Am Mittwoch war es noch die Vorzeige-Truppe, die die US-Armee auf dem Truppenübungsplatz für ein persönliches Treffen mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ausgesucht hatte. Am Donnerstag wurde dann aber öffentlich, dass sich zuletzt nicht alle Soldaten des "1st Armored Brigade Combat Team" der dritten US-Infanterie-Division so vorzeigbar benommen hatten.
Die Einheit war von US-Präsident Joe Biden Ende Februar nach Grafenwöhr verlegt worden. Dies war eine direkte Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine. Seither haben die Soldatinnen und Soldaten aber wohl für mehrere Zwischenfälle gesorgt, so dass nun die gesamte über 3000 Männer und Frauen starke Einheit bestraft wird. Die US-Armee hat ein generelles Alkoholverbot für die Einheit erlassen. Außerdem ist es den Soldaten bis auf Weiteres verboten, ihre Quartiere auf dem Übungsplatz über Nacht zu verlassen. Das berichtet die offizielle Zeitung der US-Armee, "Stars and Stripes".
Schuld an der ungewöhnlichen Bestrafung für die gesamte Panzer-Brigade sind mehrere "Vorfälle", die sich außerhalb des Stützpunkts zugetragen haben, wie "Stars and Stripes" weiter meldet. Das Fass zum Überlaufen brachten aber wohl letztlich fünf Soldaten, die betrunken auf E-Rollern ertappt wurden. Wo und wann sich dies ereignet hat, geht aus den Veröffentlichungen der US-Armee nicht hervor. Das generelle Alkoholverbot ist bereits seit 7. Juli in Kraft. „Diese Einschränkungen werden sicherstellen, dass wir unsere Missionsbereitschaft aufrechterhalten und gute Gäste bei unserem Gastgeberland bleiben“, zitiert "Stars and Stripes" den Sprecher der Brigade, Major Patrick Connelly.
Die E-Roller-Vorfälle könnten für die betroffenen US-Soldaten zusätzliche negative und wohl auch überraschende Konsequenzen haben. Anders als in den USA gelten diese kleinen Fahrzeuge als offizielle Verkehrsmittel. Wer betrunken damit fährt, riskiert so auch seinen Führerschein. Dies scheint den Amerikanern nicht bewusst gewesen zu sein, als sie sich betrunken auf die Leihgeräte stellten. Die US-Armee hat deshalb für die gesamte Einheit eine Schulung im richtigen Umgang mit den Elektrogeräten auf deutschen Straßen angeordnet.
An diesem Mittwoch war von dem Ärger für die Einheit nichts zu bemerken. Etwa 200 Männer und Frauen waren am Vormittag angetreten, um sich mit dem deutschen Bundespräsidenten zu treffen. Frank-Walter Steinmeier sagte ihnen stellvertretend für allen US-Soldaten in Deutschland Danke. Im Anschluss ließ sich Steinmeier schwere Panzer zeigen, die die Truppe im Einsatz nutzt. Außerdem tauschte sich der Präsident mit den Soldatinnen und Soldaten über persönlichen Belastungen durch den überraschenden Einsatz in Deutschland aus. Außerdem ließen mehrere Soldaten Erinnerungsfotos mit dem deutschen Staatsoberhaupt machen.
Die Einheit war bewusst für das Treffen ausgewählt worden, war sie doch direkt nach dem russischen Überfall auf die Ukraine noch Ende Februar nach Grafenwöhr verlegt worden. Binnen weniger Tage waren die Soldaten mit hier deponiertem Material ausgestattet worden und dadurch einsatzbereit. Wie nun die "Stars and Stripes" öffentlich machte, nutzen die Soldatinnen und Soldaten ihre Zeit in Deutschland aber wohl nicht nur für Training und Übungen.
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