Der Bezug zum Ortsheiligen der Stadt, Sankt Sebastian, ist schnell hergestellt. Er ging für seine Treue zum Glauben in den Tod. Die Stadt Grafenwöhr verbindet mit ihm den Glauben daran, sie einst vor der Pest gerettet zu haben. Ein Ortsfeiertag mit einem Gedenkgottesdienst, ein eigener Altar in der Alten Pfarrkirche, die Pestsäule auf dem Marktplatz sind Widmung und Dank für die Bewahrung vor dem Tod.
Pfarrer Bernhard Müller – in Konzelebration mit den Ruhestandsgeistlichen Karl Wohlgut und Hans Bayer – freute sich über eine große Festgemeinde. Prediger Hans Bayer zeichnete zunächst kurz die Vita des römischen Soldaten Sebastian nach, den er als "Heiligen zum Anfassen" bezeichnete. Mit seinem Bekenntnis zu Christus sei er Kaiser Diokletian mutig entgegengetreten. Diesen Mut habe er mit dem Tod bezahlt. Der an eine Säule gebundene, von zahlreichen Pfeilen getroffene Soldat habe in schweren Zeiten als Helfer gegen "alle Pfeile leiblicher und seelischer Krankheit gegolten, vorab der Pest", erklärte Bayer. Die Stadtväter einst hätten Sebastian zum Stadtpatron erwählt. "Patron heißt Vater. Er sollte wie ein fürsorglicher Vater helfen." Den Heiligen zeichne ein mutiges Bekenntnis zu Christus aus, für ihn sei er in den Tod gegangen. Standhaftigkeit und Mut würden so immer ihre Gültigkeit und Bedeutung für eine christliche Lebenshaltung haben, unterstrich der Prediger. Sebastians vorbildliche Haltung bedeute für unser Christ-Sein, sich für andere Menschen einzusetzen. Allerdings würden wir uns nicht genug leiten lassen vom Geist der Stärke. Er anempfahl abschließend Gottes Geist, sich unserer Schwachheit anzunehmen und sich seinem Wirken zu öffnen.
In den Fürbitten erbat Lektor Willi Buchfelder unter anderem den Segen für die Gemeinde, den mutigen Einsatz für Menschen, die mit Worten oder Fäusten verletzt würden, die Hilfe mutigen Eintretens für den Glauben, auch für den Preis dafür ausgelacht oder verletzt zu werden, den Beistand für Kranke und Behinderte, den Segen für alle Friedensbemühungen "im großen wie im kleinen". Während des Gottesdienst durchzog ein köstlicher Duft die Kirche. Dieser ging von den Körben in der Kirchenbank aus. Der Duft kam von rund 400 Gebäckstücken in Form von kleinen Pfeilen. Stadtpfarrer Müller segnete diese am Schluss des Gottesdienstes. Sie wurden anschließend von Kolpingfrauen an der Pestsäule verteilt.
Pfarrer Müller begrüßte im Gottesdienst auch eine Reihe von Vertretern des öffentlichen Lebens, von Vereinen mit Fahnenabordnungen wie auch der US-Army und Bundeswehr. Der Kolpingsfamilie als Organisator sowie Leonore Böhm galten zudem Grüße. Er wisse, dass Festgottesdienst und die nachmittägliche Andacht für die engagierte Kreisheimatpflegerin "ein großes Anliegen" wären und er sagte "Vergelt's Gott" für diese Treue. Lobend erwähnte er den Blumenschmuck durch Irmgard und Siegfried Wolf. Dankenswerterweise hatte die Stadt wieder eine Kerze zur Erinnerung an Sebastian gestiftet, die der Pfarrer segnete. Grüße übermittelte er von seinem evangelischen Amtsbruder André Fischer. Die Stadtkapelle mit Ludwig Reichl an der Orgel umrahmte die Feier.
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