Mit Müller standen die Ruhestandsgeistlichen Hans Bayer, Karl Wohlgut und Wolfgang Traßl am Altar. Hauptzelebrant war der Jubilar selbst. Der Chor "Ex Animo" mit Leiterin Iris Eckert sang berührende Lieder. Leonore Böhm, jahrzehntelange Schmückerin der Friedenskirche, hatte für das Geburtstagskind ein Blumenarrangement kreiert, augenfällig drapiert vor dem Altar.
Für den Priester Reinhard war es vor allem ein Dankgottesdienst: Tiefe Dankbarkeit gegenüber Gott, den bereits verstorbenen Eltern und so vielen bereits Vorausgegangenen, gegenüber Freunden und treuen Wegbegleitern, weiter, dass mit ihm alles so gut gelaufen war, bestimmte seine Predigt. Ja, sie war von Dankbarkeit geradezu durchwoben. Wobei es eigentlich keine Predigt dem Sinn nach war. Eher ein Erinnern an vertraute Menschen, gesprochen zu vielen Vertrauten.
Mit spürbarer Wehmut etwa dachte er an seine zu früh verstorbenen Eltern und an den so jäh aus dem Leben gerissenen Schulfreund und Priesterkollegen Jürgen Hohn. Exakt eine Woche vorher hätte dieser 60. Geburtstag feiern können. In einer Messfeier hatte er hier in dieser Kirche seiner gedacht. "Ich bin dankbar, dass ich ihn haben durfte und dass ihr ihn haben durftet." Als das Wichtigste überhaupt stellte er heraus, vertrauensvoll auf Gott zu setzen, "weil wir nicht wüssten, was in Zukunft sein werde. Im Leben und im Sterben, wir gehören Gott sei Dank ihm an", fasste er alle Zuversicht zusammen. Lektorin Doris Bernhardt band in die Fürbitten persönliche Nöte der Menschen wie große Anliegen der Kirche ein.
Stadtpfarrer Bernhard Müller überraschte abschließend den Jubilar mit einem prächtigen Blumenstrauß aus Sonnenblumen und weißen Rosen, um "persönlich, im Namen der Mitbrüder und in unser aller Namen zu gratulieren und alles Gute zu wünschen für deinen anstrengenden Dienst". "Wir sind froh", fügte er an, "dass du als Grafenwöhrer Pfarrkind immer wieder kommst und so Verbindung zur Heimat hältst." Auf Geheiß von Müller und angestimmt vom Chor sangen die Gläubigen "ihrem Reinhard" dann das Lied "Viel Glück und viel Segen ..." Das ging ihm nahe, und er hatte ein Mühe seine Rührung zu verbergen. Auch, als der Chor ihn fast zärtlich mit dem "Straßen-Schutzlied" verabschiedete mit dem Refrain "... und, bis wir uns wiedersehen, halte Gott Dich fest in seiner Hand".
Das letzte Wort hatte der Jubilar. "Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht nach Grafenwöhr schaue", bekannte er im Hinblick auf entsprechende Heimatbilder in seiner Regensburger Wohnung und nannte in diesem Zusammenhang Künstlerin Christina Hausmann. Bei "Ex Animo" und dem Kirchenvolk bedankte er sich so: "Wer singt, betet doppelt."
Mit vielen, vielen Streicheleinheiten für die Seele wurde Pappenberger dann beim Stehempfang auf dem Kirchplatz bedacht: Mit Hände schütteln, Umarmungen, Küsschen, Lachen, Fröhlichkeit und dem Austausch von kleinen "Weißt du noch"-Episoden ließen die Grafenwöhrer ihren Reinhard spüren, wie sehr sie ihn mögen, schätzen - und wie stolz sie sind auf ihren Weihbischof. Es gab kein offizielles Programm mit vorbereiteten Auftritten. Vielmehr machten die Leute selbst Programm - aus dem Stegreif und aus dem Herzen. Es war ein Geburtstagsfest der Begegnung.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.