Grafenwöhr
09.07.2018 - 09:39 Uhr

Kochen, Backen, Putzen

So was nennt man wahre Freundschaft: Da besuchten sie vor 55 Jahren die Haushaltungsschule in Grafenwöhr, und noch immer treffen sich die Ehemaligen zu Wiedersehensfeiern.

40 Schülerinnen waren es beim Lehrgang 1962/63. Vier sind bereits verstorben, einige ließen sich entschuldigen. Insgesamt war es ein wunderschöner, erinnerungsträchtiger Nachmittag. Im Biergarten des Pressather Gasthofes Heining ließ man es sich gutgehen. AZ
40 Schülerinnen waren es beim Lehrgang 1962/63. Vier sind bereits verstorben, einige ließen sich entschuldigen. Insgesamt war es ein wunderschöner, erinnerungsträchtiger Nachmittag. Im Biergarten des Pressather Gasthofes Heining ließ man es sich gutgehen.

Schon erstaunlich, diese Treue und Verbundenheit, schließlich währte der Lehrgang im Haus der Jugend lediglich ein Jahr. Im Gasthof Heining in Pressath trafen sich die Ehemaligen dieses Mal, nachdem die vorangegangenen Feiern am Lehrgangsort Grafenwöhr stattfanden. Hauptorganisatorin war einmal mehr Irene Ließmann (Meiler). Und grad schön war es wieder, wie alle fanden.

In den Erinnerungen wurden die frühen sechziger Jahre wach, wo für die Entlassschülerinnen der Volksschule keine rosigen Zeiten für Lehrstellen herrschten. So wären die Eltern froh gewesen über die Möglichkeit dieses einjährigen Lehrganges und der Unterweisung hauptsächlich in Kochen, Handarbeit und allgemeiner Hauswirtschaft für ihre Töchter.

Stadtpfarrer Ludwig Schmidt, der Erbauer des Jugendheimes, hatte die von Schwestern geleitete Schule initiiert. Das Erlernen von Grundkenntnissen zur Führung eines Haushalts sei ihnen später sehr von Nutzen gewesen, war man sich einig. Solide Hausmannskost mit viel Gemüse und wenig Fleisch sei auf den Tisch gekommen. Durch das Backen von Kuchen und Torten wurden die Mädchen zu hervorragenden Bäckerinnen – wie die mitgebrachten Leckereien für die Kaffeetafel bewies.

Im Fach Handarbeit wurden unter anderem. Wandbehänge bestickt, Babygarnituren gehäkelt, Taufkleidchen, Nachthemden, bzw. Schlafanzüge, Tischdecken und Kopfkissen gefertigt. Und, was heute blitzschnell die Maschine erledigt, wurde mühsam und mit Präzision erlernt – das Nähen von Knopflöchern. Lebhafte Erinnerungen gab es hier an die Schwestern Felicitas und Mathilde und deren „Eigenheiten“. Besonders letztere sei „recht streng und resolut“ gewesen. Aufgefrischt wurden auch die „großen Amibüchsen mit gelbem Käse und Bockwürsten“ – zustande gekommen durch den „guten Draht“ von Hausherrn Stadtpfarrer Ludwig Schmidt zu den Amerikanern. Was anfangs heiß begehrt war, hing den Mädchen im Laufe der Zeit indes „vom Hals heraus“. Es war so. Immer dann, wenn eine Einheit das Lager Grafenwöhr verließ und die Küche aufgelassen wurde, erhielt die Schule vom Überschuss – eben gelben Käse und Würste. Ein Wegwerfen kam nicht in Frage, alles musste aufgegessen werden.

Stundenlang hätte man zuhören können von jenen Zeiten, die mitunter spartanisch, insgesamt betrachtet jedoch auch viele gute Seiten hatten. Die Zufriedenheit zum Beispiel.

Mit dem Versprechen „auf ein Wiedersehen in fünf Jahren – so Gott will“ – löste sich die Gemeinschaft auf.

 
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