Saatgut-Gewinnung im eigenen Garten

Großschönbrunn bei Freihung
15.06.2023 - 11:53 Uhr
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Über Jahre hinweg die Dotzlers in ihrem Naturgarten mit Saaten experimentiert. Eine Erkenntnis: Das Beste ist es, wenn man die Natur einfach selbst machen lässt. So darf bei ihnen im Garten zum Beispiel der Salat eine Blüte bilden.

Die Hobby-Naturgärtner Daniela und Christian Dotzler sind stolze Besitzer des mehrfach ausgezeichneten „Hortus Bios“ in Großschönbrunn bei Freihung (Landkreis Amberg-Sulzbach). Sie legen großen Wert auf unkontrolliert-biologisches Gärtnern und auf ein insektenfreundliches Stückchen Erde. Die Naturliebhaber versorgen sich aus dem eigenen Garten und geben Überschüsse an Interessierte weiter.

„Garten war schon immer unsere Leidenschaft. Schon als Kinder säten sowohl Christian wie auch ich, in den Gärten unserer Großeltern beziehungsweise Eltern alles Mögliche an“, erzählt Daniela Dotzler. „Als wir heirateten, haben wir parallel zum Hausbau in Großschönbrunn, schon den Vorgarten am geerbten Haus gepflegt, und hier dann vieles nebenbei gärtnerisch umsetzen können – zunächst ganz klassisch mit gekauften Pflänzchen oder mit selbst gezogenem und gekauftem Saatgut.“

Der Weg zum Naturgarten

Garten bedeute für die Dotzlers auch immer Veränderung und Wachsen an den Herausforderungen – was sie bewegte, sich schon sehr früh um ökologisches Gärtnern auf dem eigenem Stück Land zu bemühen. „Das heißt, dass wir schon immer den eigenen Kompost herstellten, Jauche zum Düngen der Pflanzen und Vieles mehr“, sagt Daniela Dotzler. „‚Naturgarten‘ wurde das im Laufe der Zeit unkontrollierte, biologisch behandelte und gepflegte eigene Stück Land erst viel später tituliert.“

Als Permakultur im Garten der Dotzlers zum Ziel geworden war, beschäftigten sich die beiden intensiv mit der Gewinnung von eigenem Saatgut. „Uns war anfangs noch gar nicht bewusst, was man alles zum Blühen bringen kann, um danach auch Samen zu ernten“, berichtet Daniela Dotzler von den Anfängen. „Tomaten war irgendwie klar. Samen aus den reifen Früchten nehmen und trocknen, um diesen im Folgejahr auszusäen. Bei Kürbis und Zucchini funktioniert das genauso, bei Schnittlauch geht das über die Blüte.“

Salat kann blühen

Aber nicht allen Gärtnern sei bewusst, dass man beispielsweise Salat auch zum Blühen bringen kann. „Die meisten Menschen reißen Salat aus, wenn dieser zu ‚schießen‘ beginnt, das heißt wenn er auswächst“, sagt Daniela Dotzler. Die beiden Naturgärtner haben den Salat stehen gelassen und konnten dessen Blüte erleben. Die Samenstände der ausgewachsenen Salatstauden wurden ins Trockene gebracht und im Frühjahr wieder ausgesät. „Das großartige Ergebnis hat uns verblüfft, denn aus den eigenen Salatsamen konnten wir prächtige, gesunde Salatpflanzen ziehen“, erzählen die Dotzlers.

Sie ziehen inzwischen meist von Februar bis Ende April Pflanzen aller Art im eigenen Wintergarten vor. „Die große anfängliche Begeisterung beispielsweise für Bohnen, bringt uns bei den inzwischen 110 Sorten, die wir im Garten selbst ziehen und ernten, langsam in Platznöte“, gesteht Christian Dotzler. Das Ehepaar lässt in seinem „Hortus Bios“ alljährlich Rosenkohl, Spitzkohl, Palmkohl, Wirsing, Radieschen, Rettiche, Erbsen, Petersilie, Mangold, Rote Bete und sogar Spargel ausreifen. So gewinnen sie auch aus diesen Gemüsesorten ihre eigenen Samen. Ebenso erfolgt die Samengewinnung für viele Blumensorten und vor allem für insektenfreundliche Pflanzen.

Pflänzchen trotzen der Kälte

„Aber das wohl Beste ist die Salat-Produktion, deren Ergebnis uns immer wieder in Erstaunen versetzt“, schwärmen die beiden Naturgärtner. „Seit einigen Jahren darf Salat, der an Ort und Stelle seine Samen ins Beet verliert, dort aufgehen. Die jungen Pflänzchen sind sehr robust, sie trotzen der Kälte im Frühjahr und brauchen zu dem Zeitpunkt auch noch nicht gegossen werden.“ Man brauche nur immer wieder ein paar kleine Salatpflänzchen pikieren, also ins Frühbeet oder im Gewächshaus vereinzeln, und schon „wachse er munter vor sich hin“.

Schnecken knabbern selten

Dort ist in den ersten Tagen nun gießen nötig. Danach holen sich die Wurzeln das Wasser aus der tiefen Erde. Dieser so herangezogene Salat sei so gesund, dass selbst Schnecken ihn nicht oder nur sehr selten anknabbern würden. Als dies den Dotzlers bewusst geworden sei, hätten sie sich auf die Suche nach schneckenresistentem Gemüse gemacht. „Schnecken mögen keine gesunden, robusten Pflanzen. Sie vertilgen aber alles, was so halb schwelg ist“, haben die Dotzlers erkannt. „Auch vorgezogene Salatpflanzen aus dem Wintergarten wurden gerne gefressen. Natur ist so wunderbar – beobachten genügt. Wir sähen jetzt kaum mehr Salat im Haus, sondern überlassen dies unserem Naturgarten selbst.“

Das über die vielen Jahre gewachsene Wissen teilen die Dotzlers gerne mit (Hobby-)Gärtnern bei Vorträgen, Workshops, „Lehrwerkstatt“-Treffen oder Führungen in ihrem Naturgarten. Hier können sich Interessierte ein Bild von einem Naturgarten und seinen Vorteilen machen. Für die Dotzlers bedeutet die Gestaltung und Pflege ihres Gartens mit einigen Tausend Quadratmetern keine Arbeit, sondern eine angenehme Beschäftigung zur Selbstversorgung. „Wir freuen uns über alles, was wächst und zur Verpflegung bereitsteht. Aber auch über unseren naturnahen Garten, der unzähligen Insekten, Vögeln und Kleinlebewesen ein Zuhause bietet.“

 
 

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