Gründerzeit des Truppenübungsplatzes: Bilderzeitreise mit Wiedererkennungswert

Grafenwöhr
24.02.2023 - 18:50 Uhr

Seinen Vater als Lokführer der Feldbahn auf einer historischen Aufnahme zu erkennen ist ein außergewöhnlicher Moment. In der Bilderreise durch die Gründerzeit des Truppenübungsplatzes gab es so einige.

„Für die Nachwelt bewahren“ heißt die Sonderausstellung anlässlich des 90jährigen Museumsjubiläums. Nach dem viel beachteten Vortrag zu alten Stadtansichten hat Kulturmanagerin Birgit Plößner für den Bildervortrag im Kultur- und Militärmuseum 200 zum Teil noch nie gezeigte Bilder zusammengestellt. Diese stammen aus der Zeit zwischen 1908 und 1945. Christine Meindl vom Heimatverein freute sich über die große Resonanz. Unter den rund 50 Besuchern waren auch Bürgermeister Edgar Knobloch sowie Garnisonskommandeur Oberst Kevin Poole und seine Frau Patricia begrüßen.

Plößner startete ihre Zeitreise mit dem Blick auf ehemalige Ortschaften, die der Errichtung des Truppenübungsplatzes für die königlich bayerische Armee weichen mussten. Viele Gastarbeiter waren zwischen 1908 und 1915 damit beschäftigt, die rund 250 Gebäude zu errichten. Stolz zeigten sich die Handwerker mit damals modernster Technik, wie Dampfwalzen die beim Straßenbau eingesetzt wurden. Im Rohbau bis zur Fertigstellung wurde immer wieder das Wahrzeichen des Übungsplatzes, der Wasserturm gezeigt.

Opfer der Bombardierung

Ein fränkischer Fachwerkstil prägte das Bild des Militärlagers. Das Mannschaftslager, Verwaltung und das Offizierslager entstanden, Aufnahmen vom damaligen Luitpoldpark mit Musikpavillon zeigten den Glanz der königlich bayerischen Armeezeit. Groß war die Freude bei Kevin und Patricia Poole ihr derzeitiges Wohnhaus, das damals als Stabsoffiziersgebäude errichtet wurde, unter den alten Aufnahmen wiederzufinden. Geschickt verstand es Plößner Luftaufnahmen, gemacht von den damaligen Fesselballons, neuzeitlichen Bildern gegenüberzustellen. Eindrucksvoll wurden so die Lücken aufgezeigt, die im April 1945 durch die Bombardierung entstanden. 80 Prozent der Gebäudesubstanz, besonders im Bereich der Stalllager, fiel den Bomben zum Opfer. Pferdefuhrwerke, Gleisanlagen und Loren wurden für Erdbewegungen und Materialtransport im Lagerbau eingesetzt.

Vater auf Bild entdeckt

Eine Schmalspurfeldbahn mit offenen Waggons und drei Dampfloks brachte damals Material, Munition und Soldaten auf die Schießbahnen des Übungsareals. „Des is mei Vater“, deutete der 93-jährige Engelbert Reiter bei einer Aufnahme um 1925 auf den Lokführer. Auch bei weiteren Bildern brachte der Senior seine Erinnerungen ein, auch welche, die er als 16-Jähriger bei der Bombardierung und dem Kriegsende erfahren musste.

Bilder vom Soldatenleben, Aufmärsche in der Reichswehr- und Wehrmachtzeit, Sportereignisse der Soldaten und der Blick in prächtige Säle der ebenso zerstörten Offizierskasinos gehörten genauso zum Vortrag wie der Ausflug nach Vilseck. In den Jahren 1937 und 1938 wurde dort bei der Platzerweiterung das Truppenlager Altneuhaus gebaut. "Über 15000 Bilder umfasst das Archiv des Heimatvereins", ließ Birgit Plößner wissen. Schwarzweißaufnahmen und colorierte Postkarten, die zumeist vom Militärfotografen Spahn stammen, stehen noch für weitere Präsentationen und Entdeckungsreisen bereit.

Termine des Kultur- und Militärmuseums :
  • Als Abschluss der Sonderausstellung „Für die Nachwelt bewahrt“ lädt das Museum anlässlich seines 90-jährigen Bestehens am Sonntag, 12. März, zu einer Führung auf den Annaberg mit Burgenforscher Matthias Helzel ein.
  • Mit 10 Besucherfahrten bietet der Heimatverein in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr und der US-Armee einen Einblick in das Trainingsareal. Termine und Anmeldemodalitäten sind auf der Homepage des Museums: www.museum-grafenwoehr.de zu erfahren.
  • Sonntag, Dienstag, Mittwoch, und Donnerstag jeweils von 14 bis 17 Uhr sind die Öffnungszeiten des Kultur- und Militärmuseums. Für Gruppen können Sonderführungen vereinbart werden.
  • Historische Stadtführungen und heuer erstmals geführte Gruppenbesuche in den Lagerbereich mit Wasserturmbesichtigung stehen ebenfalls auf dem Programm des Museums das unter folgenden Kontaktdaten zu erreichen ist: Email: info[at]museum-grafenwoehr[dot]de“ Telefon: 09641 – 85 01

 
 

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