Grafenwöhr
23.01.2020 - 08:58 Uhr

Grafenwöhr feiert Sebastianstag: Süße Pfeile seit 35 Jahren

Eine Jahrhunderte alte Tradition hat der Orts- und Gelübdefeiertag Sebastian für Grafenwöhr. Nicht ganz so lang, aber immerhin seit 35 Jahren wird nach dem Festgottesdienst an die Gläubigen Gebäck verteilt: die Sebastianspfeile.

Veronika Bäumler (Mitte) ist "so alt" wie die süßen Pfeile. Will heißen, seit 35 Jahren backt sie ohne Unterbrechung mit. Irmgard Wolf (rechts) hat in der Küche ihrer Eltern Josef und Karolina Keck viele Jahre den Hefeteig mit bearbeitet, bevor dieser in die Stadtmühle getragen wurde. Mit im Bild ist Angelika Schultes (links). Bild: az
Veronika Bäumler (Mitte) ist "so alt" wie die süßen Pfeile. Will heißen, seit 35 Jahren backt sie ohne Unterbrechung mit. Irmgard Wolf (rechts) hat in der Küche ihrer Eltern Josef und Karolina Keck viele Jahre den Hefeteig mit bearbeitet, bevor dieser in die Stadtmühle getragen wurde. Mit im Bild ist Angelika Schultes (links).

In Anlehnung an Pfeile, mit denen der römische Offizier Sebastian seines Glaubens wegen einst schwer verwundet wurde. Das Gebäck war die Idee des vormaligen Stadtpfarrers Hans Bayer im Jahr 1985. Dem beliebten Priester – heute als Ruhestandsgeistlicher mit Wohnsitz in Gößenreuth eine große Stütze für Pfarrer Bernhard Müller – ging es dabei sowohl um die historische Erinnerung als auch um Kommunikation. Etwa nach dem Motto "Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen" sollten die süßen Pfeile auch dem Zusammenhalt mit guten Gesprächen dienen.

Eine wertvolle Initiierung, die bis heute an der Pestsäule auf dem unteren Marktplatz gepflegt wird. Zu den Pfeilen brauchte man natürlich auch Flüssiges. Seit ebenso 35 Jahren kocht die Familie von Willi Buchfelder dazu Tee. Heuer waren es rund 30 Liter – stets eine Wohltat in den kalten Januartagen. Wer möchte, bekommt dazu als Spende der Stadt einen Schuss Rum in den Becher. Zurück zu den Sebastianspfeilen. Damit Pfarrer Bayers Idee umgesetzt werden konnte, bedurfte es zunächst eines Prototyps. Oder – auf Oberpfälzisch gesagt – ein „Murl“ musste her. Hier konnte der findige Grafenwöhrer Josef Specht (Keckn) mit einer entsprechenden Kreation helfen. Und wie ging es weiter? Lange Jahre wurde der Hefeteig, in drei Schichten, in der Küche von Josef und Karolina Keck in der Pflegamtsgasse per Hand geschlagen und vorbereitet, erinnert sich Tochter Irmgard Wolf. Aus 15 Pfund Mehl entstanden etwa 750 Teiglinge, die dann, gut abgedeckt, in der nahen Holzofenbäckerei von Hans Speckner (Stadtmühle) gebacken wurden. Als diese schloss, zeigte das Sankt Michaelswerk Entgegenkommen. Dank Bäckermeister Christian Flor können Kolpingfrauen seither dort das Gebäck fertigen. Eine Bäckerin, die schon von Anfang an, also seit 35 Jahren, dieses Ehrenamt ausübt, ist Veronika Bäumler. Auf sie ist eben zu 100 Prozent Verlass. Übrigens: Zum Jubiläum waren die Pfeile nicht nur größer. Es schien vielen so, als wären sie noch fluffiger gewesen und hätten noch einen Tick köstlicher geschmeckt.

So sehen sie aus, die Sebastianspfeile. Heuer scheinen sie noch fluffiger und schmecken noch süßer. Bild: az
So sehen sie aus, die Sebastianspfeile. Heuer scheinen sie noch fluffiger und schmecken noch süßer.
Sebastianspfeile und heißer Tee, das löst die Zunge für gute Gespräche. Mit dabei ist Stadtpfarrer Bernhard Müller Bild: az
Sebastianspfeile und heißer Tee, das löst die Zunge für gute Gespräche. Mit dabei ist Stadtpfarrer Bernhard Müller
 
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