Rund 25 Bürger hatten sich zur Stadtratssitzung am Donnerstagabend im Stadtrat eingefunden. Alle hatten im Sitzungssaal keinen Platz gefunden, weswegen die Diskussion über Mikrofon und Lautsprecher in die Lokalräume des Sportparks übertragen wurden. Die ungewöhnlich hohe Zahl überrascht nicht: Nach langem Vorlauf der Planung stand der Bebauungsplan des umstrittenen Fachmarktzenturms auf dem alten Deyerling-Gelände an der Neuen Amberger Straße zur Abstimmung. Die örtlichen Einzelhändler fürchten die entstehende Konkurrenz.
Für den Investor, die Gamma Grundbesitzgesellschaft, war Helmut Köstler zu Gast und stellte die Pläne vor. Es sollen zwei große Hallen mit Verkaufsräumen entstehen. In der größeren Halle soll nach jetzigem Stand ein Rewe-Supermarkt mit 1150 bis 1200 Quadratmetern mit einem Getränkemarkt und separatem Eingang über 425 Quadratmetern entstehen. Im Eingangsbereich soll ein Bäcker seine Ware anbieten können.
Die zweite Halle umfasst 800 Quadratmeter und es gab bereits fortgeschrittene Verhandlungen mit einem Textiler, wegen der augenblicklichen Corona-Situation würden diese aber auf Eis liegen. Es wäre auch möglich den Bereich in zwei Hallen mit je 400 Quadratmeter zu splitten und zwei Märkte hineinzulegen. Für Autos sind 130 Parkplätze mit einer Länge von 5 Metern und einer Breite von 3,25 Metern geplant; es soll aber auch Parklücken mit 2,70 Metern und 3,50 Metern Breite entstehen.
Holz und Glas sollen das dominante Baumaterial sein. Dies garantiere laut Köstler eine gute Lichtdurchflutung und helle Räume. Das Gebäude könne als Eigenversorger auf fossile Brennstoffe komplett verzichten. Ein barrierefreies Einkaufen soll möglich sein. "Wir wollen durch eine attraktive Gestaltung etwas besonders schönes schaffen", erklärte Köstler.
Das Projekt umfasst insgesamt 3500 Quadratmeter und ein Investitionsvolumen von 8,8 Millionen Euro. Bei Rewe sei es üblich, dass die Märkte lokal verwaltet werden und damit die Gewerbesteuer der Stadt zufließt. Köstler schätzt dazu, dass 25 Arbeitsplätze in verschiedenen Beschäftigungsformen entstehen werden.
Er fasste anschließend die Vorteile zusammen: Die Attraktivität der Stadt soll durch die Beseitigung des städtebaulichen Missstandes der alten Halle beseitigt werden. Stattdessen soll die moderne Architektur den Stadteingang aufwerten. Für die Entsorgung von Altlasten des alten Sägewerks werden 150.000 Euro einkalkuliert.
Grafenwöhr soll als Einkaufsstadt gestärkt werden. Köstler verglich es mit einem ähnlichen Standort in Kemnath, und sprach
von einem "Leuchtturmprojekt". Im ganzen Städtedreieck soll das Zentrum die modernste Einkaufsmöglichkeit überhaupt bilden. 25 neue, "krisenfeste" Arbeitsplätze sollen entstehen.
Rewe-Märkte würden von regional ansässigen Kaufmännern geführt, ein Bezug zum Ort sei damit vorhanden, die Gewerbesteuer bliebe in der Stadt. Lokale Bäcker und Metzger hätten eine Verkaufsmöglichkeit. Zuletzt könnte der Vertreter des Investors sich eine Impulswirkung für bestehende Einkaufsmärkte vorstellen, ihre Qualitäts- und Verkaufskultur an das neue Niveau anzupassen.
Nach der folgenden Diskussion und vor der Öffentlichkeitsabwägung (Berichte folgen) kam die Abstimmung. 13 Stadträte stimmten für den Bebauungsplan, sechs waren dagegen. Lukas Braun (CSU) fehlte entschuldigt, Anita Heßler (CSU) war wegen Befangenheit von der Teilnahme ausgeschlossen. Ihr Mann hatte als Inhaber eines Elektrogeschäfts eine Stellungnahme abgegeben.
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